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Zweckmäßig. Die Fenstergestaltung und die grün-weiße Gebetsnische vorn verleiht dem Raum sakralen Charakter.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Zurück in der Innenstadt

Am Freitag beteten Potsdams Muslime erstmals im neuen Domizil im ehemaligen Heizhaus. Am Samstag wird es offiziell eröffnet

Innenstadt - Die Erleichterung war Imam Kamal Mohamad Abdallah am Ende anzumerken. „Es ist ein schönes Gefühl“, sagte der Vorsitzende des Vereins der Muslime in Potsdam nach dem ersten Freitagsgebet in den neuen Räumen im umgebauten Heizhaus unweit der Moschee Am Kanal 61: „Wie eine neue Wohnung.“ Rund 150 Gläubige hatten dort gebetet. Auch Flüchtlingspfarrer Bernhard Fricke und Ud Joffe von der Synagogengemeinde waren Gäste, Sozialdezernent Mike Schubert (SPD) war ebenfalls kurz vor Ort. Vor dem Gebetsraum warteten zwei Polizeiwagen, besondere Vorkommnisse habe es rund um das gut halbstündige Gebet nicht gegeben, sagten die Polizisten den PNN. Für die nächsten Gebete sei auch kein Einsatz mehr geplant.

Der Gebetsraum, den die Stadt nach langer Suche finden konnte, ist schlicht: die Wände frisch geweißt, auf dem Boden grüner Teppich, auf dem mit Klebeband Reihen markiert sind, in Richtung Mekka ausgerichtet. Für den sakralen Charakter sorgt einerseits die Mihrab, zu deutsch Gebetsnische, eine grün-weiß-verzierte Holzkonstruktion, die die vom Vorbeter gesungenen Verse akustisch verstärkt. Zudem wurden die hohen Fenster mit gelber Farbe in Bogenform umrandet.

Bis zu 175 Gläubige haben in dem neuen Raum Platz, schätzt der Imam. Wenn es – etwa an Feiertagen – mehr werden, dann könnten zusätzlich Räume in der alten Moschee genutzt werden. Im Zweifel werde man zweimal hintereinander beten, sagte Abdallah den PNN: „Wir werden nicht mehr auf der Straße beten“, betonte er. Man wisse, das das genutzt werde, um „Stimmung zu machen“ – damit erinnert er an Proteste unter anderem von der AfD, als die Gemeinde vor zwei Jahren wegen Raumnot den Fußweg Am Kanal mitnutzte. Als Ausweichstandort hatten die Muslime dann einen Saal in der Biosphärenhalle nutzen können.

Thema des ersten Gebets am neuen Standort war der Neid, den der Imam als eine weit verbreitete „Krankheit des Herzens“ beschrieb. Gebetet wurde erst auf Arabisch, dann auf Deutsch. Künftig wolle man die übersetzten Predigten auch wieder ins Internet stellen, sagte der Imam den PNN. Das hatte die Gemeinde nach Kritik an der Ausrichtung 2017 zwar zugesichert, am Freitag datierte die letzte veröffentlichte Predigt aber vom Januar. Die Betreuung der Internetseite sei in der ehrenamtlich geführten Gemeinde nicht immer einfach, räumte der Imam ein.

Zum Abschluss des Gebets bat er die Gläubigen ausdrücklich, das Gelände zügig zu verlassen und sich nicht vor der Tür zu versammeln. „Wir wollen Rücksicht nehmen auf die Nachbarn“, erklärte er. Es seien zumeist ältere Menschen, für die Ruhe wichtig sei.

Eingeladen sind Nachbarn und Interessierte am heutigen Samstag zur Einweihung. Zwischen 14 und 17 Uhr können Gäste die Räume besichtigen. Dabei wird um angemessene Kleidung gebeten – „lange Hosen bei Männern, bei Frauen knie- und schulterbedeckende Kleidung sowie Kopftuch“. Jana Haase

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