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Zweifel am Berliner Katastrophenschutz: BER-Reaktor: Initiative will Abschaltung

Der Landesfeuerwehrverband Berlin hat in einem Brandbrief auf eine dramatische Situation aufmerksam gemacht. Demnach ist fraglich, wie sicher der Katastrophenschutz für den Reaktor im Ernstfall ist.

Berlin/Potsdam - Das Anti-Atom-Bündnis Berlin und Potsdam fordert angesichts von Medienberichten über katastrophale Lücken bei der technischen Ausstattung der Berliner Feuerwehr die sofortige Abschaltung des Forschungsreaktors BER II am Helmholtz-Zentrum Berlin. Der für den sogenannten Wannsee-Reaktor vorgesehene Katastrophenschutzplan könne nicht mehr gewährleistet werden, so die Initiative. Wie die „Berliner Morgenpost“ berichtete, hat der Landesfeuerwehrverband Berlin mit einem Brandbrief an das Berliner Abgeordnetenhaus auf die dramatische Situation aufmerksam gemacht. Wegen der veralteten Technik stehe der Regeleinsatzdienst „kurz vor der Handlungsunfähigkeit“, wird aus dem Schreiben zitiert. Von 41 Katastrophenschutzfahrzeugen müssten allein in diesem Jahr 21 Fahrzeuge ausgemustert werden, im Jahr 2020 stünden dann nur noch acht Fahrzeuge für den Katastrophenschutz zur Verfügung.

Das Anti-Atom-Bündnis reagierte entsetzt: „Mit der scheinbar systematischen Vernachlässigung der notwendigen Ausrüstung der Feuerwehr ist der existierende Katastrophenschutzplan für den BER II nur Makulatur“, teilte die Initiative mit. Sie fordert die Betreiber zur sofortigen Abschaltung auf – und die Berliner Landespolitik dazu, entsprechende Anweisungen zu beschließen. Auch die bei der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz angesiedelte Atomaufsicht müsse mögliche Konsequenzen „von Amts wegen“ prüfen, so die Initiative. Eine PNN-Anfrage zu dem Thema an die Senatsverwaltung blieb am Montag unbeantwortet.

Im Katastrophenfall sind mehrere Tausend Potsdamer von einer Evakuierung betroffen

Beim Helmholtz-Zentrum Berlin hält man eine Abschaltung indes nicht für erforderlich. „Wir haben keine Signale des Landes bekommen, dass der Katastrophenschutz nicht aufrechterhalten werden könnte“, sagte HZB-Sprecherin Ina Helms den PNN: „Ich gehe prinzipiell davon aus, dass der BER II eine so hohe Priorität hat, dass der Katastrophenschutz auch gewährleistet ist.“

Sicherheitsfragen rund um den Wannseereaktor sind immer wieder Thema in Potsdam. Im Katastrophenfall sind mehrere Tausend Potsdamer von einer Evakuierung betroffen, die Feuerwehr hat zudem Jodtabletten für bis zu 23 500 Potsdamer vorrätig. Der Forschungsreaktor liefert Neutronen für wissenschaftliche Untersuchungen. In dem Reaktor werde keine Kerntechnik entwickelt, betonen die Betreiber. Anders als ein Atomkraftwerk arbeite der Reaktor bei Normaldruck und niedriger Temperatur, auch die verwendeten Mengen an radioaktivem Material sind deutlich geringer. Der Reaktor soll zum 1. Januar 2020 planmäßig abgeschaltet werden. 

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