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Entlang der deutsch-polnischen Grenze. Auf der fünften von neun Etappen macht die „Mementour“ Zwischenstation in Frankfurt (Oder). Die Sportschüler werden auf der Reise nicht nur Hunderte Kilometer zurücklegen, sondern auch viele Gedenkstätten besuchen.

©  dpa

Sport: 580 Kilometer für den Frieden

Die Potsdamer Sportschule und zwei ihrer Partnerschulen planen ein Projekt zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs

Von Tobias Gutsche

Vom Dreiländereck bis an die Ostsee. Von Zittau nach Swinemünde. Diese 580 Kilometer lange Reise nehmen sich Schüler der Sportschule Potsdam und deren Partnerschulen aus dem polnischen Zielona Góra und Finnlands Hauptstadt Helsinki im kommenden Sommer vor. Zurückgelegt wird die Route über neun Etappen entlang der Neiße und Oder. Es wird in diversen Gewässern geschwommen, darauf gepaddelt oder mit dem Rad gefahren und gelaufen.

Doch dieser Trip ist nicht als anspruchsvolles Trainingscamp für die Nachwuchssportler konzipiert. Vielmehr geht es dabei um eine besondere Form der Gedenkkultur. 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges möchte die Potsdamer Eliteschule mit diesem Projekt nämlich ein Zeichen für den Frieden setzen. Und dabei bleibt die Einrichtung vom Luftschiffhafen ihrem Profil treu, indem sie ihren Auftrag der Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen mit dem sportlichen Reiz verknüpft.

„Der Zweite Weltkrieg bringt eine historische Verantwortung mit sich, der man sich stellen muss. Mit dieser Aktion wollen wir sensibilisieren und das geschichtliche Bewusstsein schärfen“, erklärt Alexander Otto. Bei dem Lehrer für Geschichte und Deutsch laufen die Organisationsfäden des Projekts, dessen Schirmherrschaft Brandenburgs Minister für Bildung, Jugend und Sport, Günter Baaske, übernommen hat, zusammen. „An unserer Schule ist der Gedanke der einen Welt ein tragendes Element“, sagt Otto.

Die „Mementour“, so lautet der offizielle Name des Vorhabens, ist als gelebte Völkerverständigung zu verstehen. Der Sport entfaltet in dieser Beziehung seine besondere Kraft. Er ziehe keine Grenzen, mache keinen Unterschied zwischen Aussehen, Herkunft oder Religion, meint der Pädagoge. Stattdessen vereinen sich im Sport der gemeinsame Spaß an der Bewegung, am fairen Wettstreit, Streben nach Erfolgen – und vor allem am freundschaftlichen Zusammenkommen.

Am Donnerstag nächster Woche treffen sich in Potsdam Vertreter der drei Schulen, um weitere Details der Tour, die am 29. Juni starten soll, zu besprechen. „Pro Schule sollen etwa zehn Athleten dabei sein“, erzählt Marko Letz, Lehrertrainer im Schwimmsport. Auch er ist in die Organisation involviert, hebt allerdings hervor, dass die Umsetzung des Projekts nicht primär durch die Lehrkräfte realisiert wird. „Das ist eine Aktion von Schülern, mit Schülern, für Schüler“, sagt Letz, der vom großen Engagement und Interesse der Jugendlichen begeistert ist.

Die teilnehmenden Sportler werden auf der Reise abwechselnd in Staffelform die vielen Kilometer zurücklegen. Diejenigen, die gerade Pause haben, übernehmen die Betreuung in den Begleitfahrzeugen oder bereiten die Aktivitäten am Nachmittag vor. Ein halber Tag Sport, ein halber Tag Kultur stehe auf dem Plan, berichtet Alexander Otto. „Wir werden verschiedene Gedenkstätten besuchen und damit auch eine besondere Form des Erlebens von Geschichte kreieren“, meint der Lehrer, der die Oder als Strom zwischen Deutschland und Polen als spezielle Linie in der Historie der beiden Länder betrachtet: „Daher werden wir immer wieder die Uferseiten wechseln. In unserer Aktion übernimmt insbesondere die deutsch-polnische Partnerschaft eine gesonderte Rolle.“

In den kommenden Wochen und Monaten, erklärt Otto, werde es in der Planung nun vor allem um die Gewinnung von Sponsoren für die „Mementour“ gehen. Für die internationale Staffel von Zittau bis Swinemünde. 580 Kilometer zum Gedenken an die Gräueltaten der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg, 580 Kilometer für den Frieden.

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