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Im Blick von Talentscouts großer Vereine sind die Nachwuchstalente des SV Babelsberg 03. Der Verein will sie nicht mehr so leicht hergeben.

© SVB

Sport: Die Ernte selbst einfahren

Der SV Babelsberg 03 will nicht länger Talente verlieren und beantragt die Anerkennung eines Nachwuchsleistungszentrums

Fußball-Regionalligist SV Babelsberg 03 (SVB) will künftig mehr eigene Talente fördern und im Verein halten. Daher hat der SVB jetzt beim Deutschen Fußballbund (DFB) die Anerkennung eines Nachwuchsleistungszentrums beantragt. Bereits vor sechs Jahren hat der Verein begonnen, ein Konzept und ein Leitbild für den Fußballnachwuchs zu entwickeln und umzusetzen. „Ein anerkanntes Leistungszentrum wäre nun endlich das logische Ergebnis einer über Jahre hinweg gesteigerten qualitativen Nachwuchsarbeit“, sagt SVB-Nachwuchskoordinator Enrico Große.

Wie wichtig nachhaltige und attraktive Strukturen für Babelsberger Fußball-Talente sind, zeigen die aktuellen Abwerbeversuche eines 14 Jahre alten Nulldrei-Nachwuchsspielers durch den VfL Wolfsburg. Kein Einzelfall: Talentscouts von Bundesligavereinen machen regelmäßig in Babelsberg Station. „Talentierte Nachwuchsspieler, die den Sprung in die 1. Mannschaft schaffen könnten, verlassen uns nach wie vor“, sagt Almedin Civa, der Sportliche Leiter des Regionalligisten. „Eine Entwicklung unseres Vereins und der ersten Männermannschaft wird dadurch enorm erschwert und wir müssen tatenlos mit ansehen, wie unsere sehr gut ausgebildeten Jungs nicht nur den Verein, sondern auch das Land Brandenburg verlassen“, fügt Civa hinzu.

Neben dem Verlust begabter Spieler hat der SVB auch einen durchaus materiellen Schaden nach jahrelanger Investition in die Ausbildung der Spieler. Ohne den Status eines anerkannten Nachwuchsleistungszentrums darf der Verein keine Förderverträge mit Spielern abschließen, sodass es für diese bei einem Wechsel keine oder nur eine geringe Aufwandsentschädigung gibt.

In den vergangenen Jahren sind nach und nach die Voraussetzungen geschaffen worden, die es für die Anerkennung eines Nachwuchsleistungszentrums braucht. Dazu gehören neben dem Umbau des Karl-Liebknecht-Stadions und dem Anlegen eines Kunstrasenplatzes, zusätzliche Kabinen sowie weitere Maßnahmen für die Sportinfrastruktur. Auch ein vereinseigenes Internat zählt dazu. Zunächst waren es drei Spieler, die in einer Mietwohnung im Schlaatz untergebracht waren. Inzwischen wohnen neun Nachwuchsspieler in einem Einfamilienhaus, die Betreuung erfolgt in Abstimmung mit dem Landesjugendamt. Anders als beim Leistungszentrum des 1. FFC Turbine Potsdam am Luftschiffhafen oder an der Landessportschule in Cottbus betreibt der SVB das Internat in Eigenregie und auf eigene Kosten.

Auch den gesamten Trainingsbetrieb für die 200 Nachwuchsspieler finanziert der SVB bis auf die Zuschusspauschale des Stadtsportbundes selbst. Daher fordert Nulldrei-Geschäftsstellenleiter Björn Laars von Gremien wie dem Fußball-Landesverband, dem Landessportbund sowie dem brandenburgischen Ministerium für Bildung, Jugend und Sport ein Umdenken. Denn dass im Land Brandenburg im Männerfußball neben Cottbus nur noch Frankfurt/Oder als Fußballstandort gefördert werde, sei alles andere als zeitgemäß. Eine starke Fußballmannschaft als „Zugpferd“ sei für Laars in der Oderstadt seit Jahren nicht zu erkennen, ebenso wenig wie eine Talentschmiede für das Land Brandenburg. „Zudem gibt es für den Standort Frankfurt regionale Überschneidungen mit Cottbus“, sagt Laars. Dass hingegen der SV Babelsberg 03 als erfolgreichster Brandenburger Fußballverein neben Cottbus bislang keine Standortförderung bekommt, ist für Laars nicht nachvollziehbar.

Dass in der vergangenen Woche der Lizenzantrag beim DFB gestellt wurde, bezeichnet Nulldrei-Nachwuchskoordinator Große als großen Schritt. „Trotz vieler Hindernisse in der Vergangenheit ist schon der Antrag an den DFB ein Lob für alle, die intensiv daran mitgearbeitet haben“, sagt er. Zwar gehen die SVB-Verantwortlichen davon aus, dass der DFB für die Anerkennung eines Nachwuchsleistungszentrums in Babelsberg Auflagen formulieren wird, doch könnten diese mit Hilfe von Sponsoren und einer hilfreichen Förderpolitik erfüllt werden. Ein aktuelles Problem ist laut Große die noch nicht ausreichende Zahl an Lizenztrainern beim SVB. „Wir wollen, dass unsere eigenen Trainer die nächsten Qualifikationen schaffen, was aber Zeit und Geld kostet“, so Große. Doch habe der DFB signalisiert, dass er bereits begonnene oder zeitnahe Fort- und Ausbildungsmaßnahmen anerkennen werde.

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