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Durchschnittlich rund 2000 Zuschauer kommen zu SVB-Heimspielen - womöglich zu viele in Zeiten der Coronakrise. 

© Manfred Thomas

Update

Coronavirus: Potsdamer Vereine befürchten finanzielle Einbußen - 1000-Zuschauer-Auflage für SCP

Immer mehr Sportveranstaltungen in Deutschland werden wegen des Coronavirus abgesagt oder vor leeren Rängen ausgetragen. In Potsdam ist das noch nicht beschlossen. Aber im Volleyball soll es nun eine Einschränkung geben.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Torsten Mattuschka nimmt Dinge gerne mit Humor. Die Fußballlegende des 1. FC Union Berlin wurde am Sonntag bei einer Zweitligaübertragung des TV-Senders Sky zur Krise durch den Coronavirus befragt. Mit Blick auf mögliche Spielabsagen in Deutschland oder Austragung der Partien ohne Zuschauer sagte er nur süffisant: „Das würde dem Ganzen die Corona aufsetzen.“ 

Es sind Szenarien, die in vielen Sportarten noch nicht generell, aber schon zum Teil veranlasst wurden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte die Empfehlung ausgesprochen, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Menschen vorerst abzusagen. 

Nächste Spiele von Nulldrei und Turbine an Gesundheitsamt gemeldet

Das betrifft unter anderem die Fußball-Regionalliga Nordost. Dort arbeitet Mattuschka als Assistenztrainer des Tabellenführers VSG Altglienicke – es ist der nächste Auswärtsgegner des SV Babelsberg 03 am Freitagabend (19 Uhr). Bei ihren Heimspielen im Berliner Jahn-Sportpark ist die VSG mit einem Zuschauerschnitt von rund 400 weit von Spahns Trennlinie entfernt. Aber allein sieben der 18 Clubs liegen über der Marke. Dazu gehört der SVB, der diese Saison bisher sogar etwa 2000 Besucher pro Partie empfing.

Wie Steve Müller, Veranstaltungsleiter im Karl-Liebknecht-Stadion, mitteilte, stehe er im engen Austausch mit dem Gesundheitsamt. Diesem habe er nun wie gefordert die nächsten Heimspiele der Nulldreier und des ebenfalls im „Karli“ kickenden Frauen-Bundesligisten Turbine Potsdam (Zuschauerschnitt: 1300) gemeldet, bei denen die angesetzte 1000-er-Marke sehr wahrscheinlich übertroffen wird. Darunter fällt die SVB-Partie Mitte April gegen Lok Leipzig, die traditionell besonders viele Fans lockt.

SVB denkt an Trennung im Stadion und kostenpflichtige Livestreams

Um Matches während der Coronakrise weiter austragen zu können, wäre laut Müller eine „klar geordnete Sektortrennung im Stadion“ vorstellbar. „Dabei könnten die Zuschauer breiter in den einzelnen Blöcken verteilt werden“, sagt er. Die Personendichte wäre dann geringer, zumal unter freiem Himmel und nicht in einem geschlossenen Raum. 

Spielabsagen oder gar Geisterspiele würden die Vereine vor finanzielle und organisatorische Probleme stellen. „Die Rückabwicklung bereits verkaufter Karten wäre sehr aufwendig“, sagt SVB-Geschäftsstellenleiter Marcel Moldenhauer. Und grundsätzlich: „Die Einnahmen aus dem Ticketverkauf machen bei einem Regionalligisten wie uns einen beachtlichen Teil im Budget aus.“ Müsste ohne Zuschauer gespielt werden, „wären das Einbußen, die man nicht so einfach wegsteckt“, sagt er. Daher denke man laut Moldenhauer beim SVB auch über eine Alternative nach: die Übertragung der Spiele als Internet-Livestream mit einer Bezahlschranke. 

„Geisterspiele wären emotional und finanziell eine Katastrophe“ 

Im Frauenfußball ruht das nationale Geschehen gerade ohnehin wegen der Länderspielpause. Erst Ende März geht es in der Liga weiter. Am 22. März steigen aber bereits die Viertelfinals im DFB-Pokal – Turbine empfängt dann die SGS Essen. Siegfried Dietrich, Vorsitzender des Ausschusses der Frauen-Bundesliga, kündigte in der „Bild“-Zeitung eine Telefonkonferenz mit allen Bundesligisten in den nächsten Tag an. Es solle geklärt werden, „was wir machen“. Aber auch er betont: „Geisterspiele wären emotional und finanziell eine Katastrophe.“ 

SCP: Lieber nur maximal 999 Zuschauer als gar keine

Frauenvolleyball-Bundesligist SC Potsdam (Zuschauerschnitt: 1400) schlägt das nächste Mal am 21. März in der heimischen MBS-Arena auf. Es wird das erste Playoff-Viertelfinalspiel. Beim 3:2-Sieg gegen den Schweriner SC vorigen Samstag war die Halle mit rund 2000 Zuschauern ausverkauft. „Auch für das nächste Spiel erwarten wir wieder eine gute Kulisse“, sagt SCP-Sportdirektor Toni Rieger. „Bisher ist der Umgang mit Corona im Sport noch unsicher. Daher warten wir von Tag zu Tag ab, wie die Behörden entscheiden, und werden uns dann daran halten.“ Die Option, maximal 999 Zuschauer in die Halle zu lassen, „würde Verluste bedeuten, aber wäre zumindest besser als ganz vor leeren Rängen zu spielen“. Oder gar die Saison vorzeitig zu beenden, wie es für die Deutsche Eishockey Liga (DEL) entschieden wurde. 

VfL-Handballer: "Thema noch zu vage"

Am Freitagabend soll Drittliga-Handball in der MBS-Arena geboten werden. Der Tabelleneschste VfL Potsdam (Zuschauerschnitt: 560) trifft auf den siebtplatzierten SC Magdeburg II (19 Uhr). „Über 1000 Fans werden da sicherlich nicht kommen“, sagt VfL-Geschäftsstellenleiter Christian Barth. Eine vierstellige Besucherzahl im Luftschiffhafen erwarten die Adler aber am 29. März beim prestigeträchtigen Brandenburg-Derby gegen den Oranienburger HC. „Das Thema Coronavirus und Sport ist aus unserer Sicht momentan noch zu vage. Wir werden uns an Richtlinien halten, wenn sie denn klar von den oberen Stellen kommuniziert werden“, sagt Barth.

Anmeldung für rbb-Lauf stagniert, Verschiebung kaum möglich

Für den rbb-Lauf am 26. April mit Start und Ziel auf der Glienicker Brücke haben sich bereits rund 1100 Teilnehmer angemeldet. „Das ist weniger als in den Vorjahren“, sagt Anne Pichler, Geschäftsführerin des veranstaltenden Potsdamer Stadtsportbundes (SSB). „Seit dem Beginn von Corona in Deutschland stagnieren die Zahlen.“ Etwa 2000 Aktive starteten bei den zurückliegenden Auflagen des Drittelmarathons. „Stand jetzt sind wir vorsichtig optimistisch, dass unsere Veranstaltung auch dieses Jahr stattfindet“, sagt Pichler.

Im fünfstelligen Bereich würden die Verlustkosten des SSB liegen, wenn es zur Eventabsage käme. „Eine Versicherung gegen Epidemien und Seuchen gibt es nicht – allenfalls nur bei einem Pferderennen oder so“, erklärt Pichler. Eine Terminverschiebung sei unwahrscheinlich. Der Potsdamer SSB veranstaltet auch den Schlösserlauf (7. Juni) und Intersport-Olympia-Lauf (13. September). „Es wäre schwer, ein neues Datum zu finden“, sagt sie. „ Die Logistik ist aufwendig und lässt sich nicht mal eben in ein, zwei oder drei Monaten komplett neu koordinieren.“ 

+++ UPDATE: Einschränkung bei Volleyball-Playoffs für SCP +++

Wie Frauenvolleyball-Bundesligist SC Potsdam am Dienstagabend mitteilte, ist in der restlichen Saison mit Einschränkungen zu rechnen. "Aufgrund der aktuellen Situation mit dem Coronavirus haben wir die Auflage bekommen, nicht mehr als 1000 Zuschauer in die MBS-Arena zu lassen", gab der Verein auf seiner Facebookseite bekannt. Dies betrifft zunächst das erste Playoff-Viertelfinalspiel am 21. März - Gegner wird Aachen, Vilsbiburg oder Münster sein. Auch ein mögliches drittes Match der Viertelfinalserie würde in Potsdam stattfinden. Kommt der SCP weiter, kämen noch mehr Heimspiele in dieser Saison hinzu. 

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"Alle Saisonkarteninhaber mit Playoffs sind automatisch registriert. Alle Saisonkarteninhaber ohne Playoffs werden von uns persönlich kontaktiert", teilte der Club mit und rief die Fans auf, sich nun schnell die limitierten Tickets zu sichern. Im Schnitt kamen dieses Spieljahr 1400 Fans zu den SCP-Heimpartien, zuletzt war die Halle beim 3:2-Sieg gegen den Schweriner SC mit rund 2000 Besuchern ausverkauft. 

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