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Der dreifache Kanu-Olympiasieger Sebastian Brendel gehört wieder zu den großen Hoffnungsträgern. 

© Marcus Gansewig/LSB

Brandenburg beruft Förderteam für Olympia und Paralympics: Das Projekt Tokio läuft

Das Land Brandenburg formiert seine aussichtsreichsten Athleten für Olympia und Paralympics 2020 im "Team Tokio". Die 60 Sportler - etwa die Hälfte davon kommt aus Potsdam - profitieren finanziell von dem Förderkonzept. Und es motiviert.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Der Countdown läuft. 408 Tage vor der Eröffnung der Olympischen Spiele 2020 in Tokio und 440 Tage vor Beginn der dortigen Paralympics wurde das „Team Tokio – Land Brandenburg“ berufen. In Potsdam erhielten am Mittwochabend 60 Sportler und 27 Trainer ihre Ernennungsurkunden, einen Rucksack – sowie einen roten Miniatur-Origami-Kranich als Glückssymbol. Die nach interner Analyse ausgewählten Teammitglieder, die aus zwölf olympischen und fünf paralympischen Sportarten stammen, werden auf ihrem – möglichst vollendeten – Weg zu den Spielen über dieses Förderprogramm unterstützt. Je nach den bisherigen Leistungen bekommen die Aktiven seit Januar monatlich 300 bis 900 Euro und werden mittels Öffentlichkeitsarbeit begleitet. Das märkische Förderteam ist eine Aktion des Landes Brandenburg, der Sporthilfe Brandenburg und des Landessportbundes.

"Startschuss, Push und Extra-Motivation"

„Die Ernennung ist wie ein Startschuss für unser Projekt“, sagte Patrick Dogue. Der Moderne Fünfkämpfer des OSC Potsdam überzeugte 2016 in Rio mit Rang sechs, möchte nächstes Jahr wieder unter den fünf Ringen dabei sein und noch weiter vorne landen. Schwimmerin Maike Naomi Schnittger, die schon Paralympics-Silber holte, meinte: „Mit so einer Berufung wird das sportliche Ziel nochmal konkreter im Kopf. Das pusht.“ Für Schnittger, die zuletzt vielfach von Verletzungen und Krankheiten ausgebremst wurde, stellt ein Start in Tokio einen ganz besonderen Reiz dar. „Das ist ein Heimspiel“, sagte sie lachend, denn in der Metropole wurde sie geboren, als ihre Eltern an einer deutschen Schule in Japan lehrten. Im märkischen Team stehen nicht nur erfahrene und bereits bei Sommerspielen erfolgreiche Athleten wie Kanu-Ikone Ronald Rauhe, der seiner sechsten Teilnahme entgegensteuert, sondern auch viele neue Gesichter. Zum Beispiel die Paddelhoffnung Tamas Gecsö. „Allein diese Berufung ist schon eine Ehre“, sagte er. „Sie gibt Extra-Motivation, um dann tatsächlich auch in Tokio dabei zu sein.“ 

Die Potsdamer Triathletin Laura Lindemann mit ihrem Trainer Ron Schmidt und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke.
Die Potsdamer Triathletin Laura Lindemann mit ihrem Trainer Ron Schmidt und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke.

© Marcus Gansewig/LSB

Denn die Aufnahme in die Brandenburger Fördermannschaft, die sich bei entsprechenden Leistungen auch noch durch weitere Aktive vergrößern könnte, darf nicht mit einer Nominierung zu den Spielen verwechselt werden. Die Tickets müssen sich die Athleten noch erkämpfen. Bereits dieses Jahr finden zahlreiche Wettbewerbe statt, bei denen Startplätze oder Punkte für Qualifikationsranglisten ergattert werden können. 

Vergleich zu Rio 2016: Mehr Aktive und mehr Geld

Erstmals 1995 wurde ein Brandenburger Förderteam für Olympia umgesetzt, seit 2013 gibt es das Konzept auch für Winterspiele. Bei der Auftakternennung in Hinblick auf Rio 2016 wurden 48 Athleten bedacht, zwölf weniger als diesmal. Sie erhielten auch weniger Geld – zwischen 150 und 750 Euro pro Monat. Am Zuckerhut starteten letztlich 30 Brandenburger bei Olympia und neun bei den Paralympics. Nach Hause brachten sie 13 Medaillen. Eine gute Bilanz. Dass im olympischen Bereich damals die vier Gold-, zwei Silber- und eine Bronzeplakette ausschließlich auf das Konto Potsdamer Sportler gingen, stimmte die Verantwortlichen aber nachdenklich. Man müsse daran arbeiten, das Ungleichgewicht zu beheben, auch woanders sollten wieder Erfolge produziert werden, betonte Wilfried Lausch, Leiter des Olympiastützpunktes Brandenburg, der durch die Standorte Potsdam, Cottbus und Frankfurt (Oder) gebildet wird. „Ich bin optimistisch, dass wir 2020 auf dem Podium wieder breiter aufgestellt sind“, meinte er am Mittwoch.

Der Kanute Felix Frank (l.) mit Jürgen Eschert, der 1964 zu Olympiagold in Tokio paddelte.
Der Kanute Felix Frank (l.) mit Jürgen Eschert, der 1964 zu Olympiagold in Tokio paddelte.

© Marcus Gansewig/LSB

Vorfreudig blickt auch Jürgen Eschert nach Fernost. Bei der Teamberufung gehörte der Potsdamer Ex-Kanute zu den Ehrengästen. Er hatte im Canadier-Einer über 1000 Meter 1964 die erste Brandenburger Olympiagoldmedaille gewonnen – in, genau, Tokio. 

+++ Die Potsdamer im "Team Tokio - Land Brandenburg" +++

Im „Team Tokio – Land Brandenburg“ stehen bisher 60 Sportler und 27 Trainer. Von ihnen kommen 32 Athleten und elf Coaches aus Potsdam sowie je ein Aktiver und Trainer aus Teltow/Kleinmachnow/Stahnsdorf: 

Kanu-Rennsport: Franziska John, Conny Waßmuth, Annika Loske, Ophelia Preller, Sebastian Brendel, Ronald Rauhe, Jan Vandrey, Stefan Kiraj, Tamas Gecsö, Timo Haseleu, Felix Frank. Trainer: Ralph Welke, Arndt Hansich, Jirka Letzin.
Leichtathletik: Saskia Feige, Teresa Zurek, Christopher Linke, Nils Brembach, Hagen Pohle, Bernhard Seifert. Trainer: Ronald Weigel, Burkhard Looks.
Moderner Fünfkampf: Janine Kohlmann, Anna Matthes, Patrick Dogue, Marvin Dogue, Fabian Liebig, Christian Zillekens. Trainerin: Claudia Adermann.
Schwimmen/Para-Schwimmen: Christian Diener/Maike Naomi Schnittger, Verena Schott, Gina Böttcher. Trainer: Jörg Hoffmann, Maik Zeh.
Rudern: Isabelle Hübener, Hans Gruhne.
Triathlon: Laura Lindemann. Trainer: Ron Schmidt. 
Judo: Philipp Galandi. Trainer: Mario Schendel.
Fußball: Johanna Elsig. Trainer: Matthias Rudolph.
Para-Leichtathletik: Felix Krüsemann (RSV Eintracht 1949 Teltow/Kleinmachnow/Stahnsdorf). Trainer Martin Conrad.

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