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Ein ZZF-Historiker hält die Kritik am Wiederaufbau der Garnisonkirche für überzogen.

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ZZF-Forscher über umstrittenes Bauprojekt: „Überzogen“: Historiker weist Garnisonkirche-Kritik zurück

Wiederaufbaugegner hatten den Denkmalpfleger Andreas Kitschke hart für die Aussage kritisiert, ein symbolischer Händedruck zwischen Hitler und Hindenburg habe vor der Garnisonkirche so nie stattgefunden. Nun erhält Kitschke Rückendeckung von einem ZZF-Historiker.

Potsdam - Der von Gegnern des Wiederaufbaus der Garnisonkirche hart kritisierte Denkmalpfleger Andreas Kitschke erhält Rückendeckung von einem bekannten Historiker und der Initiative Mitteschön. Der Vorwurf des Geschichtsrevisionismus gegen Kitschke sei aus seiner Sicht „überzogen“, sagte Martin Sabrow, Direktor am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam (ZZF), am Dienstag auf PNN-Anfrage. Von „Diffamierung“ schrieb sogar die für den Wiederaufbau der Kirche streitende Initiative „Mitteschön“ in einer Presseerklärung.

Auslöser waren Vorwürfe der Initiative „Christen brauchen keine Garnisonkirche“ und der Martin-Niemöller-Stiftung von vergangener Woche. Sie hatten Kitschke – einem wichtigen Mitglied der Fördergesellschaft für den jüngst begonnenen Wiederaufbau der Garnisonkirche – vorgeworfen, zur umstrittenen Historie des Baus Falschaussagen zu verbreiten.

Bezogen hatten sie sich auf eine aktuelle Abhandlung von Kitschke zur Vereinnahmung Potsdamer Kirchen in der NS-Zeit. Dabei ging es auch um das Treffen zwischen Reichkanzler Hitler und Präsident Hindenburg am 21. März 1933 in der Garnisonkirche, dem „Tag von Potsdam“. Dazu hatte Kitschke erläutert, an diesem Tag habe kein „symbolischer Händedruck“ stattgefunden – „es handelt sich um einen nachträglich von Goebbels propagierten und leider bis heute geglaubten Fake“. Die weltbekannte Fotoaufnahme des Handschlags von Hitler und Hindenburg neben der Kirche sei nur ein bedeutungsloser Schnappschuss, so Kitschke.

Hindenburg und Hitler an der Garnisonkirche in Potsdam: Die Sache mit dem symbolischen Handschlag

Daraus hatten seine Kritiker gefolgert, Kitschke hätte die „unhaltbare These“ aufgestellt, dass der Handschlag zwischen Hitler und Hindenburg niemals stattgefunden habe – damit würde die Rolle der Garnisonkirche während der NS-Zeit verharmlost. Kitschke hatte das bestritten. Auch „Mitteschön“ forderte, Kritik sollte zumindest sachlich und fair ausgeübt werden. Die Aussagen von Kitschke seien von den Kritikern aber verkürzt worden.

Der Historiker Sabrow sagte, zwar sei es an dem Tag sogar zweimal zu einem formellen Händedruck zwischen Hitler und Hindenburg gekommen – aber eben nicht zu einem gezielt inszenierten. Die symbolische Aufladung zur Geburtsstunde des „Dritten Reiches“ habe sich erst nach 1945 ergeben, weil sie dem Entlastungbedürfnis der Nachkriegsgesellschaft entsprach und die „dämonische Verführungskraft“ der Nazis zu beweisen schien. Dass über solche Fragen heute so unversöhnlich gestritten werde, liege unter anderem an der Sorge der Gegner, mit dem Bau werde eine geschichtspolitische Wende in Deutschland vollzogen. Diese Sorge teile er allerdings nicht, machte Sabrow klar. In dem umstrittenen Bau, zunächst auf den Turm beschränkt, soll ein Versöhnungszentrum entstehen

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