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Drewitz soll Potsdams erster emissionsfreier Stadtteil werden.

© Andreas Klaer

Zwischenbilanz der Pro Potsdam: Noch nicht genug Klimaschutz

Die Stadtwerke kündigen eine Dekarbonisierungsstrategie 2050 an: Die Pro Potsdam hat ihren CO2-Ausstoß stark reduziert, aber noch nicht genug für den städtischen Klima-Masterplan.

Von Florian Kistler

Potsdam - Die Pro Potsdam sei auf dem guten Weg, die Klimaziele im „Masterplan 100 Prozent Klimaschutz“ zu erreichen: Das sagte Gregor Heilmann, Leiter der Stabsstelle Energie, Umwelt und Stadtteilentwicklung bei dem städtischen Unternehmen am Dienstagabend beim Klimadialog in der Urania. Bis 2050 sollen laut Masterplan 95 Prozent der Treibhausgase reduziert werden. Gleichzeitig sollen im Vergleich zu 50 Prozent weniger Emissionen 1990 ausgestoßen werden.

Über Fernwärme und Photovoltaik könnte noch mehr CO2 gespart werden

„Bei unserem Wohnungsbestand konnten wir seit 1990 unsere Emissionen um 124.000 Tonnen Kohlendioxid (CO2) reduzieren, das sind insgesamt 82 Prozent“, sagte Heilmann. Im Jahr 2018 hätte der Ausstoß 26.000 Tonnen betragen. Ein erheblicher Grund für die Reduzierung sei die zunehmende Umstellung der Heizungen von Kohle auf Gas. Auch die schrittweise Sanierungen der rund 17.500 Wohnungen im Bestand leisteten einen wichtigen Beitrag zur Senkung des CO2-Ausstoßes in den vergangenen Jahren.

Heilmann sagte, damit sei das Ziel jedoch noch nicht erreicht. Er fordert mehr Kooperationen mit den Energieversorgern: „Wir müssen sehen, wie noch mehr Wohnungen über Fernwärme erschlossen werden können. Auch wollen wir mehr Photovoltaikanlagen installieren.“ Heilmann sagte, dass die Sonnenenergie für die Pro Potsdam „noch Neuland ist“. Um ein Gebäude mit Photovoltaikplatten aufzurüsten, müssten erst umfangreiche Prüfungen durchgeführt werden. „Die Elektroanlage des Gebäudes muss das erst einmal hergeben“, so Heilmann. Gleichzeitig hätte man bei Photovoltaikanlagen, die an Balkonen installiert werden, Bedenken, dass Windstöße diese wegfegen könnten. Auch die Ästhetik müsse bei solche Entscheidungen einfließen. „Wir sind aber in Gesprächen mit den Stadtwerken“, versicherte Heilmann.

Bis Jahresende wird über die Zukunft des Heizkraftwerks Süd entschieden

Insgesamt seien noch etwa zehn Prozent des Bestandes der Pro Potsdam unsaniert, vor allem Plattenbauten am Schlaatz und in Drewitz. Durch Erneuerungen soll dort ebenfalls der Ausstoß von Treibhausgasen gesenkt werden. Für die Sanierungsmaßnahmen würden Fördermittel zur Verfügung stehen. Auch gebe es Unterstützung von der Stadt. Damit soll der Anstieg der Mieten reduziert werden. „Wir haben immer den Zielkonflikt Klimaschutz und Sozialverträglichkeit. Wir probieren aber hier eine Ausgewogenheit hinzubekommen“, sagte Heilmann. Generell saniere die Pro Potsdam im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich viele Wohnungen. „Die Rate bei uns beträgt zwei Prozent, bundesweit ist es ein Prozent. Wir sind also gut dabei“, so der Stabsstellenleiter. Sei man mit den Sanierungen durch, beginne der Kreislauf allerdings von vorne. „Alle 30 bis 50 Jahre muss man sich die Gebäude wieder ansehen“, sagte Heilmann. Dann gebe es auch neue Anforderungen zur Energieeffizienz.

Auch die Stadtwerke versuchen, so Sprecher Göran Böhm, weniger Ressourcen zu verbrauchen und Treibhausgase zu senken. Insgesamt, so teilte Böhm auf Nachfrage mit, konnte der CO2-Ausstoß durch die Inbetriebnahme des Heizkraftwerks-Süd 1995 um 70 Prozent reduziert werden. Für die Ziele im Masterplan ist das aber zu wenig. Ob daher das Kraftwerk auch in Zukunft in Betrieb bleibt, ist derzeit noch offen. Mitte Dezember wird die Energie und Wasser Potsdam (EWP) gemeinsam mit Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) die Energie- und Dekarbonisierungsstrategie 2050 präsentieren. Dann soll es auch Klarheit darüber geben, wie es mit dem Heizkraftwerk weitergeht. 
Die Stadtwerke seien dabei, sagt Böhm, das Fernwärmenetz weiter zu verdichten. So wird beispielsweise gerade die Fernwärmeversorgung in der Großbeerenstraße verbessert. Weiter will man die Infrastruktur für Elektromobilität weiter ausbauen und den eigenen Einsatz von E-Fahrzeugen im Fuhrpark erhöhen.

2020 sollen Hybridbusse in Potsdam fahren

Beim öffentlichen Nahverkehr ist geplant, weiter in einen modernen Fuhrpark zu investieren. Ab 2020 sollen laut Böhm die ersten Hybridbusse in Potsdam fahren - der Verkehrsbetrieb hatte bereits vor sieben Jahren Elektro-Busse getestet, bei Regiobus in Potsdam-Mittelmark fahren seit 2018 Hybridbusse. „Zudem haben wir im Verbund die Klima Agentur, die erster Ansprechpartner für Potsdamer und Gewerbetreibende ist, wenn es um die Fragen von Energiesparberatung, Energieausweis und mehr geht“, so der Sprecher der Stadtwerke.

Die Landeshauptstadt selbst teilte mit, dass die Umbauarbeiten für die sogenannte Mobiagentur laufen. „Nach einem Testbetrieb rechnen wir mit einem Start voraussichtlich Ende Februar bis Anfang März“, sagt Stadtsprecher Markus Klier. Die Mobilitätszentrale entsteht derzeit am Hauptbahnhof. Das Ziel: Durch gute Beratung sollen den Potsdamern Alternativen zum Auto aufgezeigt werden. Damit will die Stadt einen Beitrag zur Verkehrsreduzierung leisten.

Die Stadtverordnetenversammlung beschäftigt sich im Moment ebenfalls mit der Reduzierung von Emissionen und wie diese bei Neuanschaffungen vermieden werden können. So fordern Grüne, SPD und Linke in einem Antrag, dass bis Juni 2020 dargestellt werden soll, wie es möglich ist, bei Investitionen in Gebäude, Fahrzeuge, Maschinen und Kraftwerke keine neuen Treibhausgasemissionen zu erzeugen.

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