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Dopingkontrollen im Kanusport: Reichlich Gegenwind für Kanuverband

Deutschlands Sportverbände müssen mehr für die Dopingkontrollen zahlen. Die Kanuvereinigung möchte nun seine Athleten an den gestiegenen Kosten beteiligen. Potsdams Olympiasieger Sebastian Brendel spricht von einer "Farce".

Potsdams dreifacher Olympiasieger Sebastian Brendel nennt es eine „Farce“, Verbandsfunktionäre anderer Sportarten einen Verzweiflungsakt. Die Idee des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV), seine Topathleten an den Kosten für Dopingkontrollen zu beteiligen, sorgt für kräftigen Gegenwind im deutschen Sport. Die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) hält den Schritt für „ein falsches Signal“.

Der DKV soll künftig statt 47.000 Euro jährlich 87.000 Euro an die NADA zahlen und will für den Mehraufwand alle Kaderathleten zur Kasse bitten. „Von Verbandsseite wurde uns gesagt, dass man das alleine nicht stemmen könne und deshalb uns Sportler in die Pflicht nimmt“, sagte Brendel. Für Dopingkontrollen, die im Training vorgenommen werden, müsste er demnach 300 Euro pro Jahr selbst zahlen. „Ich finde es gut, dass wir für einen sauberen Sport stehen. Aber das, was da jetzt von uns gewollt wird, geht gar nicht“, so der deutsche Top-Kanute. DKV-Präsident Thomas Konietzko begründete das Vorgehen seines Verbandes mit „außergewöhnlichen Umständen“. Dass sich die Beiträge für Dopingkontrollen erhöhen, wurde dem Verband erst Anfang Juni mitgeteilt. Er versicherte aber: „Es wird im nächsten Jahr eine andere Lösung gefunden werden müssen. Wir werden nicht noch mal die Athleten dort in die Verantwortung nehmen.“ Er warb um Verständnis für die Entscheidung. „Wir haben als Verband, der diese Beiträge nicht aus den Fördermitteln des Bundes zahlen darf, wenig Möglichkeiten, mehr Geld einzunehmen.“

Wenig Verständnis bei anderen Verbänden

Doch das Verständnis hält sich in Grenzen. Für andere Fachverbände ist eine solche Kostenbeteiligung nicht denkbar. „Nein! Klare Ansage. Das ist bei uns in keiner Weise angedacht. Wir sind auch von den Erhöhungen betroffen und finden das auch sehr bedauerlich“, sagte Jürgen Kessing, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Er sieht den Schritt des DKV als „Akt der puren Verzweiflung“. Deshalb sei seine Forderung, dass „der Bund die Kosten für alle übernehmen soll, eigentlich die vernünftigste“. Auch andere Verbände lehnen den umstrittenen Finanzierungsweg ab. Im Deutschen Schwimmverband gebe „überhaupt keine Planung, das auf die Athleten abzuwälzen“, sagte Präsidentin Gabi Dörries. Es sei tragisch, dass „ein Spitzenverband in eine Situation gebracht wird, dass er das stemmen muss und so etwas nicht aus Bundesmitteln kompensiert werden kann“, beklagte Axel Kromer, Sportvorstand des Deutschen Handballbundes. Sven Ressel, der Sportdirektor des Deutschen Fechter-Bundes, gab sich sehr bestimmt: „Wir tun alles für unsere Athleten. Das ist doch selbstverständlich.“

Noch deutlicher wurde Manfred Dörrbecker, Anti-Dopingbeauftragter des Deutschen Boxsport-Verbandes: „Es kann nicht sein, dass die Kosten für die Dopingkontrollen von den Athleten mitgetragen werden müssen.“ Man wolle die Athleten nicht zusätzlich belasten, begründete auch Alfons Hölzl, der Präsident des Deutschen Turner-Bundes, den Verzicht auf Kostenbeteiligung. „Wir fordern von den Athleten im Zusammenhang mit Dopingkontrollen schon sehr viel.“ Der Kanuverband sei „extrem in der Bredouille“, konstatierte Siegfried Kaidel, der Sprecher der deutschen Spitzenverbände. „Für kleinere Verbände haben wir einen Sonderfonds gebildet, mit dem die Steigerung abgemildert werden sollen“, sagte Kaidel. Aber der DKV gehöre nach der Mitgliederzahl nun mal nicht zu diesen kleineren Verbänden. dpa (mit pek)

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