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Zukunft des Zockens. Wird E-Sport irgendwann olympisch?

© Sebastian Gollnow/dpa

E-Sport beim SV Babelsberg 03: Virtueller Kick

Als einer der ersten deutschen Vereine außerhalb des Profifußballs gründet der SV Babelsberg 03 eine E-Sport-Abteilung. Der Fokus liegt zunächst auf dem Spiel "Fifa". Unterdessen wird die womöglich olympische Zukunft von E-Sport ausgelotet.

Von Tobias Gutsche

Der SV Babelsberg 03 steht als Verein für Offenheit. Diese demonstriert er nun auch mit einem Schritt in die digitale Welt. Wie der Kiezklub mitteilte, hat er eine eigene E-Sport-Abteilung gegründet, die sich zunächst auf den Wettkampf im Video-Fußballspiel „Fifa“ fokussiert. „Weitere E-Sport-Games können jederzeit aufgenommen werden“, heißt es vonseiten des SVB, der durch die Neugründung auf acht Abteilungen angewachsen ist. Babelsbergs Fußball-Regionalligist ist einer der ersten deutschen Vereine außerhalb des Profigeschäfts, der E-Sport fördert. 

Wöchentliches Training, Ligaspiele, Turniere

Als im April der Erstliga-Klub Hertha BSC aus Berlin ein Sichtungsturnier für seine E-Sport-Akademie in Potsdams Schinkelhalle durchgeführt hatte, signalisierte der SVB bereits Interesse, sich auch in diese boomende Szene einzubringen. „Wir haben die Sache auf dem Schirm“, erklärte damals Nulldrei-Geschäftstellenleiter Björn Laars. Die beiden „Fifa 18“- Online-Spielmodi „Ultimate Team“ und „Pro Clubs“ werden beim SVB eingegliedert. In den vergangenen Wochen hat sich schon eine „Pro-Club“-Formation gefunden. Dieser Modus ähnelt einem „echten“ Fußballmatch. Elf verschiedene Zocker bilden für den virtuellen Kick ein gemeinsames Team, sodass jeder einzelne seine Fähigkeiten ins Kollektiv einbringt. Aktuell trainiert die erste Mannschaft des SVB zwei Mal pro Woche. Ein zweites Team befindet sich im Aufbau. Sonntags werden ab 20 Uhr via Internet die Ligaspiele ausgetragen, freitags wird häufig an Turnieren teilgenommen. In den kommenden Wochen möchte der Verein zudem ein offenes Turnier durchführen, bei dem die zwei Akteure herausgefiltert werden sollen, die den SV Babelsberg 03 dann im „Fifa 19“-Modus "Ultimate Team“ vertreten.

Weltweit ist die Begeisterung für E-Sports riesig. Millionen Menschen spielen oder schauen zu, horrende Umsätze werden erzielt. Das weckt auch das Interesse großer Sportverbände. Für den 21. Juli lädt das Internationale Olympische Komitee (IOC) zu einem E-Sport-Forum nach Lausanne, um mit Experten die Zukunftsoptionen des leistungsorientierten Spielens an der Konsole auszuloten. Womöglich wird es irgendwann sogar ins Olympiaprogramm aufgenommen. „E-Sports ist ein aufregender und wachsender Sektor, in dem sich Millionen junge Menschen weltweit regelmäßig bewegen“, sagt der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach. „Die olympische Bewegung kann ein solches Phänomen auf keinen Fall ignorieren.“

Positive Resonanz auf SVB-Abteilungsgründung

Auch in Deutschland wird sich auf höchster Ebene mit der Thematik beschäftigt. Im Koalitionsvertrag hielt die Bundesregierung fest, „E-Sports künftig vollständig als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht anerkennen und bei der Schaffung einer olympischen Perspektive unterstützen“ zu wollen. Der Deutsche Olympische Sportbund hat daraufhin eine Arbeitsgemeinschaft ins Leben gerufen. Sie soll bis zum Herbst prüfen, ob E-Sport einen festen Platz in der nationalen Sport-Dachorganisation und deren Fachverbänden sowie Vereinen finden könnte.

Der SV Babelsberg 03 möchte ein Beispiel sein, dass die Aufnahme der digitalen Dribbler die Attraktivität der Sportwelt erhöht. Auf die Bekanntgabe der Abteilungsgründung erhält der SVB in den sozialen Netzwerk viel positive Resonanz. Ein Facebook-Nutzer schrieb zudem, dass es „cool“ wäre, wenn es die Nulldreier auch direkt in „Fifa“ gebe. Dort sind Clubs bis zur dritten deutschen Liga spielbar. Die trockene Reaktion des SVB bezüglich des Wunsches: „Wir arbeiten dran.“ Auf realem Rasen. 

Interessenten für ein Schnuppertraining bei der E-Sport-Abteilung des SVB melden sich per Mail: esports@babelsberg03.de.

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