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Treffen der Besten. Bei der Deutschen Meisterschaft in Potsdam nahmen 128 Aktive teil. 

© Manfred Thomas

Deutsche Discgolf-Meisterschaft in Potsdam: Himmlisches Klirren der Ketten

Bei der Deutschen Meisterschaft in Potsdam war die Faszination Discgolf zu erleben. Ein Präzisionssport. Geselligkeit gepaart mit Konzentration und reichlich Gepäck. Der gastgebende Verein Hyzernauts erhielt Lob für die Organisation und behielt sechs Pokale bei sich.

Von Tobias Gutsche

Für sie ist es wie himmlische Musik in den Ohren. Wenn Discgolfer hören, dass ihr Frisbee erst die Ketten zum Klirren bringt und anschließend hinab in den Metallkorb plumpst, „dann sind das wunderschöne Geräusche“, sagt Antonia Faber vom Potsdamer Verein Hyzernauts. Am gestrigen Sonntag genoss sie den spezifischen Discgolf-Sound ganz besonders beim letzten Mal. Damit stand auf der heimischen Anlage im Volkspark Fabers Triumph bei der 33. Deutschen Meisterschaft fest. Die Stahnsdorferin verteidigte ihren Titel aus dem Vorjahr und feierte dies mit einer liebevollen Umarmung des Korbes an der finalen Bahn Nummer 16, die mit 248 Metern zugleich die längste des Championats war.

Titel erfolgreich verteidigt. Antonia Faber aus Stahnsdorf gewann wie 2017 den Wettbewerb der Frauen.
Titel erfolgreich verteidigt. Antonia Faber aus Stahnsdorf gewann wie 2017 den Wettbewerb der Frauen.

© Manfred Thomas

Über drei Tage hatten Deutschlands beste Spieler ihre Scheiben präzise in Potsdam fliegen lassen. 128 Teilnehmer gingen in sechs Wertungsklassen an den Start. Darunter 24 Hyzernauts – sechs von ihnen durften am Ende stilecht ein Frisbee in Edelmetalloptik als Pokal entgegennehmen. Neben Gold für Antonia Faber bei den Frauen heimste der Gastgeber noch Silber durch Jerome Braun (Open/Männer) und Oliver Möllemann (Grandmaster/Ü50) sowie Bronze durch Yannik Bohnsteen (Junioren/U18), Martin Dörken (Masters/Ü40) und George Braun (Grandmaster/Ü50) ein. „Wir freuen uns über die Ausbeute“, sagte der Hyzernauts-Vorsitzende Daniel Blank. „Aber sogar irgendwie noch mehr über das großartige Feedback zur Veranstaltung.“

Stilecht. Für die drei Besten jeder Wertungsklasse gab es ein Frisbee in Edelmetalloptik als Pokal.
Stilecht. Für die drei Besten jeder Wertungsklasse gab es ein Frisbee in Edelmetalloptik als Pokal.

© Tobias Gutsche

Die Aktiven lobten die Organisation bei der Meisterschaftspremiere in Brandenburgs Landeshauptstadt. „Es war total klasse“, meinte beispielsweise Andreas Wegener aus Hamburg. Der Gewinner der Kategorie Senior-Grandmasters (Ü60) schwärmte von der Abwechslung, die durch die zwei Parcours entstand. Die Finalisten, zu denen 15 Hyzernauts gehörten, machten insgesamt drei Runden im Volkspark sowie zwei im Schlosspark Marquardt. Vor allem letztere, mit einer mobilen Anlage hergerichteten Location kam bestens an. „Idyllisch und traumhaft“ fand es Andreas Wegener dort.

„Wind ist anspruchsvoll, aber er macht es auch richtig spannend“

Abwechslung brachte jedoch auch die Witterung. Nach zunächst zwei spätsommerlichen Tagen wurde es gestern herbstlich. Kühl und stramm pfiff der Wind durchs Bornstedter Feld. „Wind ist anspruchsvoll, aber er macht es auch richtig spannend“, erklärte Turnierdirektor Daniel Blank. Über Laub trotteten die Teilnehmer von Bahn zu Bahn. Die Führenden jeder Wertungsgruppe immer in Begleitung einer weißen Tafel, auf der Statistik geführt wurde. Wer brauchte wie viele Würfe an welchem Korb? Am Ende benötigte Kevin Konsorr aus Nordrhein-Westfalen, der Sieger der offenen Klasse, die wenigsten Versuche, um 80 Treffer zu landen. 221-mal warf er seine Scheiben dafür.

Scheiben – Plural. Eine reicht bei Weitem nicht aus. Zwischen 15 und 30 Frisbees nehmen Discgolfer mit auf ihre Runden. „Für die unterschiedlichen Aufgaben braucht es eben auch die jeweils passende Scheibe“, erklärte Andreas Wegener und blickte auf seine bunte Kollektion. Drei verschiedene Kategorien seien nötig. Sogenannte Driver sind flach, fliegen weit, aber nicht sonderlich stabil. Die dickeren Putter werden für kurze Würfe in die Hand genommen, zur Vollendung. Auf Mitteldistanzen kommen Mid-Ranger zum Einsatz. Verstaut sind die Sportgeräte in Rucksäcken, Umhänge- oder Rolltaschen. Einige Athleten tragen beziehungsweise ziehen sie selbst. Viele haben jedoch – wie aus dem Ballgolf bekannt – Caddies als Helfer dabei. Sie kommen aus der Familie oder dem Freundeskreis und übernehmen das Buckeln.

Sport mit Scheiben. Bis zu 30 Frisbees führen Disgolfer beim Wettkampf mit sich.
Sport mit Scheiben. Bis zu 30 Frisbees führen Disgolfer beim Wettkampf mit sich.

© Manfred Thomas

Familiär und freundschaftlich ist auch die Atmosphäre. Bei allem Ehrgeiz gehen die Aktiven sehr respektvoll miteinander um, applaudieren, wenn dem Kontrahenten eine starke Aktion gelingt, quatschen und scherzen zwischendurch. „Discgolf ist gesellig“, betonte Hyzernauts-Chef Blank. „Und das Tolle ist, dass wir in der Natur zusammenkommen.“ Rausgehen und das taktische Geschick ausleben, fasziniere ihn so sehr an diesem Wurfsport, sagte Vizemeister Jerome Braun: „Ich mag, wenn alles um einen herum ruhig ist, während man sich nur auf den Wurf konzentriert. Es ist ein Denken im Nichts.“ Yannik Bohnsteen reizt zudem die Außergewöhnlichkeit. „Das ist mal was anderes, nicht so eine Standardsache wie Fußball“, sagte der Youngster nach seinem Finale.

Gut zweieinhalb Stunden waren die Teilnehmer bei der abschließenden Runde unterwegs. Kleine Hocker gingen mit auf die Reise. „Mit der Zeit ist es ermüdend. Da hilft eine Sitzpause zur Erholung“, berichtete Altmeister Andreas Wegener. Zum Equipment von ihm und seinen Mitstreitern gehöhrt außerdem stets ein Handtuch. Für den perfekten Wurf müssen Scheibe und Hände trocken sein. Selbst wenn es nicht regnet, braucht es das Stück Stoff trotzdem. „In der Aufregung werden schließlich auch die Hände ganz schnell schwitzig“, sagte Daniel Blank. Etwa an Bahn 14 im Volkspark. Wer dort beim Championat antrat, spürte ein besonderes Kribbeln. Für ein Hole-in-one, den Treffer mit nur einem Versuch, an dieser 84 Meter langen Bahn war ein Kleinwagen als Prämie ausgelobt. Niemand schaffte es. Einmal klatschte das Frisbee an den Korbrand. Ein extrem ärgerliches Geräusch.

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