Boxen in Potsdam: Studierende Faustkämpfer

„Let’s get ready to rumble.“ Der US-amerikanische Ringsprecher Michael Buffer hat mit dieser Ansage weltweit Hunderte hochklassige Profibox-Veranstaltungen eröffnet und aus dem Spruch eine echte Marke gemacht. Millionenschwere WM-Kämpfe wurden am vergangenen Wochenende in der Neuen Sporthalle in Golm zwar nicht ausgetragen, dort ging es um die Titel bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften. Klingt unspektakulär, ist in der nationalen Amateurboxszene allerdings ein hoch angesehenes und von vielen Spitzensportlern geschätztes Turnier.

Hochkarätig besetztes Turnier

93 Teilnehmer von 44 Bildungseinrichtungen kämpften um die begehrten Medaillen. Die Entwicklung des Championats sei sehr positiv „und die Teilnehmerlisten sind mittlerweile voll von prominenten Namen“, sagte Felix Hoffmann vom ausrichtenden USV Potsdam. Gemeinsam mit dem Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband (adh), der Universität Potsdam mit seinem Zentrum für Hochschulsport sowie dem Boxverband Brandenburg hat der Verein das Event auf die Beine gestellt.

In den zwei Wettkampfklassen A und B starteten nicht nur einige Landesmeister, sondern auch Bundesligaboxer wie Emre Göcmen, Max Degenhardt und Jonathan Fischbuch. Zudem war Magomed Schachidov dabei, amtierender Deutscher Meister im Weltergewicht, bester Boxer der Bundesliga-Saison 2017/18 sowie Teilnehmer der kommenden Universitätsweltmeisterschaft in Russland. Im Starterfeld der Damen konnten die Organisatoren Ramona Graeff begrüßen, Zweitplatzierte der Deutschen Meisterschaft im Federgewicht 2017, Teilnehmerin der diesjährigen U22-Europameisterschaft, die ebenfalls bei der Studierenden-WM 2018 dabei sein wird. „Bei solchen Hochkarätern als Gegner hatten es unsere Potsdamer Sportler nicht gerade leicht. Aber sie haben dennoch starke Leistungen gezeigt, auf die ich sehr stolz bin“, erzählte Felix Hoffmann. „Leider gab es für uns in diesem Jahr keine Goldmedaillen, dafür war die Konkurrenz einfach zu stark.“

Ehrung für Siegfried Ellwanger

Aus der brandenburgischen Landeshauptstadt waren sieben Sportler gemeldet, allerdings wurde das Team kurzfristig durch die krankheitsbedingte Absage von Zaina Nassar dezimiert. In den Ring stiegen letztlich drei Frauen und drei Männer, die alles gaben und teilweise bis aufs Blut um ihre Siege kämpften. Silber gewann Andres Jurk im B-Turnier in der Gewichtsklasse bis 64 Kilogramm. Das Finale – eine Nummer zu groß für ihn. „Der Gegner war einfach zu routiniert und hatte mehr Schlaghärte“, so das Fazit von Trainer und Sportler nach der klaren Niederlage. Neben Jurks Silbermedaille gab es noch vier Bronzeplätze für die Potsdamer – im höherwertigen A-Wettbewerb durch Leonie Schauer sowie Frederik Franz Bronzemedaille und in der B-Runde wurden Sophie Albrecht und Jeremy Hartwig Dritte. Für sie und die vielen anderen Teilnehmer ist das Boxen ein guter Ausgleich zum psychisch fordernden Hochschulalltag.

Am Rande der Veranstaltung wurde USV-Urgestein Siegfried Ellwanger für sein Lebenswerk geehrt. Der Deutsche Boxsportverband würdigte 50 Jahre ehrenamtliches Engagement. Damals hatte Ellwanger begonnen, den Boxsport an der Universität Potsdam aufzubauen, war zu DDR-Zeiten selbst Oberliga-Kämpfer und Hochschulmeister. „Für uns USV-ler ist Siegfried Ellwanger Lehrer, Onkel, Vater und Freund in einem“, sagte Felix Hoffmann. Zufrieden mit der Organisation der zweitägigen Veranstaltung war der adh, der Dachverband mit seinen 2,4 Millionen sporttreibenden Hochschulangehörigen. „Wir hatten eine Top-Veranstaltung mit einer hohen Qualität der Teilnehmer und haben spannende sowie faire Kämpfe gesehen“, meinte Markus Regele, adh-Disziplinchef Boxen, zum Event, dass die Potsdamer Faustkampftradition erweiterte. Manfred Wolke, Martin Neef sowie Konrad und Ronald Gehn machten der Stadt ebenso einen Namen in-Box-Deutschland wie die Bundesligariege des SV Motor Babelsberg, die 2016 den nationalen Mannschaftstitel holte. 

Matthias Schütt