zum Hauptinhalt
Mädchenschwarm und Fußballprofi. Auf dem Hof der Grundschule Am Griebnitzsee standen seine Autogramme hoch im Kurs: Marcus Hoffman, Abwehrspieler beim Drittligisten SV Babelsberg 03.

© Tobias Reichelt

Sport: Autogramme in der Hofpause

Babelsberg 03 schickt Profis an die Schule: Vor dem Sandhausen-Spiel sollten sie neue Fans gewinnen

Tom wird Fußballfan. Das hat der Zweitklässler der Potsdamer Grundschule Am Griebnitzsee gerade beschlossen. „Oh ja“, sagt Tom und nickt heftig. Der SV Babelsberg 03 soll seine Mannschaft werden. Die Grundausstattung hat der Knirps gerade während seiner Hofpause gesammelt: Unter einem Arm hat er sich ein großes Teamposter geklemmt und in den Händen hält er drei Autogramm- und zwei Freikarten für das morgige Spiel des Drittligisten gegen den SV Sandhausen. „Ich hab noch nie ein Fußballspiel im Stadion gesehen“, sagt Tom. Das soll sich ändern.

Einen Tag nach dem 6:0-Erfolg der Babelsberger im Landespokal-Halbfinale gegen Schöneiche ging es für drei der Nulldrei-Kicker gestern in die Schule: Auf dem Hof der Grundschule am Griebnitzsee haben Mittelfeldspieler Matthias Rudolph und die Abwehrspieler Tom Schütz und Marcus Hoffmann Stadionhefte verteilt, Autogrammkarten signiert und den Fan-Nachwuchs mit dem SV Babelsberg-Fieber infiziert. Die Idee: Kinder von heute sind Fans von morgen – vorausgesetzt, die Mannschaft kann überzeugen.

Dass die Babelsberger für ansteckende Begeisterung sorgen können, haben die Profis in den vergangenen Wochen bewiesen: Nach Siegen gegen Favoriten wie Wacker Burghausen, der Sicherung der Klasse und jetzt dem Einzug ins Pokalfinale war die Fieberkurve in die Höhe geschnellt. Gegen Schöneiche zeigte sich Nulldrei-Coach Dietmar Demuth fast überrascht, wie leicht es die Germania seinem in Bestbesetzung auflaufenden Team machte, das Endspiel am 22. Mai zu erreichen. Nach der Papierform ist dem Drittligisten der Pokal kaum zu nehmen. Der Gegner wird am Mittwoch in einem Landesliga-Duell zwischen dem VfB Hohenleipisch und dem FC Schwedt ermittelt. Vor allem finanziell ist der Pokal für Babelsberg wichtig: 100 000 Euro kann der Klub einstreichen, wenn er das Finale gewinnt und damit in die 1. DFB-Pokalrunde der kommenden Saison einzieht. „Das Geld ist quasi eingeplant“, so Babelsbergs Geschäftsführer Ralf Hechel.

In der Liga stehen die Nulldreier indes vor dem morgigen letzten Spiel der Rückrunde gegen Sandhausen auf Tabellenplatz 13. Mit einem Sieg könnten man am punktgleichen Gegner auf Platz 12 vorbeiziehen. Leicht wird das allerdings nicht, warnt Coach Demuth. „Man weiß, Sandhausen ist eine starke Mannschaft. Viele Trainer hatten sie zu Beginn der Saison als Favorit auf dem Zettel.“ Dem hätten sie zwar nicht entsprochen, nach einem schlechten Saisonbeginn habe sich Sandhausen aber verbessert. Zuletzt blieb das Team zwölf Mal in Folge ungeschlagen. „Wir haben mehr zu verlieren, als wir gewinnen können“, sagt Demuth. Im letzten Spiel gelte es daheim, das Ansehen zu verteidigen und einen guten Saisonabschluss hinzulegen.

Dafür wollen sich auch Matthias Rudolph, Tom Schütz und Marcus Hoffmann nochmal ins Zeug legen. Als nach 20 Minuten auf dem Schulhof die Glocke schellte, hatten die drei je rund 100 Autogrammkarten signiert und verteilt. „Jetzt tut mir das Handgelenk weh“, sagte Marcus Hoffmann. Während der gesamten Pause hatte sich eine große Traube junger Mädchen um den braungebrannten 23-Jährigen gesammelt. Auch Lisa aus der sechste Klasse war dabei. Außer den Autogramm- und Freikarten hat sie sich auch ein Poster gesichert. „Das hänge ich in meinem Zimmer auf“, sagt sie. Gleich neben den Löwen, Wölfen und Delphinen. Lisa spielt gerne Fußball – und vielleicht wird sie wie der kleine Tom zum Babelsberg-Fan. „Vielleicht“, sagt sie. Erstmal will sie morgen sehen, wie sich die Nulldreier daheim schlagen.

Anpfiff ist am Samstag um 13.30 Uhr.

Zur Startseite