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Zum Verzweifeln. Turbine-Trainer Bernd Schröder ärgerte sich maßlos über die Leistung seiner Mannschaft beim DFB-Hallenpokal der Frauen in Magdeburg. Die Laune von Tabea Kemme hielt sich ebenfalls in Grenzen.

©  Jan Kuppert

DFB-Hallenpokal 2015: Premiere beim letzten Mal

Der 1. FFC Turbine Potsdam blamiert sich beim DFB-Hallenpokal und scheidet in der Vorrunde aus. "Dieses Auftreten war unter unserer Würde", monierte Turbine-Trainer Bernd Schröder.

Von Tobias Gutsche

Rechts angetäuscht, links vorbei. Eine simple Finte, mehr brauchte Kristin Demann nicht, um Amela Krso zu düpieren. Die Ex-Potsdamerin Demann, seit eineinhalb Jahren in Diensten des Fußball-Bundesligisten 1899 Hoffenheim, ließ beim DFB-Hallenpokal der Frauen die Neuverpflichtung des 1. FFC Turbine im letzten Spiel der Vorrundengruppe B gekonnt aussteigen und drosch den Ball zum 2:2-Endstand in die Maschen. Ein Tor, das Wirkung in der Tabelle zeigte. Denn durch das Remis sicherte sich Hoffenheim den dritten Platz seiner Staffel und zog noch ins Viertelfinale ein. Der Titelverteidiger aus Potsdam indes musste als Letzter ganz früh die Duschen in der Magdeburger GETEC-Arena aufsuchen.

Leverkusen holt überraschend den Titel

„Das gerade ich meinen ehemaligen Verein aus dem Turnier schieße, ist natürlich eine Pointe“, sagte Demann, die einst auf der Suche nach mehr Spielpraxis von Brandenburg in den Kraichgau gewechselt war. Ein süffisantes Lächeln konnte sich die 21-Jährige, die Psychologie an einer Fernuniversität studiert, nach dem Spiel gegen Turbine nicht verkneifen. Gar nicht zum Lachen zumute war hingegen Bernd Schröder. Als der Ball nach Demanns Schuss nur einen halben Meter neben ihm im Netz zappelte, schlug der Turbine-Trainer auf die Bande ein, schimpfte auf sein Team und drehte sich dann verärgert ab. „Das ist das Schlimmste, was wir jemals beim DFB-Hallenpokal erlebt haben. Dieses Auftreten war unter unserer Würde“, wetterte er. Seit 2006 wird der DFB-Hallencup in drei Staffeln mit je vier Teams ausgetragen – noch nie zuvor war Turbine seitdem in der Gruppenphase gescheitert. Eine 1:4-Niederlage zum Auftakt gegen Bayern München und jeweils ein 2:2 gegen den FF USV Jena und Hoffenheim besiegelten die Blamage. Den Titel sicherte sich überraschend Bayer Leverkusen durch einen 1:0-Finalerfolg gegen den VfL Wolfsburg.

Die Potsdamerinnen ließen in Magdeburg so ziemlich alles vermissen, was es benötigt, um erfolgreich Hallenfußball zu praktizieren. Sowohl in der Offensive als auch Defensive präsentierten sie sich ungeordnet und ohne jegliche Spritzigkeit und Entschlossenheit in den Zweikämpfen. Spielwitz? Fehlanzeige! Es war eher eine vollkommen humorlose Vorstellung. „Wir hatten einen Plan“, versicherte Defensivakteurin Tabea Kemme, „aber wir konnten ihn nicht umsetzen.“

Im Pokal-Halbfinale auswärts gegen Erzrivale Frankfurt

Es war eine Abreibung zum Abschluss. Denn das diesjährige Turnier war das letzte dieser Art. Offizielle Hallenmeisterschaften müssen ab 2016 nach den neuen Futsal-Regeln durchgeführt werden – dies wollen die Bundesliga-Vereine aber nicht. Mit 4 634 Zuschauer war die Arena bei der Abschiedsveranstaltung restlos ausverkauft. Nach dem frühen Potsdamer Aus sagte Schröder: „Für unsere Anhänger tut es mir leid. Das haben sie nicht verdient.“ Er sprach von einer „unentschuldbaren Leistung“ seines Teams. Dieses weilt inzwischen nicht mehr in Deutschland. Am gestrigen Sonntag flog die Truppe auf Einladung des israelischen Außenministeriums zu einem Trainingslager nach Tel Aviv. Der bis Freitag stattfindende Lehrgang soll „eine Mischung aus Sport und Kultur“ werden, erklärte der Trainer, der die zuletzt getesteten Probespielerinnen wieder in ihre Heimat geschickt hat. Sowohl die brasilianische Torhüterin Barbara als auch Mittelfeldspielerin Jelena Cankovic aus Serbien kommen nicht für einen Vertrag infrage. Anders verhält es sich bei Yui Hasegawa. Die japanische U17-Weltmeisterin ist „ein Juwel“, befand Schröder. Erste Modalitäten für einen Wechsel wurden bereits besprochen. „Dieser würde aber frühestens im Sommer zustandekommen.“

Das alles berichtete der 72-Jährige, während in Magdeburg die Viertelfinalpartien liefen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er nicht nur die sportliche Enttäuschung des Tages zu verdauen, sondern auch die Auslosung der Halbfinalpaarungen im DFB-Pokal. „Das hat dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt“, meinte Schröder, der mit ansehen musste, dass der SC Freiburg den VfL Wolfsburg empfangen wird und Potsdam zum Erzrivalen 1. FFC Frankfurt reisen muss. Termin ist der 1. April. Bereits der vergangene Samstag war für Turbine Potsdam wie ein vorgezogener Scherz.

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