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Kostbarer Bestand. Potsdams Stadt- und Landesbibliothek bietet einige Köstlichkeiten. Ein Kochbuch von 1732 konnte vor einiger Zeit unter anderem durch Spenden der Bibliotheksgesellschaft angeschafft werden (links). Geschäftsführerin Rosemarie Spatz und Vorsitzender Jochen Kranert wünschen sich mehr jüngere Mitglieder für die seit gut 15 Jahren bestehende Bibliotheksgesellschaft.

©  Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Zum Wohle der Leser

Seit mehr als 15 Jahren gibt es die Potsdamer Bibliotheksgesellschaft. Sie fördert unter anderem den Ankauf historischer Literatur

Der Bauch der Stadt- und Landesbibliothek Am Kanal birgt einige Schätze. Zum Beispiel kann man erfahren, wie hierzulande im 17. Jahrhundert gekocht wurde. Vor über 300 Jahren hat Maria Sophia Schellhammer nämlich ein Kochbuch verfasst. Das Werk muss beliebt gewesen sein, denn es erschien in mehreren Auflagen – und mit einem etwas sperrigen Titel: „Das Brandenburgische Koch-Buch, Oder: Die wohl-unterwiesene Köchinn, Das ist: Unterricht, wie man allerley wohlschmeckende Speisen aufs füglichste zubereiten, schmackhaffte Suppen, Potagen, Pasteten, Tarten und allerhand Gebackenes machen, nach der jetzt üblichen Art auftragen und galant anbringen, auch Fleisch, Fische, Garten-Früchte und andere Sachen etc. wohl einmachen, dürren oder verwahren solle.“

Im Magazin der Bibliothek befindet sich ein Exemplar des Werkes. Der Druck von 1732 konnte vor einiger Zeit durch Spenden von Buchpate n angeschafft werden. Einer jener Sponsoren, die den Ankauf ermöglichten, ist die Potsdamer Bibliotheksgesellschaft. Seit über 15 Jahren unterstützt der ehrenamtlich geführte Förderverein die Arbeit der Bibliothek. Das Ziel der Gesellschaft beschreibt ihr Vorsitzender Jochen Kranert so: „Die Bibliothek in ihrer Gesamtheit“ wolle man fördern. Ein Schwerpunkt dabei: die Brandenburgica, also Werke, die Aufschluss geben über Land und Leute in der Mark – von früheren Jahrhunderten bis in die jüngere Vergangenheit. „Die gibt’s nur hier“, sagt Kranert über diese spezielle Sammlung. Mehrfach hat sich der 2002 gegründete Verein als Buchpate betätigt, erzählt Vereinsgeschäftsführerin Rosemarie Spatz. An die ersten Jahre des Sponsorings erinnert sie sich so: „Es ging darum, wissenschaftliche Altbestände und die Bücher der Brandenburgica zu erhalten.“ Es stand also die Restaurierung von Büchern im Vordergrund. Vor zwei Jahren jedoch ging die Potsdamer Bibliothek dazu über, im Rahmen der Buchpatenschaften auch Sponsoren für den antiquarischen Erwerb regionalgeschichtlich interessanter Werke zu akquirieren. Der Förderverein hilft seitdem auch bei solchen Ankäufen mit – er wirbt Spenden ein und unterstützt die Anschaffungen zudem mit eigenen Mitteln. Die Auswahl der Titel überlässt der Verein hingegen den Fachleuten aus der Bibliothek.

Aber nicht nur jene zuweilen staubgeschwängerten, mit Spuren des Alters überzogenen literarischen Hinterlassenschaften vergangener Jahrhunderte stehen im Fokus der Bibliotheksgesellschaft. Man kümmere sich auch um die Leser von morgen, erzählt Kranert. So habe sein Verein das Projekt „Wie kommt das ,W' in den Baum?“ unterstützt. Deutsche und geflüchtete Kinder waren im Rahmen dieser Aktion der Bibliothek in Potsdam auf Entdeckungstour gegangen und hatten Buchstaben, beispielsweise in der Natur oder an Häuserwänden, gesucht und das Ganze dann kreativ verarbeitet.

Als Bibliothekar hat Kranert selbst viele Jahre in der Potsdamer Bibliothek gearbeitet. Auch Rosemarie Spatz war einst Mitarbeiterin in Potsdams klügstem Haus – wie sich die Einrichtung heute selbst bezeichnet. „Wir sind beide Urgesteine der Bibliothek“, sagt Kranert. Der Verein hat eigenen Angaben zufolge derzeit 40 Mitglieder – „überwiegend Rentner“, sagt Kranert, worauf Spatz im gemeinsamen Gespräch sofort ein „leider“ nachschiebt. Man sei daran interessiert, auch jüngere Menschen für die Arbeit zu gewinnen. Die Finanzkraft des Vereins ist überschaubar: Mit jährlich ungefähr 750 Euro – aus eigenen Mitteln und eingeworbenen Spenden – fördere der Verein die Arbeit der Bibliothek, sagt Kranert.

Für dieses Jahr habe man sich vorgenommen, die Bibliothek bei der Digitalisierung von Büchern zu unterstützen, berichtet Rosemarie Spatz. „Es geht darum, Altbestände digital zu erfassen.“ So sollen künftig zum Beispiel historische Adressbücher Potsdams in digitaler Form für die Recherche zur Verfügung stehen.

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