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Der Sport ist bunt. Die Tanzgruppe des TSV Falkensee sorgte für Bewegung beim Festakt für „25 Jahre Sportland Brandenburg“, der am vergangenen Dienstag in der Potsdamer Schinkelhalle stattfand.

© Johanna Bergmann

25 Jahre Sportland Brandenburg: Das Erbe ist aufgebraucht

Im 25. Jahr seines Bestehens lobt Deutschlands oberster Olympia-Funktionär Alfons Hörmann das Sportland Brandenburg. Es sei richtungsweisend bei der Neudefinition des Spitzensports. Doch für die Zukunft braucht es neue Strategien.

Potsdam - Es dürfte der schönste Blumenstrauß gewesen sein, den es zum 25-jährigen Bestehen des Sportlandes Brandenburg gab. Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, attestierte den Führungsgremien des organisierten Sports in der Mark Richtlinienkompetenz. Brandenburg habe bereits Antworten für die nötige Neudefinition des gesamtdeutschen Leistungssports im Angebot. Hörmann nannte dabei die Eliteschulen des Sports und den damit verbundenen Sichtungen und Förderungen von Talenten. Auch die Europäische Sportakademie (ESAB), an der Sport, Management und Wirtschaft in akademischer Ausbildung verschmelzen und Spitzensportler eine berufliche Perspektive entwickeln, zählte er dazu. „Brandenburg zeigt die künftige Richtung und Leitlinie klar auf“, lobte Hörmann am Dienstagabend vor rund 300 Gästen in der Schinkelhalle beim Festakt zum 25-jährigen Jubiläum.

Die Funktionärsriege des Landessportbundes (LSB) nahm die Blumen gern entgegen – mit gutem Gewissen, wie ihr Präsident Manfred Neubert befand. Denn aus der Furcht vor 25 Jahren, dass Sportvereine in Zeiten des politischen Wandels auf der Strecke bleiben könnten, ist Stolz geworden, eines der fortschrittlichsten Sportländer der Republik zu sein. „Klein, aber fein“, bestätigte Hörmann.

Sportvereine in Brandenburg sollen unterstützt werden

Auf den Tag genau am 15. September vor 25 Jahren war der Landessportbund Brandenburg (LSB) in Geltow durch die Zusammenführung der Bezirksvorstände Potsdam, Frankfurt (Oder) und Cottbus des damaligen Deutschen Turn- und Sportbundes gegründet worden. Heute vereint der LSB 3000 märkische Vereine mit insgesamt 327 544 Mitgliedern. National zählt er damit zu den kleineren Sportverbänden, aber in Brandenburg ist der LSB die mitgliederstärkste gesellschaftliche Organisation. Für Sportminister Günter Baaske (SPD) „gibt es keine andere Kraft als den Sport, die so stark Generationen verbindet, integrierend und so sehr in unterschiedlichen Milieus wirkt.“ Wegen dieser Leistung für das gesellschaftliche Miteinander haben der Sport und die Vereine in Brandenburg „das Recht, unterstützt zu werden“, betonte Baaske.

Der Goldene Plan Ost als 15-jähriges Förderprogramm des Bundes zum Neu- oder Umbau von Sportstätten war eines der wichtigsten Hilfsprogramme seit 1992. Brandenburg entschied sich als eines von wenigen neuen Ländern, die Förder-Millionen in viele kleine Maßnahme und nicht in Großprojekte zu stecken. Leuchttürme wie die Modernisierung der vor dem Ruin stehenden Sportschule Lindow – für 21 Millionen Euro – gab es aber auch in Brandenburg. 2007 legte die Landesregierung einen eigenen Goldenen Plan fest: zwei Millionen Euro pro Jahr wurden in den Ausbau von Sportstätten investiert – im Vorjahr das Programm bis 2020 verlängert.

Für junge Sportler ist Brandenburg wenig attraktiv

98 Sportarten werden in der Mark betrieben – zumindest im organisierten Vereins- und Wettkampfsport. Die Nummer eins: Fußball. 100 000 Mitglieder zählt der Fußball-Landesverband, an dessen Spitze der einstige FIFA- und viermalige WM-Schiedsrichter Siegfried Kirschen steht. Beim Blick in die Zukunft bilden sich bei dem 71-Jährigen durchaus Sorgenfalten, denn für junge Talente sei Brandenburg derzeit wenig attraktiv.

Ohne neue Strategien werde es in Zukunft generell immer schwieriger, internationale Spitzenleistungen zu erreichen, prophezeite DOSB-Präsident Hörmann. „Das Erbe der früheren Systeme ist aufgebraucht.“ Mit seinen Olympiastützpunkten in Potsdam, Frankfurt (Oder) und Cottbus, seinen Sportschulen in Lindow und Uckley, der ESAB, oder seiner landeseigenen Sporthilfe ist die Infrastruktur des Sportlandes Brandenburg gut präpariert, um sportliche Spitzenleistungen zu produzieren. Seit1990 haben Brandenburger Athleten 90 olympische und paralympische Medaillen gewonnen, mit jeweils knapp 30 Athleten war Brandenburg bei den sechs olympischen Sommerspielen vertreten, stellte 2014 erstmals ein eigenes Team Sotschi für die Winterspiele. „Die Zahl von 350 Bundeskadern in einem kleinen Bundesland zeigt, wie stark und erfolgsorientiert das Thema Leistungssport hier nicht nur gelebt, sondern fast schon zelebriert wird“, meinte Hörmann.

Doping als gesamtdeutsches Thema

Der DOSB-Präsident blieb der einzige Redner des Abends, der in seiner Betrachtung von 25 Jahren Sport in Brandenburg die Themen Doping und Stasi nicht außen vor ließ. Es gehöre aus seiner Sicht zur Aufgabe des heutigen Sports, diese Themen aufzuarbeiten – allerdings nicht regional, sondern bundesweit. „Doping“, so Hörmann, „war in der Vergangenheit und ist in der Zukunft ein gesamtdeutsches Thema.“ Auch die Stasi-Aufarbeitung nannte Hörmann eine nationale Aufgabe des Sports.

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