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Doping in der Fußball-Regionalliga: Verlust der Kontrolle

Wegen eines Streits um die Kosten gibt es seit diesem Sommer keine Dopingtests in den Fußball-Regionalligen. Gerade diese Spielklasse hat in Fußball-Deutschland bisher die meisten Dopingbefunde zu verzeichnen. Vereinen wie dem SV Babelsberg 03 bleibt nur vertraglicher Selbstschutz.

Die letzte Dopingkontrolle eines Spielers des SV Babelsberg 03 liegt einige Monate zurück. Es war am letzten Spieltag der vorigen Saison, dass ein Kontrolleur in den Katakomben des Karl-Liebknecht- Stadions einen SVB-Akteur zum Dopingtest bat. Und es wird eine Weile dauern, bis Dopingkontrolleure wieder in den fünf deutschen Fußball-Regionalligen auftauchen. Nach Recherchen der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) hat es in der laufenden Spielzeit laut der Nationalen Anti-Doping-Agentur Nada keine einzige Kontrolle in der vierten Liga gegeben. Grund: ein Streit, wer die Kosten in Höhe von 140.000 Euro übernimmt. Eine Lösung? Nicht in Sicht.

Etwa 1520 Euro müsste jeder Regionalligist aufbringen

Während von der ersten bis zur dritten Liga der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Nada für die Dopingkontrollen bezahlt und das bis zum vergangenem Sommer auch für die 92 deutschen Regionalligaklubs getan hat, sieht sich der DFB seit dieser Saison nicht mehr zuständig, für die Kontroll-Kosten in der vierten Liga aufzukommen. Es sei dem DFB, so die Begründung, „aus gemeinnützigkeitsrechtlichen Gründen nicht möglich, die Kosten von Dopingkontrollen in den Regionalligen zu tragen“. Gleichwohl spreche sich der oberste deutsche Fußballverband „weiterhin nachdrücklich dafür aus, dass in der Regionalliga Dopingkontrollen durchgeführt werden sollen“. Deren Finanzierung sei nun allerdings Sache der Träger der Regionalligen.

Dies ist im Fall des SVB und der Regionalliga Nordost der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV). Auch der spricht sich klar für Dopingkontrollen in der vierten Liga aus. Hinsichtlich der Kosten bestehen die Regionalliga-Verbände aber darauf, von der Nada finanziell wie alle anderen Sportfachverbände im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) behandelt zu werden. Dort sieht der NOFV seines Geschäftsführers Holger Fuchs zufolge die Zuständigkeit – wie bei allen anderen Amateursportlern und -vereinen auch. Die dort für Dopingkontrollen anfallenden Kosten – laut SZ eine Million Euro für alle 36 Spitzenverbände – trägt zum größten Teil das Bundesinnenministerium. Für die Fußball-Regionalligen sieht sich das Ministerium laut SZ jedoch nicht zuständig.Die Kosten auf die Viertliga-Vereine weiterzureichen, kommt für die Regionalliga-Verbände nicht infrage. „Die sind wirtschaftlich ohnehin schlecht ausgestattet“, heißt es. Etwa 1520 Euro müsste jeder Regionalligist aufbringen.

Nada hält Test in Regionalliga für sinnvoll und erforderlich

Bei den nationalen Dopingfahndern kommt der Streit um die Kosten alles andere als gut an. Vielmehr halte es die Nada laut SZ für sinnvoll und erforderlich, auch in der vierten Liga zu testen. Zum einen gebe es in zahlreichen Regionalligaklubs durchaus professionelle Strukturen. Regionalligaspieler der U23-Mannschaften von Erst- und Zweitligateams gelten als Anschlusskader der Profis. Zum anderen – und das ist spannend: Zwar gab es in den vergangenen Jahren im Fußball insgesamt wenige positive Dopingbefunde, die meisten davon wurden jedoch in den Regionalligen registriert.

An der Thematik „Finanzierung der Dopingkontrollen“ werde gearbeitet, teilte NOFV-Geschäftsführer Fuchs den PNN auf Anfrage mit. Auf DFB-Ebene würden Gespräche geführt, an denen ein Präsidiumsmitglied des nordostdeutschen Regionalverbandes teilnehme. Wann eine Lösung präsentiert werden kann, sei derzeit offen, so Fuchs, beziehungsweise sei bislang nicht kommuniziert worden. Dopingsünden in der Fußball-Regionalliga würden demnach aller Wahrscheinlichkeit auch in der Rückrunde unentdeckt bleiben. Vereine wie der SV Babelsberg versuchen sich zumindest selbst zu schützen, indem ihre Spieler in den Verträgen eine Klausel unterschreiben, nicht zu dopen. 

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