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Ein Vorbild. Die querschnittsgelähmte Marianna Buggenhagen holte neun Paralympics-Siege und beeindruckt als Persönlichkeit.

© Kay Nietfeld/dpa

Bundesverdienstkreuz am Bande für Marianne Buggenhagen: Voll auf Leben eingestellt

Die Brandenburgerin Marianne Buggenhagen ist eine Ikone des paralympischen Sports. Für ihre Leistungen und ihr soziales Engagement bekam die 65-Jährige nun eine hohe Auszeichnung des Bundes. 

Von Tobias Gutsche

Bernau - Das Bundesverdienstkreuz als Medaille bekam sie bereits 2010 verliehen – am gestrigen Dienstag erhielt Marianne Buggenhagen nun in ihrer Heimatstadt Bernau das noch wertvollere Bundesverdienstkreuz am Bande. Die „Grande Dame des deutschen Behindertensports“ wurde von Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) für diese Auszeichnung vorgeschlagen – aufgrund ihrer überragenden sportlichen Laufbahn, die sie 2016 beendet hatte, sowie ihres Engagements in der Jugend- und Sozialarbeit. Vorgenommen wurde die Ehrung gestern durch Britta Ernst (SPD), märkische Ministerin für Bildung, Jugend und Sport.

Ohne Sport "wäre ich im Pflegeheim gelandet oder asozial geworden"

Marianne Buggenhagen sei „in jeder Hinsicht eine außergewöhnliche Persönlichkeit mit einer beeindruckenden Bilanz“, sagte Ernst. Die gebürtige Ueckermünderin nahm als Leichtathletin an sieben Paralympics teil. Dabei errang sie in den Wurf- und Stoßdisziplinen sowie im Mehrkampf neun Gold-, drei Silber- und zwei Bronzemedaillen. Dazu gewann die jetzt 65-Jährige mehr als ein Dutzend Welt- und Europameistertitel sowie über 140 nationale Titel. „Sie hat mit dafür gesorgt, dass der Behindertensport Respekt und Wertschätzung erfuhr und gleichberechtigt gefördert wird“, erklärte Britta Ernst.

Die gelernte Krankenschwester arbeitet in einer Berliner Klinik als Ergotherapeutin vor allem mit Menschen im Rollstuhl. Sie selbst ist querschnittsgelähmt - als Folge eines Bandscheibenschadens. „Wenn ich den Sport nicht gehabt hätte, wäre ich im Pflegeheim gelandet oder asozial geworden“, schrieb sie in ihrer Autobiografie „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Leben eingestellt“. Marianne Buggenhaggen ist zu einer Symbolfigur geworden. Stark im Umgang mit einem Handicap, dazu sympathisch in der Ausstrahlung. 1994 wurde sie als erste paralympische Athletin zu Deutschlands Sportlerin des Jahres gewählt – vor Schwimm-Ass Franziska van Almsick und Tennis-Ikone Steffi Graf.

Märkische Sportanlagen sollen Barrierefreiheit gewährleisten 

Doch nicht nur in den Leichtathletikstadien dieser Welt setzte Marianne Buggenhagen Akzente. Sie bringt sich auch intensiv in den Sozial- und Bildungsbereich ein. Zwei Schulen für körperlich eingeschränkte Kinder und Jugendliche sind nach ihr benannt. Eine in Darlingerode (Harz), die andere in Berlin-Buch. Deren Schüler begleitet sie auf ihrem Weg. Zudem vermittelt Buggenhagen bei ihrer Projekttour „Gemeinsam Sport treiben“ mithilfe eines Rollstuhl-Parcours, wie beschwerlich es sein kann, sich im Rollstuhl zu bewegen und wie Menschen mit Handicap ihr Leben meistern. Seit 2016 engagiert sie sich auch im Brandenburgischen Präventions- und Rehabilitationssportverein, nimmt im Behinderten-Sportverband die Berufung der Landeskader im Schwimmen und in der Leichtathletik vor und betreut rollstuhlfahrende Sportler.

Mit ihren Leistungen und dem großen Engagement hat Marianne Buggenhagen dazu beigetragen, dass Brandenburg ein deutsches Vorzeigeland hinsichtlich des paralympischen Sports geworden ist. In Cottbus wurde ein Förderzentrum für gehandicapte Spitzensportler etabliert, Potsdam ist als Hochburg des Para-Schwimmens verankert. Dieser Status soll weiter gefestigt werden. Die Landessportkonferenz zum Thema Sportinfrastruktur hatte vorige Woche als Empfehlung unter anderem ausgesprochen, das Cottbuser Paralympics-Zentrum weiterzuentwickeln und auszubauen. Aber nicht nur im Leistungssport möchte die Landesregierung verstärkt auf die Bedürfnisse von Behinderten eingehen. Sondern auch im Breitensport. Bei der Planung, dem Neubau und der Modernisierung von allen Sportanlagen solle noch mehr der inklusive Charakter bedacht werden, um beispielsweise Barrierefreiheit zu gewährleisten, hieß es in der abschließenden Konferenzerklärung.

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