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Brandenburg läuft: Potsdamer Silvesterlauf: Rückwärts aus dem Jahr

Bei der 20. Auflage des Potsdamer Silvesterlaufs gab es viel zu bestaunen: Tolle Kostüme im Starterfeld, flinke Triathleten – und einen außergewöhnlichen Laufstil.

Von Tobias Gutsche

Wenn sich ein Jahr dem Ende entgegen neigt, werden überall – etwa in Zeitungen, Fernsehsendungen, Internetportalen – Rückblicke vorgenommen. Noch einmal darauf schauen, was hinter uns liegt. Da passte es nur zu gut, wie Ralf Klug am vergangenen Samstag, dem letzten Tag des Jahres 2016, den Silvesterlauf des Potsdamer Laufclubs absolvierte. Und zwar mit einer besonderen Perspektive: Er lief die 7,3 Kilometer rückwärts.

Seit 2010 wagt Ralf Klug die Herausforderung des Rückwärtslaufens. Es habe ihn gereizt, das mal auszuprobieren, erzählte er vorgestern, nachdem er im Stadion Luftschiffhafen angekommen war. „Ich war schon ein erfahrener Läufer und bin dann auf diese Weise zum ersten Mal gleich einen Marathon in Prag gerannt“, sagte der 53-Jährige. „Man kommt so auch ans Ziel, hat dabei aber ein ganz anderes Gefühl, muss viel vorsichtiger und behutsamer laufen. Und man sieht eben, was man zurücklässt. Ich glaube, dass das in unserer hektischen Zeit etwas verloren gegangen ist. Für mich ist das auch zu einer Lebenseinstellung geworden.“ Sein rückwärtiges Fortbewegen in der Läuferkolonne, das quasi ein Mit-dem- und Gegen-den-Strom-Schwimmen zugleich ist, sorge bei Mitstreitern und Zuschauern für gute Laune. „Ich blicke immer in lachende Gesichter.“

Superhelden & Co. unter den rund 340 Startern 

So bereits während des Potsdamer Schlösserlaufs 2012. Und nun auch beim 20. Silvesterlauf der brandenburgischen Landeshauptstadt. Für Ralf Klug, der aus dem Schwarzwald stammt, nach Potsdam zog und aktuell beruflich als Techniker des Auswärtigen Amts in der kenianischen Hauptstadt Nairobi weilt, war der Jahresabschlusslauf ebenso ein Startschuss. „Für meine Trainingsphase in Vorbereitung auf Biel“, erklärte er. Im schweizerischen Biel wolle er im Sommer ein 100-Kilometer-Rennen, das er vor 20 Jahren vorwärts gemeistert hatte, diesmal auch rückwärts schaffen. 2012 hatte Klug schon mal einen Versuch dafür gestartet. Er musste aber nach 62 Rückwärtskilometern aufgeben, hatte mit seiner Aktion jedoch Spendengelder für einen guten Zweck gesammelt.

Ralf Klug war am Samstag bei Potsdams Silvesterlauf allerdings gewiss nicht der einzige Aktive, der aufzufallen wusste. Traditionell liefen viele der rund 340 Teilnehmer in verrückten Kostümen. Muskelbepackte Superhelden waren unter anderem dabei, ebenso ein Kobold, eine Schornsteinfegerin – sowie eine Truppe rot-weißer Weihnachtsmänner und -frauen, die mit dem Preis für das beste Outfit prämiert wurde.

Laura Lindemann und Jan Stratmann gewinnen

Bei allem Spaß gaben einige Sportler aber auch nochmal richtig Gas auf den letzten Metern des Jahres. Insbesondere die Triathleten vom Potsdamer Leistungszentrum. Schnellste Dame war Olympiateilnehmerin Laura Lindemann, die ihre Trainingskolleginnen Julie Jungblut und Marie Horn auf die Plätze zwei und drei verwies. „Das war eine gute Doppeltrainingseinheit“, befand U23-Weltmeisterin Lindemann. Doppelt deshalb, weil die Gruppe von Chefcoach Ron Schmidt unmittelbar zuvor bereits in der Schwimmhalle ihre Bahnen gezogen hatte. „Wir sind ein paar schnelle Sachen geschwommen. Das war schon ordentlich anstrengend.“ Und hinten rauf gab es dann den intensiven Lauf.

In dessen Männerwertung schaffte es immerhin ein Nicht-Triathlet auf einen der vordersten Plätze: Tom Thurley vom Caputher SV wurde Dritter. Vor ihm landeten Philipp Wiewald und der siegreiche Jan Stratmann. Erst jüngst ist Stratmann aus seiner Heimat Essen nach Potsdam gewechselt. Nachdem der 21-Jährige sein Sportmanagement-Bachelorstudium abgeschlossen hat, wolle er sich nun am starken hiesigen Triathlonstützpunkt voll auf den Sport konzentrieren. „Neben dem Vollzeitstudium fiel es mir schwer, das nötige hohe Trainingspensum zu absolvieren. Der richtige sportliche Knallererfolg ist deshalb noch ausgeblieben“, sagte der Europacup-Teilnehmer. „Aber das soll sich jetzt ändern.“ So klingt ein kämpferischer Neujahrsvorsatz.

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