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Achtelfinale im Fußball-Landespokal: Babelsberg auf grün-weißer Landpartie

Die bisherigen Gegner im Landespokal brachten den Regionalligisten SV Babelsberg 03 eher aus dem Liga-Rhythmus. Der ambitionierte Brandenburgligist SV Brieselang indes wird ein Härtetest.

Potsdam - Der Fußball-Landespokal sorgt für regelmäßige Abwechslung im Ligaalltag. Mal keine Punktejagd, sondern der Reiz eines K.o.-Spiels. Mal ein anderer Gegner als die altbekannte Liga-Konkurrenz, eine andere Reiseroute, ein unbekannter Platz. Cem Efe, Trainer des Regionalligisten SV Babelsberg 03, war indes mit den ersten beiden Runden des diesjährigen Pokal-Wettbewerbs gar nicht so glücklich. Es waren gerade mal zwei Saisonspiele absolviert, als die erste Pokalrunde beim Lindower SV (11:0) das Bemühen, sich einzuspielen und den richtigen Rhythmus zu finden, unterbrochen wurde.

Auch mit dem zweiten Pokalauftritt Anfang September beim Landesligisten BSC Rathenow (5:1) haderte Efe. Nach dem unbefriedigenden Unentschieden in der Regionalliga gegen Luckenwalde (1:1) und dem 0:0 gegen Wacker Nordhausen hätte Efe die fortlaufende Härte- und Belastungsprobe in der Liga vorgezogen, um der Analyse gleich den Praxistest mit der Staffel-Konkurrenz folgen zu lassen. Einen Spannungsabfall bei seinen Spielern habe Efe nicht gebrauchen können. Es sei für einen Spieler mit professioneller Einstellung schon schwierig, sich zu motivieren, wenn der Gegner kurz vor Anpfiff noch eine Zigarette raucht und kurz nach Abpfiff mit einer Flasche Bier in der Kabine steht – was in unteren Ligen nunmal üblich ist.

Brieselang ist derzeit das Maß der Dinge auf Landesebene

Am Samstag (14 Uhr) muss sich Efe darüber wenig Sorgen machen. Mit dem SV Grün-Weiß Brieselang wartet ein Gegner auf den SVB, der als Aufsteiger in der Brandenburgliga für Furore sorgt. Als ungeschlagener Tabellenführer nach sieben Spielen mit nur zwei Gegentoren ist Brieselang aktuell das Maß der Dinge auf Fußball-Landesebene.

„Wir haben einen extrem guten Lauf, die Aufstiegseuphorie mit in die neue Saison genommen und derzeit ein total tolles Mannschaftsklima“, bestätigt Trainer Patrick Schlüter. Dass Trainerkollegen aus der Brandenburgliga die Grün-Weißen bereits in der Oberliga sehen, geht Schlüter dann aber doch zu schnell. „Wir nehmen den Moment mit, ans Saisonende denke ich nicht“, betont er, ergänzt aber: „Wenn es am Ende so ist, nehmen wir den Aufstieg gern mit.“

Zuletzt verpflichtete der SV Grün-Weiß noch zwei ukrainische Erstligaspieler

Hinter dem gegenwärtigen Erfolg steht eine Mannschaft, die sich laut Schlüter seit der Sommerpause schnell und glücklich zusammengefügt hat. Als erster Neuzugang nach dem Aufstieg wurde Charlie Graf vermeldet – ein 19-jähriges Eigengewächs des Vereins, das in der Jugend zu Energie Cottbus ging und dort mit der U19 den Bundesligaaufstieg schaffte. „Bei ihm sieht man, dass er eine komplett gute Ausbildung bekommen hat“, meint Schlüter. Mit Niklas Jordanov wechselte vom Brandenburger SC Süd 05 ein Innenverteidiger mit Oberliga-Erfahrung zu den Havelländern, Neuzugang Rico Liedtke schnupperte bei Optik Rathenow sogar Regionalliga-Luft. Als glückliche Fügung betrachtet Schlüter, dass Filip Marciniak kurz nach Saisonstart anheuerte. Der torgefährliche Pole stürmte zuletzt beim FC Bad Oeynhausen in der Bezirksliga, ehe er zu seiner Familie nach Berlin zurückzog.

Seinen letzten Coup landete der SV Brieselang vor zwei Wochen, als er die Spielerlaubnis für zwei ukrainische Fußballer bekam: Ievgen Katelin und Dmytro Nerubenko kommen vom Erstligisten FK Metalist Charkiw und markierten in der Vorwoche beim 4:1-Sieg gegen Miersdorf mit jeweils einem Tor gleich ihr neues Revier.

Die Havelländer zahlen ihrem Personal ein branchenübliches Salär

„Es war zu Saisonbeginn nicht abzusehen, dass wir innerhalb von anderthalb Wochen noch vier, fünf richtig gute Jungs kriegen“, meint Schlüter. Spieler, die er eigentlich auf dem Zettel hatte, entschieden sich für andere Vereine, „die mehr Geld zahlen“, meint er. Dabei werde gerade Brieselang nachgesagt, dass der Verein sich seine Ambitionen auch ordentlich was kosten lässt. „Wir zahlen schon ein paar Euro“, sagt Schlüter, „aber dem Verhältnis der Brandenburgliga angemessen. Wir zahlen hier niemandem 1000 Euro“, versichert Schlüter. Vielmehr nennt er es Wohlfühlatmosphäre, die den Verein als Adresse für leistungsorientierte Fußballer interessant mache.

Als „sympathischen Gastgeber“ beschreibt auch Babelsberg 03 den morgigen Achtelfinalgegner, nachdem dieser in einer Mail zunächst zum 2:0-Sieg gegen RB Leipzig II in der Vorwoche gratulierte und dann den Nulldrei-Fans detailliert Tipps zur Anreise zum Fichte-Sportplatz in Brieselang mitteilte.

Drittligist Cottbus hatte vergangene Saison alle Mühe in Brieselang

Auf dem Platz – Kunstrasen – wird es mit dem Wohlbefinden aber vorbei sein. „Da geben wir Gas und werden Paroli bieten“, kündigt Schlüter an. Das bekam auch Drittligist Energie Cottbus zu spüren, der sich im letztjährigen Viertelfinale des Landespokals in Brieselang zu einem 1:0 mühte. „Bei uns muss alles passen und Babelsberg muss einen schlechten Tag haben, wenn wir weiterkommen wollen. Aber die 90 Minuten müssen auch erstmal gespielt werden.“ Vielleicht auch 120 Minuten. „Elfmeterschießen jedenfalls üben wir nicht“, sagt der Grün-Weiß- Coach.

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