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Brandenburg läuft: Weibliche Lauffreuden: „Ein ganz spezielles Themenfeld“

Cirsten Schulz steht an der Spitze des Potsdamer Laufclubs. Im Interview spricht sie über das Format Frauenlauf, das nunmehr zum 15. Mal stattfindend Exemplar ihres Clubs und ihre bisherige Zeit als Chefin des PLC.

Frau Schulz, der Potsdamer Laufclub veranstaltet immer am Muttertag einen reinen Frauenlauf. Einst wurde dafür gekämpft, dass zum Beispiel Damen gleichberechtigt bei den Männern den Marathon mitlaufen dürfen. Warum einmal im Jahr eine Abtrennung von den Herren mit einer solchen Solonummer für die Frauen?

Wir haben einen Frauenlauf ins Leben gerufen, weil einige Frauen einfach nur unter sich laufen möchten – das sehen wir auch so in unseren Trainingsgruppen. Da spielt sicher die eigene Einstellung mit eine Rolle. Wir haben festgestellt, dass Frauenläufe ein ganz spezielles Themenfeld sind.

Inwiefern?

Da ist die Motivation anders, der Wettbewerbsgedanke steht nicht so im Vordergrund. Daher haben wir es eher als Familienevent angelegt. Die Veranstaltung soll Spaß machen, die Frauen animieren, zum Laufen zu finden oder wieder damit anzufangen. In unserem Rennkalender befinden sich neben diesem Frauenlauf ja aber auch vier gemischte Läufe.

In diesem Jahr erlebt der Potsdamer Frauenlauf am 14. Mai seine 15. Auflage. Was bedeutet das für Sie als Clubchefin?

Wir sind sehr stolz, dass wir nun dieses Jubiläum feiern können. Natürlich wünschen wir uns, dass der Zuspruch von Jahr zu Jahr wächst. Das ist unser Ziel und dafür werden wir uns weiterhin engagieren.

Die Teilnehmerzahl des Potsdamer Frauenlaufs stagnierte in den vergangenen Jahren. 2016 waren es gar nur 117 Teilnehmerinnen. Woran liegt es?

Die Laufsaison ist relativ kurz, es gibt sehr viele Termine. Deshalb finden oftmals mehrere Veranstaltungen zeitgleich statt. Man muss da einfach dranbleiben und sein Event über verschiedene Kanäle umfangreich bewerben. In diesem Jahr hoffen wir, um die 150 Teilnehmerinnen am Start zu haben.

Gibt es denn Überlegungen, den Potsdamer Frauenlauf zu verändern?

Als Verein muss man immer im Blick haben, dass Aufwand und Nutzen in einem vernünftigen Verhältnis stehen. Es geht nicht immer um Größe und Masse, klein aber fein ist auch nett. Wir haben Geduld mit dem Lauf.

Steht der Potsdamer Frauenlauf vereinsintern zur Diskussion?

Letztlich muss man die Finanzlage immer im Blick behalten und jedes Jahr gucken, wie sich die verschiedenen Läufe tragen. Da prüfen wir genau, was am Ende übrig bleibt. Dem sind wir ja unseren Mitgliedern gegenüber verpflichtet. Wir sind aber in der Situation, dass wir mit unseren Läufen keinen Profit machen müssen. Im günstigsten Fall spült uns ein Lauf Mitglieder zurück. Da an dem Frauenlauf viel Herzblut hängt, besonders auch von den ehrenamtlichen Helfern, ist dieser aber fest im Verein verankert.

Seit knapp 14 Monaten sind Sie Vereinsvorsitzende. Wie fällt Ihr Fazit für diese Zeit aus?

Ich bin in einer turbulenten Phase eingestiegen, in der kontrovers über die Ausrichtung des Vereins gestritten wurde. Der PLC wurde ja schon nahezu totgesagt. Aber wir sind immer noch da. Mittlerweile haben wir das Schiff in ruhige Fahrwasser gebracht. Das spricht für den Verein. Nicht nur für die Vorsitzende, sondern für die Mitglieder und den gesamten Vorstand sowie die Geschäftsstelle.

Sie sind eine der wenigen Frauen in Potsdam an der Spitze eines Clubs. Gibt es Ihnen gegenüber Vorurteile?

Davon habe ich bisher nichts gemerkt. Ich bin ja auch Chefin einer Firma. Ich muss aber zugeben, dass ich darüber bisher noch nicht groß nachgedacht habe. Was sollte da groß anders sein? Die Entscheidungen müssen ja gefällt werden, ob derjenige nun männlich oder weiblich ist. Und unsere Geschäftsstelle war schon immer durch eine Frau besetzt, auch wenn es einen männlichen Vorstand gab.

ZUR PERSON: Cirsten Schulz (52) ist Vorsitzende des Potsdamer Laufclubs und selbst leidenschaftliche Läuferin. Am vergangenen Sonntag meisterte sie erfolgreich die Harzdurchquerung.

Matthias Schütt

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