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Sport: „Die jetzige Bilanz ist sicher okay“

Babelsberg-03-Trainer Cem Efe über die bisherige Saison, weitere Pläne und Weihnachten mit der Familie

Herr Efe, das letzte Regionalliga-Punktspiel des SV Babelsberg 03 am Sonntag bei Lok Leipzig fiel wegen schlechter Platzverhältnisse im Bruno-Plache-Stadion aus. Waren Sie als SVB-Cheftrainer froh oder unglücklich über die Spielabsage?

Wir waren traurig, denn wir hätten in Leipzig gern gespielt, um dort möglichst einen positiven Jahresabschluss zu erleben.

So überwintert Nulldrei mit 18 Punkten und 27:29 Toren auf Tabellenplatz zehn. Was sagen Sie zu dieser Bilanz?

Wir hatten vor Saisonbeginn gesagt, dass wir mit unserer völlig neu zusammengestellten Mannschaft in diesem Spieljahr nicht absteigen und den Landespokal zurückholen wollen. Insofern liegen wir im Plan. Natürlich hätten wir gern mehr Punkte auf dem Konto, aber angesichts des kompletten Umbruchs in allen Bereichen unseres Vereins im Sommer ist die jetzige Bilanz sicher okay.

Wie bewerten Sie Babelsbergs erste Halbserie insgesamt?

Wir hatten mit drei Siegen in Folge einen guten Start in die Saison und sind später immer wieder auch enttäuscht nach Hause gegangen, weil wir verloren hatten. Das lag oft eng beisammen. Wir hier beim SVB haben hohe Ansprüche an uns selbst und sind sehr selbstkritisch. Daher denke ich, dass die erste Halbserie ordentlich war, aber noch mit Luft nach oben.

Was vor allem hätte besser klappen müssen?

Unser Defensivspiel. Beim 2:2 in Plauen haben wir beispielsweise den Sieg noch in der letzten Minute hergegeben. Und bei unseren Heimniederlagen gegen Nordhausen und Meuselwitz haben wir uns auch selbst geschlagen.

Auffällig war die Diskrepanz zwischen Babelsbergs Heim- und Auswärtsspielen. Der SVB hat zu Hause in acht Partien nur zweimal gewonnen und insgesamt sieben Punkte geholt, während er auf fremden Plätzen in sechs Spielen durch drei Siege und zwei Unentschieden elf Punkte erkämpft. Wie ist dies zu erklären?

Wir versuchen immer, sehr weiträumig zu spielen, und wenn man sein Spiel so gestaltet, ist es schwer zu verteidigen. Würde ich in unserem Stadion nur defensiv spielen lassen, würden die ersten Zuschauer sicher bald pfeifen. Spielen wir offensiv, machen wir es in der Defensive dem Gegner oft noch zu einfach.

Über welchen der bisherigen fünf Saisonsiege haben Sie sich am meisten gefreut?

Über den bei Viktoria Berlin. Nachdem wir aus den drei Spielen davor nur einen Punkt gewonnen hatten, war das ein Sieg zum richtigen Zeitpunkt.

Sie haben beim SVB 03 im Sommer keinen leichten Job übernommen, oder?

Das stimmt. Vielleicht war es sogar der schwierigste Job in dieser Zeit. Für viele Außenstehende ist es sicher nicht nachvollziehbar, vor welchen Aufgaben wir hier stehen. Das ist so etwas wie ein Höllenfahrtskommando, das wir aber gern übernommen haben. Ich freue mich, für Babelsberg zu arbeiten.

Einige Fans scheinen trotzdem sichtlich unzufrieden zu sein. Wie sehr hat es Sie getroffen, als beispielsweise im Spiel gegen Nordhausen einige Efe-raus-Rufe ertönten?

Natürlich stimmt einen so etwas traurig. Das waren aber nur fünf Leute, daher ist das Thema für mich gegessen. So ist das Geschäft: Gewinnt man, ist man der Beste, verliert man, ist man der Schlechteste. Ich habe für diesen Verein immer alles gegeben, schon damals als Spieler. Und ich bin ein Kämpfer und bemüht, immer alles noch besser zu machen. Es geht hier nicht um Cem Efe oder Süleyman Koc oder einen anderen Spieler, sondern um den gesamten Verein.

Auch wenn jetzt Winterpause ist, bitten Sie Ihre Mannschaft bis zum kommenden Sonntag weiter zum Training. Warum können die Spieler nicht gleich in den Urlaub gehen?

Weil die Pause dann zu lang wäre. In den jetzigen Tagen wollen wir noch ein bisschen was für die körperliche Fitness tun. Anschließend ist Urlaub, ehe wir am 12. Januar das Training wieder aufnehmen.

Dann wird die zweite Halbserie vorbereitet. Wird die für Babelsberg leichter oder schwerer als die Hinrunde werden?

Ich glaube, dass die Rückrunde für uns schwieriger wird. Zum einen müssen wir dann ohne Süleyman Koc auskommen, während sich andere Mannschaften personell verstärken werden. Man muss abwarten, wie sich Sülos Fehlen auf unser Spiel auswirken wird. Zu ersetzen sein wird er nicht.

Wird auch Nulldrei in der Winterpause personell nachrüsten?

Wir brauchen auf jeden Fall Verstärkung, haben aber nicht die Möglichkeit, Hochkaräter zu holen. Das wusste ich, als ich den Job hier übernahm.

Wechselt Koc zum Zweitligisten SC Paderborn, spült das Geld in die SVB-Kasse. Haben Sie Signale, einiges davon für Verstärkung ausgeben zu dürfen?

Zurzeit sieht es so aus, dass das nicht möglich ist. Wir sind uns im Verein aber einig, dass wir uns verbessern wollen. Dafür müssen wir jemanden finden, der zu uns passt und uns voranbringt.

Wie sieht es mit Abwehrspieler Marcus Hoffmann aus, der 2011 nach einem Jahr beim SVB zu RB Leipzig wechselte, nach einer Knieverletzung derzeit vereinslos ist und seit einigen Wochen bei Ihnen mittrainiert?

Marcus kennt unseren Verein und trainiert hier fleißig mit. Wir haben schon oft mit ihm gesprochen. Wobei unsere Probleme nicht mit einem neuen Spieler gelöst wären. Man muss auch immer den eigenen Antrieb haben, sich zu verbessern.

Wie werden Sie sich für die kommenden Aufgaben rüsten? Machen Sie auch Urlaub?

Ja, ich werde mit meiner Familie über Weihnachten in die USA fliegen.

Stichwort Weihnachten. Wie verbringen Sie als Moslem normalerweise diese Feiertage?

Wir haben – außer in diesem Jahr – dann auch immer einen Weihnachtsbaum zu Hause und nutzen die Tage, um mit der Familie zusammen zu sein. Ich bin ja hier aufgewachsen, und auch meine beiden Jungs kennen diese Weihnachtszeremonie. Wir schenken uns dann aber nichts, sondern nutzen die Zeit zur Besinnlichkeit.

Wenn Sie einen Wunsch zu Weihnachten frei hätten – wie würde der lauten?

Privat vor allem Gesundheit für meine Familie und meine Freunde, sportlich ein Tabellenplatz zwischen Rang sieben und elf für Babelsberg 03 am Saisonende und der Gewinn des Landespokals.

Das Interview führte Michael Meyer.

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