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Wie in allen Schulen in Potsdam, achtet man in der Fontane-Oberschule  darauf, dass der Abstand eingehalten wird.

© Ottmar Winter

Zurück im Klassenzimmer: Neue Normalität an Potsdams Schulen

Nach wochenlanger Corona-Pause sind an diesem Montag die fünften Klassen wieder vor Ort zur Schule gegangen. Am Mittwoch stehen für die zehnten Jahrgangsstufen die Prüfungen für den Mittleren Schulabschluss an.

Von Florian Kistler

Potsdam - Potsdams Schulen füllen sich langsam wieder. Nachdem in den vergangenen Wochen die Schüler aller Klassen, die in diesem oder im nächsten Jahr einen Abschluss machen, sowie die sechsten Klassen wieder an die Schulen zurückgeholt wurden, startete am Montag auch die fünfte Jahrgangsstufe mit dem Unterricht vor Ort. An den meisten Schulen scheint die Rückkehr gut geglückt. „Wir haben nur positive Rückmeldungen erhalten“, sagte am Montag Sabine Röding-Kanwischer, Rektorin der Gerhart-Hauptmann-Grundschule in der Brandenburger Vorstadt. Wie die Jahrgangsstufe Sechs seien auch die fünften Klassen in je zwei Lerngruppen geteilt. „Zudem benutzen die beiden Jahrgangsstufen unterschiedliche Schuleingänge und die einzelnen Klassen kommen am Morgen in einem Abstand von 15 Minuten zur Schule“, erklärt Röding-Kanwischer.

Auch wenn nun wieder rund 100 Schülern in der Gerhardt-Hauptmann-Grundschule unterrichtet werden, bleibt das Homeschooling für diese Kinder weiter bestehen – wenn auch verkürzt. „Die Schüler werden 20 Stunden in der Woche in der Schule unterrichtet“, sagt Röding-Kanwischer. „Einen Rest müssen sie dann noch von zuhause aus machen.“

Die Eltern sind froh, dass die Kinder wieder in der Schule sind

Viele Eltern zeigten sich über die Lockerungen erleichtert. Vor allem wegen der Doppelbelastung Arbeit und Homeschooling. „Meine Frau und ich arbeiten in der Landwirtschaft. Das Homeschooling hat uns vor große Herausforderungen gestellt“, sagt Ulrich Benedix, dessen Tochter in die fünfte Klasse der Rosa-Luxemburg-Grundschule in der Innenstadt geht. „Auch fehlt den Kindern einfach der soziale Kontakt.“ Dass die Schüler zu Beginn alle zuhause bleiben mussten, findet Benedix gut. Gleichzeitig sagt er aber auch, dass nun für alle Klassen wieder ein Vor-Ort-Unterricht angeboten werden sollte. Ähnlich sieht das Cindy Winkelmann. „Meiner Tochter, die in die fünfte Klasse geht, fiel zuhause die Decke auf den Kopf.“ Auch sei bei der Betreuung der Kinder, neben der eigentlichen Arbeit der Eltern im Homeoffice, „inzwischen eine Grenze erreicht“.

Die Prüfungen für die zehnten Klassen stehen am Mittwoch an

An die weiterführenden Schulen der Stadt kehren derzeit keine Klassenstufen zurück. Dort ist derzeit der Mittlere Schulabschluss (MSA) der zehnten Klassen das beherrschende Thema. Die Prüfungen starten am Mittwoch im Fach Deutsch. Am 25. Mai folgt Mathematik, zwei Tage später Englisch. Um nach der schwierigen Vorbereitung in den vergangenen Wochen wieder etwas für Normalität zu sorgen, wurden die Schüler bereits ab 27. April, wenn auch nur zeitweise, wieder an den Schulen unterrichtet. „Die Schüler hatten schon ein Stück weit Angst vor den Prüfungen“, sagt Janine Soeffner, Schulleiterin der Oberschule „Theodor Fontane“ in der Waldstadt. „Durch den Vor-Ort-Unterricht konnten wir ihnen die aber etwas nehmen."

Schulleiterin der Fontane-Oberschule, Sabine Soeffner, findet die Schülerzahlen vor Ort im Moment "händelbar".
Schulleiterin der Fontane-Oberschule, Sabine Soeffner, findet die Schülerzahlen vor Ort im Moment "händelbar".

© Ottmar Winter

Da die Oberschule auch eine integrierter Primarstufe hat, sind inklusive der fünften Klassen inzwischen vier Jahrgangsstufen zurück an der Schule. Schulleiterin Soeffner sagt, dies sei bislang kein Problem. „Wir starten zu unterschiedlichen Zeiten, haben zehn bis zwölf Schüler in einer Lerngruppe und die neunten und zehnten Klassen wechseln sich mit der Präsenzzeit ab.“ Insgesamt seien an einem Tag etwa 120 Schüler vor Ort. „Das ist handelbar“, so Soeffner. Darüber hinaus versuche man, die Schülerströme zu regeln – mit „Einbahnstraßen“ im Treppenhaus und Richtungspfeilen auf den Gängen.

An der Fontane-Oberschule werden Schüler mit Hinweisschildern gelenkt.
An der Fontane-Oberschule werden Schüler mit Hinweisschildern gelenkt.

© Ottmar Winter

Entspannt geben sich auch die Gymnasien. Matthias Vetter, Schulleiter des privaten Schiller-Gymnasiums in Drewitz sagt, dass er wegen der MSA-Prüfung bisher „noch keine Klagen von Schülern mitbekommen“ habe. Die zehnten Klassen seien nicht jeden Tag vor Ort, auch weil noch mündliche Abiturprüfungen abgehalten werden. „Wir sind da mit Präsenzzeiten vorsichtig.“ Die Gesamtelternvertretung des Leibniz-Gymnasiums Am Stern teilte am Montag in einem Schreiben mit, die MSA-Prüfungen zu befürworten. Es habe genügend Vorbereitung gegeben. Schüler hatten indes gegen das Abhalten der Prüfungen protestiert und auf die MSA-Absage in Berlin verwiesen.

Fahrplan für weitere Jahrgangsstufen soll Dienstag vorgestellt werden

Wann die ersten bis vierten und die Klassen sieben und acht sowie die Leistungs- und Begabungsklassen der Stufen fünf und sechs wieder in den Schulen unterrichtet werden, will Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Dienstag vorstellen. „Wir müssen weiter sehr vorsichtig sein, aber trotzdem dafür sorgen, dass die Schüler wieder die Schule besuchen“, so die Ministerin. Sie machte klar, dass es aber unrealistisch sei, dass öfter als tageweise vor Ort unterrichtet werden. Bereits jetzt seien Schulen räumlich an Kapazitätsgrenzen.

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