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Sport: An den Tischen und auf dem Wasser

Heinz Nawior schrieb Potsdamer Tischtennis-Geschichte – heute feiert er seinen 80. Geburtstag

Stünde heute eine solche Tischtennisplatte neben seinem Fenster auf dem Hof, wie Heinz Nawior sie in seiner Kindheit benutzte, wäre er sicherlich nicht amüsiert. Aus Blech war sie gefertigt, stand in der Militärbadeanstalt am Havelufer neben der Garde-du-Corps-Straße, und die schnell geschlagenen Bälle waren nicht zu überhören. Doch wen interessierte da schon die Lautstärke? Zwölf Jahre jung war der Potsdamer damals – heute feiert er seinen 80. Geburtstag und kann mit seinen Gästen auf viele schöne gemeinsame Stunden zurück blicken.

„Ja, an dieser Platte wurde wohl die große Begeisterung für den Tischtennissport bei mir geweckt“, erzählt der Jubilar. „Das nötige Rüstzeug holte ich mir dort, dann hörte ich mit einigen Kumpels von den Potsdamer Tischtennisfreunden “Schwarz-Weiß“. Denen schlossen wir uns an und wurden fortan richtig gefördert.“ Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Das intensive Training in der Sporthalle der Schule an der Helene-Lange-Straße zahlte sich aus – Landesmeister wurde Heinz Nawior, und auch bei Berliner Turnieren belegte er oftmals vordere Plätze.

Lange sollte er seinem Sport jedoch nicht unbeschwert nachgehen können. Nach der Lehre als Betriebselektriker bei Orenstein & Koppel in Babelsberg ging''s mit 17 zum Arbeitsdienst, ein Jahr später rief das Militär. Erst zwei Jahre nach Kriegsende kehrte er aus der Gefangenschaft zurück. „Gott sei Dank aus englischer. Heute darf man das ja sagen.“ Neben dem Aufbau des Landes ging es nun auch um die Schaffung von neuen Strukturen im Sport. Anfang der 50er Jahre – „Heiner“, wie ihn seine Freunde nennen, arbeitete da bereits beim VEB Nachrichtenelektronik Potsdam – wurde er zum ersten Landesspartenleiter Tischtennis in Brandenburg gewählt, leitete nach der Gebietsreform die Spielkommission des Bezirksfachausschusses Potsdam und führte diesen später als Vorsitzender.

Den Tischtennisverein (TTV) Einheit hatte er da mit einigen Mitstreitern längst aufgebaut. Wie vor dem Krieg wurde in der Halle an der Helene-Lange-Straße trainiert. Zu sechst waren sie damals – heute hat der Verein mehr als hundert vorwiegend sehr junge Mitglieder. Und gerade dieser Umstand ist Leuten wie Heinz Nawior zu verdanken, der sich immer auch viel Zeit für den sportlichen Nachwuchs nahm. Erst vor sieben Jahren verabschiedete er sich als Übungsleiter bei „Einheit“.

In all der Zeit war er ohne Frage das Rückgrat seines Vereins und prägte dessen Geschicke entscheidend mit. Die „Kelle“ hat der rüstige Senior mit 72 Jahren an den Nagel gehängt. „Die Augen machen nicht mehr so richtig mit“, erzählt er. „Und Tischtennis ist eben ein sehr schneller Sport, bei dem man auf gutes Sehvermögen besonders angewiesen ist.“ Sich einbringen geht dennoch, und so gehört Heinz Nawior dem 1991 wieder gegründeten Tischtennisverband Brandenburg als Ehrenmitglied an und lässt sich auch oft noch bei Sitzungen des Landesbereichsausschusses sehen. Im TTV Einheit ist er ebenfalls Ehrenmitglied, und sowohl die Alten wie die Jungen treffen sich noch immer regelmäßig.

Langeweile kommt da nie auf, vor allem wenn der Winter vorüber ist, blüht der gebürtige Potsdamer so richtig auf. „Auf der Bootswerft am Wasser, das ist für mich die schönste Zeit“, erzählt er und denkt dabei wohl schon wehmütig an die Sommerabende auf seinem Vorderkajütboot, das bei seinem Verein Wasserfreunde Pirschheide vor Anker liegt. Bis es jedoch soweit ist, gibt es genügend Alternativen: Als begeisterter Schwimmer zieht er regelmäßig seine Bahnen in der Halle im Luftschiffhafen.

Wenn heute der „80.“ begangen wird, sind es vorerst die Sportfreunde und ehemaligen Kollegen, die Heinz Nawior gratulieren. Tochter, Enkel und Urenkel empfängt er zusammen mit seiner Ehefrau Margot am Wochenende in Ruhe. Zum Erzählen und Anstoßen auf ein erfülltes Leben – die PNN schließen sich den Glückwünschen an. H. Mallwitz

H. Mallwitz

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