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Hinauf. Noch ist der Aufstieg für den USV nicht zu stemmen - aber das soll sich ändern.

© Tobias Gutsche

Basketball in Potsdam: Klassenerhalt der Champions

Die Basketballer des USV Potsdam sind erstmalig Meister der 2. Regionalliga, doch aufsteigen wollen sie noch nicht. Und zudem spüren sie Konkurrenz in der eigenen Stadt. Derweil hat der RSV Eintracht 1949 eine Liga über dem USV auch den Titel geholt.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - So oft wie nur irgend möglich streiften am Samstag die Basketballer des USV Potsdam jeweils das besondere Stück Stoff über. Bei der Erwärmung, beim Warten auf der Bank, bis die nächsten Einsatzminuten kommen, und auch beim Gang Richtung Kabine nach Ende der letzten Saisonpartie. „Wir“, sagte Teamkapitän Erik Müller, „tragen das mit Stolz.“ Das dunkelblaue Shirt, auf dem weiß umrandet die Potsdamer Stadtsilhouette und vor allem ein Wort zu sehen war: Champions – der 2. Regionalliga Ost. Bereits vor ihrem abschließenden Heimspiel am Samstag, das sie mit 61:37 gegen Tabellenschlusslicht SSV Lok Bernau II gewannen, standen die USV-Korbjäger als Meister dieser Klasse fest. Ihr bisher größter Erfolg.

Allerdings: Die Champions bleiben, wo sie sind. Der Potsdamer Verein verzichtet, nach zwei Jahren in der 2. Regionalliga nun in die 1. Regionalliga Nord aufzusteigen. „Wir wollen nichts riskieren, sondern stabil bleiben“, sagte Abteilungsleiter Steven Sticken. „Ein Aufstieg würde jetzt wohl mehr kaputt machen als nützen.“ Der Sprung in die 1. Regionalliga ist eine enorme Herausforderung. Sportlich wäre der USV, der mit ehemaligen Zweitligaspielern gespickt ist, dort gut aufgehoben, doch die strukturellen und finanziellen Anforderungen übersteigen aktuell die eigenen Möglichkeiten. Statt nur im ostdeutschen Raum zu spielen, kämen weite Auswärtsfahrten bis an die Nordseeküste auf den Verein zu. Rahmenbedingungen müssten angepasst werden. „Wir sind ein Haufen basketballverrückter Typen. Aber alles, was hier entstanden ist, basiert ausschließlich auf Ehrenamt“, erklärte Steven Sticken. „Um weiter nach oben zu kommen, brauchen wir mehr Manpower – möglichst durch Hauptamtlichkeit.“

Stark steigende Mitgliederzahl bei den USV-Basketballern

Auf dem Feld mangelt es den Potsdamern gewiss nicht an Power. 18 ihrer 20 Saisonpartien gewann die Mannschaft von Trainer Konstantin Mau, die seit zwei Jahren ihre Heimspiele in der modernen Sporthalle der Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule nahe des Volksparks bestreiten darf. „Anfangs mussten wir noch etwas Rost abschütteln, dann lief es super“, resümierte Kapitän Erik Müller die Saison. Er ist einer von vielen USV-Akteuren, die früher beim RSV Eintracht 1949 Teltow/Kleinmachnow/Stahnsdorf in der 2. Bundesliga ProB aufliefen. Als die Verpflichtungen in Beruf oder Studium größer wurden, entschlossen sie sich, das Parkett auf Bundesebene zu verlassen. „Aber wir hatten noch Lust, Basketball zu spielen. Ohne den ganz großen Aufwand halt“, sagte Müller. Der USV Potsdam wurde dann zur beliebten Anlaufstelle. Nach und nach kamen qualitativ hochwertige Spieler. Warum? „Der Verein ist lebendig“, meint der 27-Jährige. „Hier gibt es viele Leute, die etwas entwickeln wollen.“

Der Fortschritt der vergangenen Jahre ist unverkennbar. Laut Steven Sticken wuchs die Mitgliederzahl der USV-Basketballabteilung von 2017 bis jetzt um knapp ein Drittel auf 250 Aktive. Die starke Präsenz in den sozialen Medien und das Mitwirken als Potsdamer Kooperationspartner bei der Schul-AG-Initiative des Bundesligisten Alba Berlin seien wichtige Ursachen für den Zulauf, meint der Abteilungsleiter. Zahlreiche Erfolge im Nachwuchsbereich zeugen von der guten Jugendarbeit. „Und natürlich ist unsere erste Männermannschaft ein Motor für die Gesamtentwicklung. Mit ihren guten Leistungen ist sie ein Zugpferd.“

SV Babelsberg 03 strebt im Basketball nach oben

Jedoch entsteht Konkurrenz im Potsdamer Basketball-Stall. 2016 gründete der für seine Fußballer bekannte SV Babelsberg 03 eine Sektion Basketball und verfolgt damit Großes. Vor einer Woche gelang der Aufstieg in die Oberliga, die nach eigenem Bekunden nur Durchgangsstation sein soll. Der SVB wolle „langfristig Basketball auf höchstem Niveau in Potsdam anbieten“, teilte der Kiezklub jüngst mit und kündigte Aktionen an Kindergärten und Schulen an, „um die Professionalisierung voranzutreiben“.

Beim USV Potsdam stoßen die Babelsberger Bestrebungen auf wenig Wohlwollen. In einer Sportstadt wie Potsdam, die eine Fülle an ambitionierten Vereinen, aber chronisch zu wenig Förderer hat, nun zwei Basketball-Adressen zu führen, betrachtet Steven Sticken skeptisch. „Aber jeder soll den Weg gehen, den er für richtig empfindet“, sagte der 38-Jährige und nahm sich direkt noch einen verbalen Wurf Richtung Babelsberg. „Wir haben ein klares Ziel. Leute, die in Potsdam an Basketball denken, sollen auch in Zukunft immer zuerst an uns denken.“ Am besten kann das natürlich gelingen, je höher man im Ligensystem vertreten ist. Darum betonte Steven Sticken: „Die 1. Regionalliga ist fest auf unserer Agenda.“ Es wird daran gearbeitet, dass beim USV Potsdam die Champions am Ende einer Saison nicht nur den Titelgewinn auf Shirts verewigt bekommen. Sondern auch den Aufstieg.

+++ RSV Eintracht sichert Meistertitel in der 1. Regionalliga Nord +++

Ein Jahr nach dem bitteren Abstieg aus der 2. Basketball-Bundesliga ProB hat sich der RSV Eintracht 1949 das Recht zur direkten Rückkehr erkämpft. Am zweitletzten Spieltag gewann die Mannschaft aus Teltow/Kleinmachnow/Stahnsdorf auswärts das Spitzenspiel der 1. Regionalliga Nord gegen den ASC 46 Göttingen mit 71:65 und ist damit vorzeitig Meister. Als Erster des Klassements darf der RSV in die ProB-Klasse aufsteigen. In dieser spielte der mittelmärkische Club von der Ligagründung im Jahr 2007 bis 2018. Zum meisterlichen Saisonabschluss empfängt die Eintracht am Sonntag um 16 Uhr die TSG Bergedorf in der BBIS-Sporthalle auf dem Kleinmachnower Seeberg. 

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