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Am 31. Januar dieses Jahres gab Fei Wang beim Hallencup in der MBS-Arena ihr Debüt im Turbine-Trikot.

© Jan Kuppert

Sport: Chinesisches Gastspiel von kurzer Dauer

Nach dem 1:3 in München berichtet Turbine-Trainer Bernd Schröder von Fei Wangs Wechselabsichten

Nur noch am heutigen Montag ist es geöffnet, das Transferfenster im Fußball. Kurz bevor dieses bis zur nächsten Wechselperiode im Winter verriegelt wird, bahnt sich nun auch beim Frauen-Bundesligisten Turbine Potsdam eine Aktivität in letzter Sekunde an. „Fei Wang steht vor dem Abgang. Sie möchte gehen“, sagte Cheftrainer Bernd Schröder am Sonntag. Zwei Tage zuvor, als Turbine zum Bundesligaauftakt mit 1:3 (0:0) bei Bayern München unterlag, gehörte die chinesische Torhüterin nicht zum Aufgebot. Zwischen den Pfosten stand überraschend die erst 17-jährige Vanessa Fischer, Neuzugang Lisa Schmitz saß auf der Bank.

Erst im vergangenen Januar war Fei Wang als hochgelobte Keeperin an die Havel gekommen und verdrängte die inzwischen gezwungenermaßen zum SV Babelsberg 03 abgewanderte Turbine-Ikone Anna Sarholz aus der ersten Elf. Doch zu dem erhofften großen Rückhalt entwickelte sich die Asiatin nicht. Eklatante Fehler konnte man ihr zwar nicht ankreiden, eine sich auf die Vorderleute ausstrahlende Souveränität ging von der 25-Jährigen aber auch nicht aus. So richtig schien sie bisher nie in Potsdam und in der Mannschaft angekommen zu sein. Was auch nicht verwundert, wenn man diesen Fakt berücksichtigt: „Nach ihrem Wechsel war sie 84 Tage nicht bei uns im Trainingsbetrieb“, hat Schröder die Ausfallzeiten zusammengezählt, die sich durch Fei Wangs umfangreiche Nationalmannschaftsverpflichtungen angehäuft haben.

Nach ihrer letzten, dem asiatischen Olympia-Qualifikationsturnier, stieß sie erst in der Endphase der zurückliegenden Saisonvorbereitung zum Turbine-Team. Und das auch noch aufgrund einer Knöchelblessur nicht einsatzfähig.

Wohin es Fei Wang zieht, ist nach Schröders Angaben indes schon klar: Es soll zum französischen Top-Klub Olympique Lyon gehen, in dessen Kader auch das einstige Potsdamer Talent Pauline Bremer seit diesem Jahr steht. Aus ihrem noch bis Mitte 2016 laufenden Vertrag werde man die Torfrau jedoch nicht ohne Weiteres entbinden, bekräftigt Schröder: „Nur wenn eine entsprechende Ablösesumme fließt, sind wir dazu bereit.“ Kommt es zur Einigung, wäre es nicht das erste Mal in der jüngeren Vergangenheit, dass neu verpflichtete Akteurinnen schon nach kurzer Zeit Potsdam wieder verlassen – sei es, ob sie möchten oder müssen. Nachhaltig war Turbines Transferpolitik zuletzt kaum.

Auch der Blick auf die Startformation am Freitag gegen den amtierenden Deutschen Meister FC Bayern machte deutlich, welch großer personeller Umbruch in der Sommerpause wieder einmal vollzogen wurde. Gleich sechs der zehn Neuzugänge durften von Beginn an ran. Gegen zunächst schwache Münchnerinnen war der Vorjahresvierte dabei bis zur 60. Minute die bessere Mannschaft und ging verdient durch Elise Kellond-Knight (52.), eine der Neuen, in Führung. Dann ließ sich die Potsdamer Hintermannschaft von ihrer Ex-Kollegin Lisa Evans (65.) düpieren. „Nach diesem 1:1 haben wir das Spielen eingestellt, hatten gar keinen Zugriff mehr“, bemängelte der Coach, der auch beim 1:2 und 1:3 durch Doppeltorschützin Sara Däbritz (76., 85.) eine unzureichende Abwehrarbeit seiner Truppe zu sehen bekam.

Chancenlos bei den Gegentreffern war Vanessa Fischer. Das Küken im Kasten erhielt den Vorzug vor Lisa Schmitz, weil diese nach Knieproblemen noch nicht die „nötige Sicherheit im Training“ gezeigt habe, so Schröder. Grundsätzlich sehe er die frühere Leverkusenerin aber als nominelle Nummer eins. Wohl zum Unmut von Fei Wang. Sollte die nun wirklich deshalb Adieu sagen und nach Lyon gehen, stünde neben Fischer und Schmitz nur noch Nachwuchskeeperin Inga Schuldt für die erste und zweite Turbine-Mannschaft zur Verfügung. Schröder: „Daher werden wir uns um eine junge Torhüterin für das Reserveteam bemühen.“ Bei diesem Unterfangen ist aber Eile geboten, denn heute schließt eben das Transferfenster. T. Gutsche

Turbine: Fischer; Wesely, Siwinska, Kulis; Schmidt (78. Makanza) Wälti, Kellond-Knight, Kemme; Hanebeck; Huth (78. Schwalm), Mauro. Tore: 0:1 Kellond-Knight (52.), 1:1 Evans (65.), 1:2, 1:3 Däbritz (76., 85.)

T. Gutsche

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