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Das Tulpenfest 2018.

© Andreas Klaer/PNN

Zuschlag für den Hollandverein: Stadt beendet Streit um das Tulpenfest - vorerst

Der Verein zur Pflege niederländischer Kultur darf den Auftakt in den Frühling wieder feiern. Doch wie es die kommenden Jahre weitergeht, ist noch offen.

Potsdam - Zehntausende Besucher kommen alljährlich im April nach Potsdam, um auf dem Tulpenfest im Holländischen Viertel den Einzug des Frühlings zu feiern. Den monatelangen teils erbitterten Streit darüber, wer eine der beliebtesten Großveranstaltungen in Brandenburg in den kommenden beiden Jahren organisieren darf, hat die Stadt jetzt entschieden – vorerst zumindest. Sie genehmigte einen entsprechenden Antrag des Vereins zur Pflege niederländischer Kultur, der das Fest vor mehr als 20 Jahren begründet hat.

Hans Göbel, Vorsitzender des Traditionsvereins, bemühte sich am Freitag, sein Triumphgefühl im Zaum zu halten, als er im Jan-Bouman-Haus vor Journalisten ein Schreiben der Stadtverwaltung präsentierte. „Festsetzung einer Veranstaltung gemäß § 69 Gewerbeordnung“ war da in krudem Amtsdeutsch zu lesen, es war die Genehmigung für einen „Spezialmarkt“ in Potsdam – das Tulpenfest.

Göbel fand keine Erklärung dafür, wie er es geschafft hatte, die Entscheidung etwa fünf Wochen für sich zu behalten. Denn der Brief der Stadt ist auf den 2. August 2019 datiert, und niemanden in der Stadt hätte es angesichts des erbitterten Streits zwischen Göbels Verein und der Potsdamer Event-Managerin Alice Paul-Lunow um die Ausrichtung des Tulpenfests überrascht, wenn er die Nachricht am selben Tag hinausposaunt hätte.

Das Tulpenfest war zu groß geworden

Die Geschichte der Kabale ist leicht rekonstruierbar: Der Traditionsverein hatte das Fest mit riesigen Mengen an Tulpen, vielen Dutzend holländischen Kunsthandwerkern, mit Böttchern und Webern, mit Matjes, Käse und Poffertjes vor mehr als 20 Jahren begründet und das Fest groß gemacht. Dann aber nahten dunkle Zeiten. Das Tulpenfest wurde zu groß für die engen, von „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. geplanten und ab 1733 erbauten Straßenzüge des Holländischen Viertels, bis zu 50.000 Besucher  sollen schon um die 134 roten Ziegelhäuser gestromert sein. 

Der Verein versuchte, die Flut zu lenken, doch irgendwann waren die Eintrittskarten ausverkauft. Nachdem 2010 bei der Duisburger Love Parade durch eine Massenpanik 21 Menschen starben, mussten bei Großveranstaltungen, auch beim Tulpenfest, aufwändige Sicherheitskonzepte vorgelegt werden. Der Absturz kam, als Göbel während der Vorbereitung für das Tulpenfest 2018 plötzlich schwer erkrankte. Das Fest wurde abgesagt. Nun betrat die Potsdamer Event-Managerin Paul-Lunow die Bühne. Sie beantragte, mit ihrer Firma Fine Emotion Event ein eigenes Tulpenfest zu organisier, und erhielt die Genehmigung für 2018 und 2019 – ohne sich, wie Göbel sagt, mit ihm abzusprechen.

"Die haben meine Krankheit ausgenutzt"

Und schon war in der Stadt eine handfeste Feindschaft geboren. Bis heute ist Göbel darüber erbost: „Die haben meine Krankheit ausgenutzt, um einen Fuß in die Türe zu bekommen", sagte er am Freitag vor Journalisten. Eigentlich wollte der Vorsitzende Paul-Lunows Tulpenfest nicht bewerten. „Wir haben keinen Kontakt mit ihr und wollen das auch nicht“, sagte er, „aber der Ruf des Festes ist weit runtergegangen“.

Allmählich zeichnet sich ab, dass der schwere Streit vielleicht doch nur vorläufig in den Ruhe-Modus ist. Denn auch Brigitte Meier, Beigeordnete für Ordnung, Sicherheit, Soziales und Gesundheit in der Stadt, sprach gegenüber den PNN gestern von einer „heißen Kartoffel“, die nun angefasst werden müsse. Es sei versäumt worden, die Bereiche Gewerbeentwicklung und Tourismus-Marketing vor der Genehmigung des Antrags für das Tulpenfest zusammenzubringen. Das bedeutet, dass die Stadt möglicherweise eine unbedachte Entscheidung getroffen hat. „Die Stadt muss klar festlegen, was sie künftig vom Tulpenfest erwartet“, sagte Meier. Alles scheint denkbar: Sowohl dass die Stadt Göbel und Paul-Lunow zwingt, das Tulpenfest gemeinsam zu veranstalten – oder das die Genehmigung jedes Jahr abwechselnd erteilt wird.

Experten, auch in der Stadtverwaltung, wagen keine Prognose darüber, was trotz der erteilten Genehmigung für Göbels Verein noch alles passieren könnte - etwa wenn die abgelehnte Antragstellerin Paul-Lunow Rechtsmittel einlegen würde. Sie äußerte sich bis zum Redaktionsschluss noch nicht dazu.

Carsten Holm

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