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Bobsport in Potsdam: Sturz im November, Titelgewinn im Januar

Die 21 Jahre alte Potsdamer Bob-Anschieberin Lisa Buckwitz erlebte in dieser Saison zwei Extreme auf der Bahn in Winterberg. Das eine war eine durchaus gefährliche persönliche Premiere, das andere eine umjubelte Wiederholungstat.

Von Tobias Gutsche

Mit dem Eiskanal in Winterberg verbindet Lisa Buckwitz zwei besondere Erlebnisse in der Wettkampfsaison 2015/16. Am frischesten in ihrer Erinnerung ist das vom vergangenen Freitag. Da raste die Bob-Anschieberin des SC Potsdam mit ihrer Oberbärenburger Pilotin Stephanie Schneider souverän zur Goldmedaille im Zweier-Wettbewerb bei der Junioren- Weltmeisterschaft. Für Buckwitz bedeutete das die Titelverteidigung, denn bereits in der Vorsaison hatte sie bei den Nachwuchs-Welttitelkämpfen triumphiert. Damals saß allerdings noch Miriam Wagner vor ihr.

Zum neuen Bob-Jahr erfolgte eine Umbesetzung. Das Team Schneider/Buckwitz wurde gebildet. Der erste internationale Einsatz dieses Duos ging dann aber zunächst gehörig schief, denn beim Europacup-Auftakt Ende November erwischte es die beiden: Sturz in Kurve neun – auf der Bahn in Winterberg. „Das war mein erster Sturz überhaupt“, erzählt die frühere Siebenkämpferin Lisa Buckwitz, die 2013 zum Hochgeschwindigkeitsschlittensport gewechselt war.

Ein Schockmoment? Von wegen!

Ein paar leichte Prellungen und Abschürfungen trugen sie und ihre Vorderfrau davon, als sie in dem umgekippten Boliden kauernd den Rest der Strecke ohne Kontrolle hinabrutschten. Ein Schockmoment? Von wegen! „Ich fand das überhaupt gar nicht dramatisch. Nach den Erzählungen der anderen hatte ich mir das deutlich schlimmer vorgestellt. Es war spannend, das mal zu erleben, auch wenn ich das nicht öfter brauche“, berichtet die 21 Jahre alte Potsdamerin von der Aktion, die in ihren Aussagen eher nach einer interessanten Erfahrung klingt als nach einem durchaus gefährlichen Unfall. Aber so sind sie halt, die Bob-Fahrer. Adrenalinjunkies durch und durch.

Eine Ursache für jenes Missgeschick im Hochsauerland war mit Sicherheit auch die geringe Erfahrung von Stephanie Schneider als Pilotin. Sie bestreitet nämlich ihre Premierensaison an den Lenkseilen, nachdem sie in den Vorjahren noch eine erfolgreiche Anschieberin war – Bronze bei der WM 2015 und Platz zehn bei Olympia 2014 in Sotschi stehen in der Vita der 25-Jährigen, die bis 2008 als Werferin in Potsdam aktiv gewesen war und bis heute ihr Atheltiktraining am Luftschiffhafen bei Coach Heinz Rieger absolviert. „Sie wollte einfach nicht mehr hinten sitzen, sondern die Sache endlich selber in die Hand nehmen“, nennt ihre Teampartnerin Lisa Buckwitz den Grund für den Wechsel.

Nun steht der WM-Start bei den Frauen an

Für das Mitglied der brandenburgischen Landespolizei-Sportfördergruppe ist das derweil auch eine erstrebenswerte Herausforderung. Allerdings soll es erst dazu kommen, wenn sie als Anschieberin ihr großes Ziel erreicht hat. „Bis Olympia 2018 in Pyeongchang, wo ich unbedingt hin möchte, bleibe ich auf jeden Fall erst einmal hauptsächlich an Position zwei.“ Nach vorne darf der Schützling von Athletiktrainer Jörg Weber aber auch schon ab und an – und zwar „wenn die wichtigen Wettkämpfe in der Saison durch sind“.

Das ist momentan aber noch nicht der Fall, denn mit dem Gewinn der Junioren-Weltmeisterschaft haben sich die beiden gleichsam einen Startplatz bei der Mitte Februar in Innsbruck-Igls stattfindenden Elite-Weltmeisterschaft gesichert. Bereits 2015 ging Lisa Buckwitz als Junioren-Champion ins WM-Rennen der Frauen und landete in Altenberg mit Miriam Wagner auf Rang zehn. Was ihr damals besonders auffiel: „Es herrscht bei den Erwachsenen eine ganz andere Stimmung im Vergleich zu den Wettkämpfen im Nachwuchsbereich. Nicht nur weil mehr Zuschauer an der Bahn sind. Auch innerhalb des Teilnehmerfeldes ist das anders. Alle sind viel angespannter.“ 

Oberbärenburg-Potsdam-Express fährt ohne Druck nach Igls

Sie und Stephanie Schneider, die beide nach dem Sturz-Fauxpas zu Saisonbeginn anschließend richtig gut in Fahrt gekommen waren, wollen sich hingegen keinerlei Druck machen und entsprechend „locker an die WM herangehen“. Für den Oberbärenburg-Potsdam-Express ist die erste gemeinsame Saison schließlich bereits vergoldet und somit definitiv ein voller Erfolg. 

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