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Sport: Brandenburger Hilfe für Dopingopfer

Landessportbund beauftragt Ines Kunz, selbst staatlich anerkannte Betroffene, als ehrenamtliche Beraterin

Der Landessportbund (LSB) erweitert sein Angebot bei der Unterstützung dopinggeschädigter Sportler in Brandenburg. Ines Kunz, selbst staatlich anerkanntes Dopingopfer, wird im Auftrag des LSB ehrenamtlich bei der Beratung von Dopingopfern tätig werden. „Wir gehen damit einen Schritt, der wertvoll ist für die Entwicklung des Sports in Brandenburg“, sagte LSB-Geschäftsführer Andreas Gerlach.

Es ist zudem eine Konsequenz aus einer Empfehlung der Enquete-Kommission des Landtages, die während ihrer Arbeit im vergangenen Jahr festgestellt hatte, dass es bei der Aufarbeitung des DDR-Sports erheblichen Nachholbedarf gibt – insbesondere bei der Beratung von Dopingopfern. Konkret empfahl die Kommission: „Der Landessportbund sollte Opfern des DDR-Doping-Systems konkrete Hilfsangebote unterbreiten und Beratungstätigkeiten finanziell unterstützen.“

Mit seinem Angebot geht der LSB einen einen anderen Weg, als ihn der Dopingopfer-Hilfeverein (DOH) mit Sitz in Berlin und deren Vorsitzende, Ines Geipel, vorgeschlagen hatten. Geipel, selbst anerkanntes Dopingopfer und bundesweite Streiterin für mehr Unterstützung Betroffener hatte vorgeschlagen, dass sich die Landessportbunde aller Bundesländer an der Einrichtung einer Beratungsstelle sowie am Aufbau eines Internetportals mit jährlich15 000 Euro bis 2016 beteiligen. Eine verbindliche und konstruktive Zusammenarbeit zwischen DOH und LSB entwickelte sich bislang jedoch nicht.

Kunz selbst war mehr als zehn Jahre als Regionalbeauftrage für den Dopingopfer- Hilfeverein tätig, bis nach dem Wechsel an der Vereinsspitze ihre Vorstellungen von einer Beratungstätigkeit und die der DOH-Führung zu weit auseinandergingen. Der LSB will nun auf die Erfahrungen der 58-Jährigen zurückgreifen. „Wir haben mit Frau Kunz eine erfahrene und qualifizierte Unterstützung gewonnen“, sagte LSB-Hauptgeschäftsführer Andreas Gerlach. Sie werde für Betroffene erste Ansprechpartnerin sein und je nach deren individuellen Erfordernissen weitervermitteln. „Dafür verfügt der Landessportbund über ein großes Netzwerk mit starken Partnern“, so Gerlach und nennt beispielsweise Krankenkassen, Fachärzte oder Rechtsexperten.

Im Gegensatz zum DOH, der in den vergangenen Wochen wiederholt von mehreren Hundert Betroffenen sprach, die dringend Hilfe benötigen würden, wollen LSB und Kunze den Bedarf an Unterstützung nicht beziffern. „Der Bedarf ist da, auch wenn nur ein Betroffener sich meldet“, so Gerlach. Zudem betonte er: „Wir werden nichts initiieren, was von den Betroffenen nicht gewollt wird.“ Daher gelte es zunächst, in vertrauensvollen Gesprächen herauszufinden, wie und in welcher Form geholfen werden kann.

Bei ihrer Arbeit stützt sich Ines Kunz auf ihre eigene Erfahrung als junge Kanutin des damaligen ASK Vorwärts Potsdam, der ohne ihr Wissen leistungssteigernde Mittel gegeben wurden. Nachdem sie als 18-Jährige ihre sportliche Laufbahn beendete, traten erste gesundheitliche Folgen wie plötzliches Nierenversagen auf. „Die Jahre nach dem Sport waren körperlich schrecklich“, sagt sie. Ihre Arbeit als Maschinenbau-Ingenieurin musste sie frühzeitig aufgeben, mit 43 Jahren wurde sie frühzeitig Rentnerin. Trotz dieser leidvollen Erfahrung sagt sie: „Ich liebe meine alte Heimat genauso wie ich heute das Land Brandenburg liebe.“ Sie wolle ihre ehrenamtliche Beratertätigkeit ohne Anfeindungen gegenüber einstigen Verantwortlichen, sondern ausschließlich im Sinne der Betroffenen, wahrnehmen. Peter Könnicke

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