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Zukunft der defizitären Tropenhalle: Potsdamer Biosphäre kann zur Privatschule umgebaut werden

Die Stadt erwägt die Vergabe der Biosphäre an einen Bildungsträger, um bei den nötigen Umbaukosten von 34 Millionen Euro zu sparen. Ob die Stadtpolitik dies mitträgt, ist fraglich.

Potsdam – Die Stadtspitze und die kommunale Bauholding Pro Potsdam treiben die Pläne voran, aus der chronisch defizitären Biosphäre eine Schule zu machen. Nach PNN-Informationen wurde führenden Vertretern der Rathauskooperation aus SPD, CDU/ANW und Grünen am Montag zwei Varianten vorgestellt: Einmal den Umbau der Tropenhalle zur Schule in Eigenregie der Stadt oder mit Hilfe eines privaten Bildungsträgers – was deutlich kostengünstiger wäre, aber politisch auf große Vorbehalte stoßen dürfte.

Die Zahlen sind nach PNN-Informationen jedenfalls eindeutig. Mit nun rund 34 Millionen Euro rechnet die Pro Potsdam für den Umbau der Halle zur Schule mit 930 Plätzen – die dann auch noch mit einer Sportanlage und einem Jugendclub für 140 Besucher ausgestattet wäre. Bei einem privaten Träger würde die Stadt dagegen lediglich einen Investitionszuschuss von etwa 10 Millionen Euro zahlen. Für eine Schule könnten in der Biosphäre wie berichtet die Klassenzimmer auf Stelzen in die Gebäudehülle integriert werden.

Pro Jahr kostet die Biosphäre Potsdam bis zu 1,7 Millionen Euro

Seit rund einem Jahr sucht die Stadt nach einer neuen Möglichkeit die Biosphäre zu nutzen, als für die tropisch angehauchte Erlebniswelt jährlich bis zu 1,7 Millionen Euro zuzuschießen. Bei einem Umbau zur Schule in Eigenregie würden die jährlichen Betriebskosten immerhin sinken, auch weil dem Vernehmen nach nicht mehr so viel Energie verbraucht werden müsste wie bisher: Von rund 650 000 Euro pro Jahr geht die Pro Potsdam demnach aus – das wäre deutlich mehr als eine normale Schule. Diese Summe müsste wiederum auch ein privater Bildungsanbieter erwirtschaften.

Damit ist nun wieder ein Interessent im Gespräch, der eigentlich schon eine Absage erhalten hatte: Der Träger des privaten Leonardo-da-Vinci-Campus in Nauen (Havelland), der dort 1000 Kinder unterrichtet und schon weitere Ableger in anderen Bundesländern hat. Der Träger hatte sich bereits bei der erst Ende vergangenen Jahres abgebrochenen Investorensuche für die Biosphäre beworben, letztlich aber abgewinkt: Der Knackpunkt war die Finanzierung, weil der Träger auch die Sanierung der Außenfassade für mehr als fünf Millionen Euro übernehmen sollte, zuzüglich der Gebäudekosten von 4,6 Millionen Euro wären so zehn Millionen Euro zusammengekommen – insgesamt also die Höhe des von der Stadt in Aussicht gestellten 10-Millionen-Euro-Zuschusses.

Den PNN bestätigte Rolf Wettstädt, Gesellschaftervertreter der Da-Vinci-Campus Nauen gGmbH, der Vorschlag zur Übernahme der Tropenhalle als Schulcampus bestehe weiter. Die Gesellschaft sei auch „für uns überraschenderweise“, noch einmal zur Vorstellung ihres Konzepts bei der Pro Potsdam eingeladen worden, nachdem die vorherige Investorensuche für beendet erklärt wurde. Alles andere müssten die weiteren Verhandlungen ergeben, so Wettstädt.

Der Betrieb der Schule müsste neu ausgeschrieben werden

Allerdings müsste der Betrieb der Schule – wenn sich die Stadtverordneten für eine private Trägerschaft entscheiden – noch einmal neu ausgeschrieben werden. Zur Verhandlungsmasse gehört auch, dass der private Träger nach Vorstellungen der Stadt unbedingt Vorrang für Potsdamer Schüler einräumen soll – bekanntlich benötigt die stetig wachsende Stadt Potsdam in absehbarer Zeit neue weiterführende Schulen, für die noch Standorte gesucht werden. Ebenso müsste nach PNN-Informationen die Zustimmung des Landesbildungsministeriums für die beiden Varianten eingeholt werden – vor allem geht es dabei um die Frage, ob die Biosphären-Schule als reguläre Bildungseinrichtung im Schulentwicklungsplan geführt werden kann. Dann würde das Land auch die Personalkosten mitfinanzieren, ebenso bei der Privatschulvariante.

Doch für die Privatvariante zeichnet sich nach PNN-Informationen bereits Bedenken bei SPD und Grünen ab. Die Linken als größte Oppositionskraft sind ohnehin gegen allzu viele Privatschulen in Potsdam – und haben aktuell einen Antrag für die heutige Stadtverordnetenversammlung gestellt, „parallel zur Prüfung einer Schulnutzung ein neues zukunftsfähiges Nutzungskonzept zum dauerhaften Weiterbetrieb der Biosphäre Potsdam als touristische und bildungspolitische Einrichtung zu prüfen.“ Dazu soll die Stadt auch mit dem Land Brandenburg verhandeln.

Die Stadt selbst äußerte sich zu den Zahlen und konkreten Details der Pläne nicht weiter – und verwies auf eine für den heutigen Tag um 12 Uhr mittags angesetzte Pressekonferenz im Rathaus.

Einen Abriss der 2001 eröffneten und mit 21,5 Millionen Euro geförderten Biosphäre hat die Stadtpolitik bisher ausgeschlossen. Nach der Insolvenz eines ersten Betreibers hat die Pro Potsdam die Halle 2007 übernommen, seitdem belastet sie erheblich den Stadthaushalt – und landete schon mehrfach als Beispiel für Steuergeldverschwendung im Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler. Der Umbau ist ab Ende 2017 möglich, weil dann die Fördermittelbindung für den Bau endet. Alle Änderungen müssen in Abstimmung mit den Architekten der markanten Halle erfolgen.

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