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Keiner, der nicht gut genug ist. Beim SV Concordia Nowawes 06 stehen sie zusammen für Spaß am Fußball. Leistungsdruck ist hier fehl am Platz.

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Concordia Nowawes: Der etwas andere Verein

Vor zehn Jahren wurde der SV Concordia Nowawes 06 gegründet. In diesem Club, dem aktuell rund 300 Kinder und Jugendliche angehören, wird seitdem nach einer besonderen Philosophie Fußball gespielt.

Im üblichen Jahresendstress wurde es im „Nowawes“ Ende 2006 noch einmal besonders hektisch. In der Babelsberger Stadtteil-Kneipe am Lutherplatz gründete sich vor zehn Jahren am 19. Dezember der Sportverein Concordia Nowawes 06. Die Vereinsgründung sollte unbedingt noch im Jahr 2006 geschehen – 100 Jahre nach der ersten Gründung eines gleichnamigen Sportvereins. 1906 wurde schon einmal im roten Nowawes der SV Concordia gegründet, der dem Arbeitersport verpflichtet war und später von den Nazis verboten wurde. „Wir wollten diese Tradition wieder aufnehmen“, sagte Alexander Kallenbach, Gründungsmitglied und erster Vorsitzender des heutigen Fußballvereins.

Auch dieser fühlt sich einer ganz bestimmten Klientel verpflichtet. Hier sollen Kinder und Jugendliche ohne Druck und überzogenen Leistungsgedanken Fußball spielen. „Wir haben damals mit unseren Kindern selbst auf Bolzplätzen trainiert und einige von uns trugen die Idee eines Kinder- und Jugendfußballvereins mit besonderem Flair schon länger mit sich herum“, erinnert sich Kallenbach. Denn die Erfahrungen, die einige von ihnen mit brüllenden Trainern und übertrieben ehrgeizigen Vätern am Seitenrand gemacht hatten, deckten sich nicht mit den Vorstellungen von kindlicher Freude am Spielen. „Wir dachten, dass es sicher auch anders geht“, erzählt Kallenbach. Aus der Idee wurde der SV Concordia Nowawes 06. In der Vereinssatzung wird die Philosophie deutlich gemacht. „Fußball soll Spaß machen“, steht dort als erster Satz. Und weiter: „Statt dem Beharren auf Autorität und Weisungsbefugnis soll ein respektvoller gewaltfreier Umgang auf Augenhöhe Grundlage des Umgangs auch mit Kindern und Jugendlichen sein.“

"Bei Concordia wird kein Kind aussortiert oder weggeschickt"

Die Idee kommt an. Mittlerweile trainieren jede Woche 300 Kinder und Jugendliche von den Mini-Kickern bis zur B-Jugend in den Concordia-Mannschaften. „Natürlich ist es eine große Herausforderung, den Kindern zu vermitteln, dass es auch andere Erfolge gibt als zu gewinnen“, sagt Kallenbach. Vor allem im Punktspielbetrieb sei es nicht immer einfach, nach einer Niederlage lächelnd und freudig gelaunt vom Platz zu gehen. Bestätigung bekommen die Concordia-Trainer und Vereinsaktiven indes immer wieder von Eltern, deren Kinder woanders ausgemustert wurden. „Bei Concordia wird kein Kind aussortiert oder weggeschickt, weil es nicht gut genug ist. Jede und jeder soll die Chance bekommen, der Lieblingssportart mit oder ohne Spielbetrieb nachzugehen“, bekräftigt Kallenbach.

Schon früh nach seiner Gründung startete Concordia gemeinsam mit der Fraktion Die Andere die Initiative zum Bau der Nowawiese – dem Fußballplatz am Babelsberger Park. Sieben Jahre dauerte das Tauziehen, ehe im vergangenen September das Fleckchen Rasen übergeben werden konnte. An die Auseinandersetzung mit der Schlösserstiftung, die sich eine Fußballwiese inmitten historischer Sichtachsen lange Zeit nicht vorstellen konnte, kann sich Lutz Henrich bestens erinnern. Der Chef des Potsdamer Stadtsportbundes war von Beginn an ein Unterstützer des Vereins und im Kampf um die Nowawiese immer um einen „vernünftigen Dialog“ bemüht, wie er sagt. „Und letztlich waren die Sichtachsen kein Argument, wenn man sich auf der anderen Seite der Achse die Nutheschlange anschaut“, sagt Henrich.

SV Concordia ist auch politisch sehr engagiert

Die Freude über den neuen Trainingsplatz war allerdings nur kurz. Die Nowawiese ist gesperrt, weil sie aufgrund der fehlenden Drainage nach dem ersten kräftigen Herbstregen unter Wasser steht. Trainiert wird nun – wie zuvor – auf dem Sportplatz an der Sandscholle. Dass dieser zum Teil dem Bau einer Schule weichen soll, lässt Concordia auch weiterhin „gesellschaftspolitisch aktiv“ sein, wie Kallenbach es nennt. Dieses Engagement geht auch über den sportlichen Tellerrand hinaus. Als im Frühjahr „PEGIDA“ wiederholt durch Potsdam marschieren wollte, war es unter anderem der SV Concordia, der eine Gegen-Demonstration anmeldete. Zudem zählt der Verein zu den Mitorganisatoren des antirassistischen Stadionfestes „Der Ball ist bunt“ im „Karli“.

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