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Am Weberplatz gibt es Bibelsprüche und Gebete zum Mitnehmen.

©  Andrea Lütkewitz

Zuversicht zum Mitnehmen: Wie eine Potsdamer Gemeinde in Kontakt bleibt

Die evangelische Gemeinde Babelsberg vernetzt ihre Mitglieder und bietet in der Corona-Zeit Bibelsprüche zum Mitnehmen an.

Potsdam - Dass die Friedrichskirche auf dem Babelsberger Weberplatz einmal wochenlang geschlossen bleiben würde und keine Gottesdienste mehr stattfinden können, hätte Pfarrerin Corinna Hentschel bis vor Kurzem nicht für möglich gehalten. „Gestern habe ich mit einer Dame telefoniert, die noch kurz vor der Bombadierung Potsdams im Jahr 1945 konfirmiert wurde“, erzählt sie. „Sie konnte ihr Leben lang zur Kirche gehen, sogar im Krieg. Jetzt ist es zum ersten Mal nicht mehr möglich.“

Religiöse Zusammenkünfte sind nicht mehr möglich

Hentschel und ihr Kollege, der Pfarrer Ronny Hauske, betreuen die evangelische Gemeinde Babelsberg – mit 4500 Mitgliedern Potsdams größte Kirchengemeinde. Um die Eindämmung des Virus so weit wie möglich zu unterstützen, haben sie entschieden, die Kirche auch nicht mehr für privates Gebet zu öffnen. Sämtliche Veranstaltungen und damit auch religiöse Zusammenkünfte sind ja ohnehin von der brandenburgischen Landesregierung untersagt.

Nachdem klar war, dass Gottesdienste nicht mehr in der Kirche stattfinden dürfen, sei ein Brief an alle Gemeindemitglieder verfasst worden, sagt Hauske. Alle sollten schnellstmöglich mit Telefonnummern, einem Angebot und Aufruf zu gegenseitigen Hilfsangeboten wie zum Beispiel Hilfe beim Einkaufen erhalten – und wissen, dass sie jederzeit auch seelischen Beistand erhalten können. „Wir wollten zeigen, dass wir weiterhin da sind.“ Bei diesem Brief sei vor allem an die älteren Menschen in der Gemeinde gedacht worden, die oftmals das Internet nicht nutzen und somit auch nicht die Hörgottesdienste oder Predigten zum Download, welche auf der Homepage der Potsdamer Gemeinde zu finden sind.

Gespräche werden gerade jetzt gesucht

Seitdem seien viele Anrufe im Pfarrhaus eingingen, so Hentschel. „Die Leute haben das Bedürfnis, zu erzählen, wie es ihnen im Moment geht.“ Dadurch sei ihr aufgefallen, dass sich offenbar gerade alle gleichermaßen auch an neue Formen der Kommunikation gewöhnen müssten. So erzählte ihr eine ältere Dame, dass sie sich gerade mit einem Tablet vertraut mache, um ihre Familie beim Telefonieren auch sehen zu können. Und auch für Gemeindeleiter stelle sich gerade die Frage, wie das Internet dabei helfen könne, mit anderen zusammenzukommen. „Für uns ist ja das persönliche Zusammenkommen bei einem Gottesdienst essentiell – ich kann mir gerade noch nicht vorstellen, wie das dann bei Online-Gottesdiensten sein wird“, sagt sie. Deshalb sei eine Übertragung eines Live-Gottesdienstes, wie zunehmend weltweit von den Kirchen angeboten, auch noch nicht geplant. Sie müsse zugeben, dass sie sich damit erst einmal vertraut machen muss, genauso wie mit Videokonferenzen mit Kollegen.

Bastelaufgaben für ein Lächeln zwischendurch

„Zugegebenermaßen sind wir gerade eher noch analog unterwegs“, sagt Hentschel. Wie zum Beispiel die Aktion unter dem Motto „Zuversicht to go“: Am Pfarrhaus in der Lutherstraße ist für Vorbeigehende ein Kasten angebracht worden, der bunte zusammengerollte Zettel mit Bibelsprüchen, Gebeten und Gedichten enthält. Kinder können sich außerdem kleine Butterbrottüten mitnehmen, die bunte Sticker, Leuchtsterne oder etwas zum Basteln enthalten. Auf die Idee gebracht hat Pfarrerin Hentschel ein Linoldruck mit dem Wort „Zuversicht“, ein Geschenk der evangelischen Grundschule Babelsberg. Eine Kopie davon hängt über der Kiste mit den Zetteln. „Damit die Leute innehalten, lächeln und merken, dass wir für sie da sind.“

Trotzdem meint die Pfarrerin aber auch, dass in der Nutzung des Internets inklusive Social Media auch eine Chance liege, miteinander verbunden zu bleiben. In einer Zeit, in der gerade eine neue Meldung die nächste jage, wolle man sich aber kommende Aktionen genau überlegen. „Und wir möchten etwas finden, das auch wirklich zu Babelsberg passt und hier umgesetzt werden kann“, sagt Ronny Hauske. „Hope over Hype“, also „Hoffnung statt Hype“ solle dabei verbreitet werden, sagt Hentschel. Sobald es konkrete Mitmachaktionen geben wird, soll das umgehend bekanntgegeben werden – ganz zeitgemäß auf der Internetseit der Gemeinde.

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Andrea Lütkewitz

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