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Markenzeichen Parka. Tatort-Kommissar Faber ist ruppig und verschroben.

© ARD

ZUR PERSON: „Der Parka hing in meinem Schrank“

Jörg Hartmann über seine Rolle als Tatort-Ermittler Faber, Schimanskis Jacke und Neonazis in Dortmund

Herr Hartmann, am Sonntag sind Sie als Kommissar Peter Faber in einer Tatort-Folge zu sehen, in der ein Dortmunder Neonazi ermordet wird und die Ermittlungen in die rechte Szene führen. Hat der Fall aktuelle Bezüge?

Das Thema ist ja immer aktuell, und leider passt es jetzt ganz gut. Die Idee entstand ja daraus, dass gerade Dortmund eine Hochburg der sogenannten Autonomen Nationalisten ist und es war uns von Anfang an ein Bedürfnis, das aufzugreifen. In Dortmund hat man ja die Entwicklung der Rechten völlig verschlafen und die Frage ist ja, wie man die jetzt wieder loswerden soll.

Das Thema passt also nach Dortmund?

Der Tatort war gerade abgedreht, als Ende Mai die neu gegründete Partei Die Rechte in den Dortmunder Stadtrat einzog, am Abend versuchten Neonazis die Wahlparty im Rathaus zu stürmen. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Die Rechte schickt einen Abgeordneten in den Stadtrat, der den Spitznamen „SS-Siggi“ trägt.

In diese Szenerie passt Kommissar Faber, den Sie als einen Soziopathen mit dem Charme einer tickenden Zeitbombe darstellen, aber recht gut. Ein wenig erinnert der Bulle ja an den Ruhrpott-Bullen Schimanski. Absicht?

Nein, aber das lässt sich sicherlich nicht vermeiden, immerhin gab es nach Schimanski keinen Ermittler mehr im Ruhrgebiet. Faber ist aber noch sperriger und eigenbrötlerischer.

Und hat wie Schimanski eine Jacke als Markenzeichen.

Ja, der Parka ist auch Fabers Markenzeichen. Ich habe damals lange überlegt, wie der Charakter aussehen soll. Und dann hat meine Frau diesen Parka im Schrank gefunden, den ich eigentlich schon vergessen hatte. Und jetzt ist er zu neuen Ehren gekommen.

Sie spielen in der Fernsehserie „Weissensee“ den Stasi-Offizier Falk Kupfer, im Tatort den Faber. Sind Sie vielleicht auf unangenehme Charaktere festgenagelt?

Es ist schon so, dass ich Angebote in diese Richtung bekomme, aber dann sage ich auch: Nein, danke, ich will was anderes. Ich will das schon vermeiden. Im Film „Das Ende der Geduld“ über die Jugendrichterin Kirsten Heisig habe ich auch den Jugendrichter Wachowiak gespielt, und der war eher ein Softie.

Aber die Rolle des Faber macht schon Spaß, oder?

Ja, klar. Ich habe einen guten Draht zu ihm und bring mich da echt ein.

Sitzen Sie am Sonntagabend auf der Couch und sehen sich den Tatort an?

Nein, dazu habe ich auch gar nicht die Zeit. Ich habe damals in der Vorbereitung auf die Rolle ganz viele Krimis geguckt, um auszuloten: Was gefällt mir? Wo sind die Nischen? Jetzt schaffe ich das nur noch ab und zu. Ein Tatort, der mich in letzter Zeit begeistert hat, war „Im Schmerz geboren“ mit Ulrich Tukur und Ulrich Matthes. Der hat mich richtig happy gemacht! Der macht anderen auch den Mut, mal was auszuprobieren.

Mit was sind Sie denn zurzeit beschäftigt?

Wir haben gerade die dritte Staffel von „Weissensee“ abgedreht, außerdem den Kinofilm „Boy 7“ mit David Kross, der ein Thriller nach einem Jugendroman ist und im August in die Kinos kommt. Außerdem wird die Verfilmung von „Schuld“ von Ferdinand von Schirach im Februar oder März ausgestrahlt.

Haben Sie denn dann noch Zeit, sich als Mitglied von „Mitteschön“ für die Potsdamer Mitte zu engagieren?

Ich versuche mir die Zeit zu nehmen, bin aber gerade wahnsinnig eingespannt. Da kommen solche Sachen wie Bauanträge einfach zu kurz. Das ist schade, aber ich verfolge das.

Das Gespräch führte Oliver Dietrich

Jörg Hartmann ist am kommenden Sonntag um 20.15 Uhr in der Tatort-Folge „Hydra“ zu sehen

Jörg Hartmann (45) stammt aus dem Ruhrgebiet. Nach seiner Schauspielausbildung spielte er am Südthüringischen Staatstheater und am Nationaltheater Mannheim und war von 1999 bis 2009 festes Mitglied der Berliner Schaubühne.

Seit etwa 2007 steht Hartmann vermehrt vor TV-Kameras, spielte etwa in der ARD-Fernsehserie „Weissensee“ 2010 den MfS-Offizier Falk Kupfer. Dafür erhielt er den Deutschen Fernsehpreis 2011 in der Kategorie Bester Schauspieler. Seit 2012 ist er als Chef-Kommissar Peter Faber im Dortmunder Tatort-Team. Hartmann ist verheiratet und hat eine Tochter. Seit November 2013 lebt er in Potsdam. PNN

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