zum Hauptinhalt
Mittendrin: 20 – 22 – 24 ist die Altersreihenfolge der drei Babelsberger Akteure. Während Dominic Feber (l.) und Marvin Gladrow (r.) die aktuellen Torhüter des Regionalligisten sind, ist Matthias Boron ihr Trainer.

© Julius Frick

Sport: 1,97 Meter im Wachstum

Matthias Boron gehört mit 22 Jahren zu den Youngstern beim Viertligisten Babelsberg 03. Er ist Torwarttrainer

Für Matthias Boron ist es eine simple Rechnung. „Du kannst fünf Elfmeter in einem Spiel halten und trotzdem der Depp sein, wenn du den einen Fehler machst, der ein Spiel entscheidet.“

Es ist sicherlich keine Weisheit, die der Torwarttrainer des SV Babelsberg 03 von sich gibt. Aber die Überzeugung, die der gerade mal 22-Jährige dabei ausstrahlt, ist schon bemerkenswert. Das selbstbewusste Auftreten muss auch Almedin Civa, den Sportlichen Leiter des Regionalligisten, veranlasst haben, im vergangenen Winter Boron zu fragen, ob er nicht den Job des Torwarttrainers für die erste Mannschaft übernehmen wolle.

Er wollte – und seitdem ist er dafür verantwortlich, das Torwartspiel der Nulldrei-Keeper Marvin Gladrow, Dominic Feber und Marco Flügel zu verbessern. Dass er dabei nicht unbedingt auf den reichen Erfahrungsschatz einer eigenen Torwart-Karriere zurückgreifen kann, versteht sich wegen seines Alters von selbst. Zwar hat Boron von der D- bis zur A-Jugend im Nulldrei-Kasten gestanden, ehe ihn eine Ellenbogenverletzung zu einer Pause zwang und er als Nachwuchstrainer beim SVB begann. Doch ist die Beförderung des 22-Jährigen zum Torwart-Coach des SVB ohnehin ein weiteres Beispiel für den eher unkonventionellen Weg, den der Viertligist gehen will: Aus eigenen Mitteln das Beste machen und mit den Aufgaben wachsen – dafür steht der 1,97 Meter große, gebürtige Babelsberger.

Fachlich holt sich Boron das Trainerrüstzeug durch sein Studium an der Europäischen Sportakademie des Landes Brandenburg (ESAB) sowie auf Trainerlehrgängen. Erst vor Kurzem saß er bei Jörg Daniel, dem obersten Torwart-Lehrer des Deutschen Fußballbundes, auf der Unterrichtsbank – gemeinsam mit Ex-Bundesliga-Keeper Simon Jentzsch. Insgesamt 24 Torwarttrainer waren bei dem Lehrgang – „und jeder hatte seine eigene Meinung, wie ein Torwart spielen sollte“, erzählt Boron schmunzelnd. Das habe ihn nur bestätigt, wenn er meint: „Das perfekte Torwartspiel gibt es nicht.“ Und wenn ein Keeper entgegen aller vermeintlicher Regeln alles hält, müsse man ihm nicht erklären, dass er theoretisch alles falsch mache, befindet Boron.

Er fühle sich nicht zu jung, dem zwei Jahre älteren Marvin Gladrow, der während seiner Zeit bei Energie Cottbus vom erfahrenen Ex-Profi Tomislav Piplica trainiert wurde, zu sagen, was er besser machen kann. „Ich will zum Beispiel, dass er bei hohen Bällen mehr rauskommt, unser Chefcoach Cem Efe möchte, dass Marvin mehr mitspielt“, sagt Boron. Während eines Spiels beobachtet er von der Trainerbank intensiv, wie sich Gladrow verhält und bewegt. Beide suchen Blickkontakt. In der Halbzeitpause ist Boron für den SVB-Keeper der erste Ansprechpartner. Gladrow selbst ist das wichtig: „Das erste Gespräch nach einem Spiel habe ich immer mit meinem Torwarttrainer“, sagt er.

Für ihn und Feber sei es wichtig und ein Fortschritt gewesen, einen eigenen Trainer zu haben, der ihnen in der vergangenen Regionalliga-Saison fehlte. Allein die Trainingsprogramme, die Boron enwirft und die unter seiner Regie laufen, haben an spezifischer Qualität gewonnen. Wichtig sei Boron, im ersten Training nach einem Spiel kritische Situationen nachzustellen, gemachte Fehler zu simulieren, um sie sofort zu korrigieren. Nach der 0:1-Niederlage gegen den 1. FC Magdeburg vor anderthalb Wochen dürfte es dafür erhöhten Bedarf gegeben haben: Gladrow war ein haltbarer Ball unter dem Handschuh durchgerutscht – kurz zuvor hatte er einen Elfmeter pariert.

Als Informationsquelle nutzt Boron den „Sport im Osten“ des MDR, der wöchentlich Bilder aus der Regionalliga zeigt. Bei Strafstößen und Standards schaue Boron genau hin, um später Gladrow & Co. wichtige Tipps zu geben. Zu viel Gepäck lade er den Keepern vor einem Spiel aber nicht auf. „Es ist besser, zehn Feldspielern eine Aufgabe zu geben, als einem Torwart elf Dinge zu sagen, auf die er achten soll“, sagt Boron. Dass am heutigen Freitag (19 Uhr) mit dem FC Carl Zeiss Jena auch Top-Stürmer Velimir Jovanovic ins Karl-Liebknecht-Stadion kommt, muss er nicht zusätzlich betonen. Jovanovic’ sechs Tore in fünf Spielen sprechen für sich. Klar hofft Boron, dass es heute Abend im dritten Heimspiel den dritten Sieg für den SVB gibt, doch betont er: „Den ersten Freudenmonent habe ich aber immer, wenn wir zu null spielen.“

Zur Startseite