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Am Samstag duellieren sich Babelsberg und Fürstenwalde in der Liga. Auch im Landespokalfinale ist die Paarung möglich - Spielort wäre dann Luckenwalde.

© Jan Kuppert

"Absolute Frechheit": Kritik an Fußball-Landesverband wegen Pokalfinale

Der Brandenburger Verband sieht bessere Chancen der Vermarktung durch eine zentrale Vergabe des Endspielorts. Doch Vereine - darunter der SV Babelsberg 03 - hadern mit dem Umgang bei der Entscheidung in dieser Saison. 

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Der Fußball-Landesverband Brandenburg (FLB) sorgt mit seinem neuen Modus zur Austragung des Landespokalfinales für Diskussionen. Diese Woche hatte der FLB öffentlich gemacht, dass das Endspiel um den märkischen Cup 2020 per Präsidiumsbeschluss in Luckenwalde stattfinden wird. Damit bricht der FLB mit einer 20-jährigen Tradition. Bislang wurde der Endspielort nicht vorab festgelegt, sondern ergab sich erst anhand der Paarung. Es bekam entweder das unterklassigere Team Heimrecht oder die Gastgeberrolle wurde durch das Los entschieden, wenn beide Mannschaften auf derselben Ligastufe spielten. In einer Pressemitteilung begründet Verbandspräsident Jens Kaden das neue Vorgehen mit „Erfahrungen der Vergangenheit und den veränderten Erfordernissen“. Zudem verweist er darauf, dass dieses Prozedere auch auf nationaler Ebene beim DFB und in anderen Landesverbänden gängig sei.

Nächste Saison ist wieder eine zentrale Finalvergabe geplant. Dadurch würden sich „andere Vermarktungsmöglichkeiten“ ergeben, „von denen am Ende auch die Vereine partizipieren werden“, meint FLB-Geschäftsführerin Anne Engel. Es gehe auch darum, die Vereine vom hohen organisatorischen Aufwand zu entlasten. Künftig möchte der FLB als Veranstalter und Ausrichter des Landespokalendspiels alle Aufgaben und Verpflichtungen allein erfüllen – die Klubs sollen nur ergänzend in die Vorbereitung eingebunden bleiben.

Verband habe Details akribisch geprüft und gerechnet

Wann genau in der laufenden Saison das Luckenwalder Seelenbinder-Stadion als Finalort beschlossen wurde und aus welchen Gründen, teilte der FLB auf PNN-Nachfrage nicht mit. Ebenso gab es keine Antwort darauf, wie die Verteilung der Ticketkontingente sowie die finanzielle Beteiligung für die Finalklubs (Kartenverkauf, Getränke, Essen) angedacht sind. Kaden schrieb, dass die Pressemitteilung „ausreichend den erforderlichen Informationsinhalt und deren Grundlage“ darstelle. 

Zum Finale 2018 zwischen Babelsberg und Cottbus kamen 9000 Zuschauer ins Karl-Liebknecht-Stadion.
Zum Finale 2018 zwischen Babelsberg und Cottbus kamen 9000 Zuschauer ins Karl-Liebknecht-Stadion.

© Sebastian Gabsch

Darin heißt es etwa, man habe Details akribisch geprüft und gerechnet. Die Luckenwalder Anlage mit 3000 Zuschauerplätzen ist in den Augen der FLB-Verantwortlichen ordentlich dimensioniert, sodass die Ränge ansprechend gefüllt sein könnten, was für die TV-Übertragung vorteilhaft wäre. Dem Argument drohender Einnahmeverluste, falls ein hohes Faninteresse aufgrund der Stadionkapazität nicht bedient werden könnte, folgt der FLB nicht, so Engel. Schließlich wisse man nicht vorher, wer überhaupt das Finale erreicht.

Am 28. März wird um den Endspieleinzug gekämpft. Oberliga-Spitzenreiter FSV Luckenwalde empfängt den Regionalliga-Sechsten Union Fürstenwalde, der SV Babelsberg 03 (ebenfalls aus der Regionalliga) gastiert beim Brandenburgligisten Grün-Weiß Lübben. Naturgemäß hat Luckenwalde kein Problem mit dem diesjährigen Spielort und hält die Entlastung im organisatorischen Bereich für sinnvoll. 

Drastische Töne von Union Fürstenwalde

Bei den anderen drei Halbfinalisten sind derweil kritische Töne zu vernehmen. Besonders drastisch fallen diese in Fürstenwalde aus. Union-Manager Sven Baethge spricht von einer „absoluten Frechheit“. Er ärgert sich über die Rechtfertigung des FLB, man habe die Vereine in Paragraph 5, Satz 1 der Landespokal-Wettspielordnung vor der aktuellen Saison auf die Veränderung hingewiesen. Doch sei diese Veränderung im Vergleich zu den Vorjahren dermaßen gravierend, „dass sie nicht mit einem Satz in einem Pamphlet versteckt werden darf. Man hätte das im Vorhinein ganz klar kommunizieren müssen und nicht mitten im Saisonverlauf“, sagt Baethge. „Erst recht nicht kurz vor den Halbfinals.“ Dies bezeichnet er als unfair. „Für unseren Gegner Luckenwalde gibt es also eine Zusatzmotivation, denn ihm winkt ein Finale zu Hause.“ 

Baethge störe sich nicht grundsätzlich daran, dass der Verband selbst einen Finalort bestimmen möchte. „Aber dann muss gleich zu Saisonbeginn klar sein, dass das so gemacht wird. Und es muss die Möglichkeit geben, dass sich Vereine für die Austragung bewerben können und am Ende ersichtlich ist, wie über die Vergabe entschieden wurde“, fordert er.

DFB-Pokalfinale der A-Jugend im "Karli"

Grün-Weiß Lübben traut sich nicht öffentlich vom Finale zu träumen. „Unsere Chance gegen Babelsberg liegt doch nur bei zwei oder drei Prozent“, sagt Pressesprecher Roy Fischer. Doch würde die Sensation gelingen, hätte sich der Spreewald-Klub über ein Finale auf eigenem Platz gefreut. „Es ist für uns schon überraschend und auch etwas enttäuschend, dass wir jetzt gar nicht die Chance darauf haben“, sagt Fischer. Gerne hätte der Verein versucht, dieses Highlight trotz des hohen organisatorischen Aufwands zu stemmen. So könnte es nun sein, dass Lübben im Endspiel als Außenseiter auch noch ein echtes Auswärtsspiel gegen Luckenwalde hat. „Unglücklich“, nennt Fischer das und plädiert für die Zukunft: „Wenn der Verband den Spielort festlegen möchte, dann nach den Halbfinals, um einen neutralen Ort zu gewährleisten, oder transparent gleich zu Saisonbeginn.“

Verwundert ob der Handlungsweise des FLB sind auch die Verantwortlichen beim SVB. Nicht zuletzt, weil in der Pressemitteilung erklärt wird, dass ein Landespokalfinale am 23. Mai im Karl-Liebknecht-Stadion aus organisatorischen Gründen gar nicht stattfinden könnte. Tags zuvor wird dort wie 2019 das DFB-Pokalfinale der A-Jugend ausgetragen. „Eine reine Formsache“ sei es, dass beides nicht möglich wäre, so der Verband. „Aber wir wären in der Lage gewesen, eine Doppelveranstaltung zu schaffen“, betont Steve Müller, SVB-Veranstaltungsleiter. „Das kennen wir ja aus dem Tagesgeschäft mit Heimspielen von Nulldrei und Turbine.“ Müller sei nun „gespannt“, wie sich der FLB präsentiert, wenn er erstmalig alleinverantwortlich für die Austragung seines Cup-Finals ist.

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