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Bundesstützpunkte in Brandenburg: Noch viele Hausaufgaben für den Sprung an die Weltspitze

Nach der Bekanntgabe der Anerkennung von 13 Bundesstützpunkten in Brandenburg bleiben offene Fragen. Während Judo in Potsdam noch auf seinen Bescheid wartet, werden die gestrichenen Standorte Wasserball in Potsdam sowie Ringen in Luckenwalde aufgefangen.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Der Prozess war langwierig, zäh und hart umstritten. Doch nun wurden für das Land Brandenburg Ergebnisse verkündet. Im Zuge der deutschen Spitzensportreform werden ab 2019 mindestens 13 Bundesstützpunkte in der Mark gefördert. Während das für den Sport zuständige Bundesinnenministerium (BMI) über Judo noch nicht entschieden hat, gibt es an den anderen Standorten jetzt klare Signale. Potsdam (Kanu-Rennsport, Leichtathletik, Moderner Fünfkampf, Rudern, Schwimmen, Triathlon), Frankfurt (Oder) für Schießen, Ringen, Boxen, Gewichtheben sowie gemeinsam mit Cottbus für Bahn- und Straßenradsport und Cottbus (Gerätturnen, BMX-Radsport) bleiben wichtige Marken auf der nationalen Bundesstützpunkt-Karte.

Für den Landessportbund Brandenburg (LSB) ist das eine gute Zwischenbilanz. Der LSB-Vorstandsvorsitzende Andreas Gerlach betont aber zugleich, dass die bloße Anerkennung nur ein Startschuss ist. Es gibt offene Fragen zur finanziellen Ausstattung der Leistungszentren durch das BMI. „Nach den erfreulichen grundsätzlichen Entscheidungen bleibt nun zu klären, wie der Trainereinsatz und die Förderung an den einzelnen Stützpunkten konkret aussehen werden“, sagt Gerlach. „Es sind noch viele Hausaufgaben zu machen, um die bestmöglichen Bedingungen für die Athletinnen und Athleten zu schaffen und so den Sprung in die Weltspitze zu ermöglichen.“ Zumal sich sechs der 13 Standorte kurzfristig bewähren müssen. Unter anderem Schwimmen und Triathlon in Potsdam haben lediglich bis 2020 ihren nationalen Status zugesprochen bekommen, werden nach den Olympischen Spielen in Tokio also wieder auf dem Prüfstand stehen und müssen dementsprechend rasch gute Argumente für eine alsbaldige Weiterförderung liefern.

"Woanders wäre nur Schutt und Asche vom Standort zurückgeblieben"

Wie weiter? Diese Frage stellte sich bereits jetzt für Wasserball in Potsdam und Ringen in Luckenwalde. Beide Standorte sind von den jeweiligen Spitzenfachverbänden aussortiert worden und genießen mit Ende dieses Jahres dann nicht mehr das Prädikat Bundesstützpunkt. Sie sollen aber als wichtige Trainingseinrichtungen erhalten bleiben und werden fortan durch das Land gestärkt, teilte das brandenburgische Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MBJS) auf PNN-Anfrage mit. 

Dem MBJS und LSB sei man „unendlich dankbar, dass wir aufgefangen und analog zu einem Bundesstützpunkt behandelt werden“, sagt André Laube, sportlicher Leiter der Potsdamer Wasserballer. „Das ist alles andere als selbstverständlich. Woanders wäre nur Schutt und Asche vom Standort zurückgeblieben.“ Stattdessen setzt Brandenburg auf Wasserball im Wissen um die herausragende Nachwuchsarbeit und die daraus entstandenen Erfolge im Erwachsenenbereich. So hat das Land etwa eine zweite Wasserball-Lehrertrainerstelle an Potsdams Sportschule installiert. Neben Alexander Tchigir ist nun André Laube, dessen Trainerposten lange Zeit vom Bund teilfinanziert war, im Schuldienst. Laubes bisheriger Platz als landesverantwortlicher Coach übernimmt der frühere OSC-Bundesligaspieler Gregor Karstedt. „Und es laufen sogar mit dem Land die Planungen, perspektivisch eine vierte hauptamtliche Vollzeitstelle zu schaffen“, erklärt Laube. „Diese Entwicklungen sind eine Wertschätzung für uns hier.“ Den Beschluss des Deutschen Schwimm-Verbandes, Potsdam im Wasserball nicht mehr unter den Bundesstützpunkten zu führen, sei derweil „eine Enttäuschung“, so Laube. „Angesichts unserer nicht zu toppenden Bedingungen erschließt sich uns diese Absage einfach nicht.“

Abschließendes Gespräch über Judo für kommende Woche geplant 

Sinnvoll erscheint sie hingegen für Ringen in Luckenwalde. Schließlich hatte die Mark bisher zwei Ringer-Bundesstützpunkte. Frankfurt (Oder) bleibt erhalten. „Da soll künftig der Elitebereich konzentriert werden“, sagt Wilfried Lausch, Leiter des Olympiastützpunktes Brandenburg. Aber Luckenwalde, das dieses Jahr drei WM-Teilnehmer stellte und mit Martin Obst auch einen Vizeeuropameister, werde nicht fallen gelassen. In Abstimmung mit dem nationalen Verband sollen an der dortigen Sportschule, zu der auch oft Potsdamer Ringer gegangen sind, bis zur zehnten Klasse Talente entwickelt werden – „die Besten ziehen wir dann anschließend nach Frankfurt“, so Lausch. Die zwei Luckenwalder Lehrertrainerstellen seien vom Land zugesichert.

Sicherheit hat Daniel Keller indes nicht. Der Präsident des Brandenburgischen Judo-Verbands wartet noch auf ein Urteil des BMI. „Nächste Woche soll es die abschließende Besprechung geben“, kündigt er an. „Scheinbar gibt es noch Klärungsbedarf zu unserer vorgeschlagenen Verlagerung innerhalb des Landes.“ Bisher war Frankfurt (Oder) Judo-Bundesstützpunkt – und stand auf der Streichliste. Damit Brandenburg in dieser Sportart nicht durchs Raster fällt, wurde ein Alternativkonzept erarbeitet und in die Debatte eingebracht. Demnach soll Potsdam – ein mit seiner Sportschulanbindung außergewöhnlich erfolgreicher Nachwuchsstandort – zum Bundesstützpunkt aufsteigen und in Frankfurts Sportschule ergänzend eine Jugendförderung stattfinden. Sprich, ähnlich wie im Ringen. „Wir erfüllen alle Voraussetzungen für einen Bundesstützpunkt. Die Infrastruktur ist super und die geforderte Anzahl an Kaderathleten ist hier gegeben“, bekräftigt Keller. Und hofft, Brandenburgs 14. positiven Anerkennungsbescheid zu erhalten.

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