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Zur Feier der Großmacht: Das Brandenburger Tor in Potsdam hat ein Vorbild

Das Brandenburger Tor wurde nach dem Siebenjährigen Krieg erbaut. Das Vorbild steht in Rom und ist weit über 1000 Jahre älter.

Potsdam - Ist Potsdam ein kleines Rom an der Havel? Das Museum Barberini hat begleitend zur Barock-Ausstellung den Stadtrundgang „Italien in Potsdam“ aufgelegt. Die PNN veröffentlichen in einer Serie ausgewählte Stationen zum Nachlesen und die entsprechenden Fotos. Wir danken dem Museum Barberini für die freundliche Genehmigung.

Brandenburger Tor

In hellem Gelb leuchtet das Tor am westlichen Ende der Brandenburger Straße freundlich in der Sonne. Es ist schon von weitem ein Blickfang. Für auswärtige Gäste ist es mitunter verwirrend, dass auch Potsdam sein Brandenburger Tor besitzt. Es ist noch dazu knapp 20 Jahre älter als sein Namensvetter in Berlin.

Der majestätische Potsdamer Torbogen hat seine Vorbilder in römischen Triumphbögen, vor allem dem Konstantinsbogen aus dem 4. Jahrhundert. Er steht gleich neben dem Kolosseum in Rom, an der Via Triumphalis, einer Prachtstraße, auf der römische Feldherren nach siegreichen Schlachten triumphal in die Stadt einzogen.

Als Friedrich der Große in Potsdam das Tor 1770 an dieser Stelle errichten ließ, war er wenige Jahre zuvor selbst als erfolgreicher Feldherr und Sieger aus dem Siebenjährigen Krieg zurückgekehrt. Die römische Architektur erschien ihm also durchaus angemessen. Schließlich war Preußen damit zur europäischen Großmacht aufgestiegen.

In Rom, wie auch bei dem kleineren Potsdamer Abbild, prägt eine hohe Durchfahrt mit Rundbogen die Mitte des Tores. Die niedrigen Durchgänge an den Seiten wurden in Potsdam erst später für Fußgänger geöffnet, zunächst gab es hier nur Fenster der Wachstuben.

Friedrich beauftragte gleich zwei Architekten mit dem Entwurf: Georg Christian Unger gestaltete die prächtige Feldseite zum Luisenplatz hin, verziert mit vier korinthischen Doppelsäulen. Bekrönt wird das Tor von einer großen Wappenkartusche mit dem preußischen Adler, flankiert von Mars und Herkules. Friedrichs Initialen „FR“, Fridericus Rex, prangen in der Mitte über der Durchfahrt, von zwei Posaune blasenden Ruhmesgöttinnen umrahmt. Die der Stadt zugewandte Seite nach einem Entwurf von Carl von Gontard ist weitaus schlichter gehalten. Die Ecken schmücken auch hier jeweils Doppelsäulen. Neben der Durchfahrt allerdings findet sich nur eine Säule an jeder Seite. Friedrichs Triumph sollte also vor allem nach außen sichtbar werden, für diejenigen, die die Stadt von Westen her betraten.

Triumphtor, Weinberg, Winzerhaus

Ein Torbau, mit Terrakottareliefs malerisch geschmückt, erhebt sich am Fuß des Mühlenbergs, auf der rechten Seite der Schopenhauerstraße. Wie ein Solitär, erscheint er hier ein wenig deplatziert. Der Durchgang weist weder auf einen Park noch auf eine Allee, sondern allein auf den bescheidenen Winzerberg, dessen Terrassen sich den Hang hinaufziehen. Tatsächlich sollte das Triumphtor nach den Plänen Friedrich Wilhelms IV., der ab 1840 regierte, den Auftakt zu einem phantastischen Architekturensemble bilden: einer Potsdamer Via Triumphalis. Sie sollte vom Winzerberg über Schloss Sanssouci und die Orangerie bis zum Belvedere auf dem Klausberg führen. Diese Höhenstraße war das Lieblingsprojekt des Königs, allerdings blieb es wegen hoher Kosten und des Todes des Königs im Jahr 1861 weitgehend unverwirklicht.

Realisiert wurde der Auftakt am Mühlenberg, dem heutigen Winzerberg. 1848 begann der preußische Gartenarchitekt Peter Joseph Lenné, den Hang vis-à-vis des Parks Sanssouci mit Terrassen und Mauern in einen Weinberg zu verwandeln. Für das Triumphtor hatte Friedrich Wilhelm IV. selbst erste Entwürfe skizziert. Als architektonisches Vorbild diente ihm der sogenannte Argentarier-Bogen in Rom. Diesen Bogen hatten die am Forum Boarium lebenden Geldwechsler im Jahr 204 nach Christus zu Ehren des Kaisers Septimius Severus errichtet.

Das Tor am Potsdamer Winzerberg entstand 1851–52. Erbaut wurde es von Ludwig Ferdinand Hesse. Der nutzte dafür vermutlich Pläne des Hofarchitekten Friedrich August Stüler. Es ist vollständig verkleidet mit Terrakottareliefs. Zu sehen sind auf der Vorderseite Allegorien der Tugenden Stärke, Gerechtigkeit, Mäßigung und Weisheit. Die Reliefs auf der Rückseite huldigen den Künsten. Bemerkenswert sind dabei zwei Darstellungen, die den technischen Fortschritt des 19. Jahrhunderts mit Bildern der Telegraphie und der Eisenbahn würdigen.

Im Inneren des Torbogens illustrieren Reliefs des Künstlers Hermann Schievelbein den Auszug und die ruhmreiche Heimkehr preußischer Soldaten. Die Darstellung bezieht sich auf Friedrichs jüngeren Bruder Wilhelm, den späteren König und Kaiser Wilhelm I.. Seinem Sieg ist das Triumphtor gewidmet, weil er den Badischen Aufstand, Teil der bürgerlich-liberalen Märzrevolution, 1849 erfolgreich niedergeschlagen hatte.

Weiter oben, links der Weinbergterrassen, steht eine italienische Turmvilla mit flachen Dächern und gelbem Putz. Ihr Anblick versetzt den Betrachter in liebliche toskanische Landschaften oder oberitalienische Landgüter. Als Blickfang dienen der offene Turm und der vorgesetzte Balkon, getragen von antiken Frauenfiguren, sogenannten Karyatiden.

Das ehemaliges Gärtnerhaus wurde 1849 von Ludwig Ferdinand Hesse auf diese Weise umgebaut. Im Stil des Winzerhauses entstand eine Reihe weiterer italienischer Turmvillen in Potsdam.

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