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Zu wenig Platz, zu hoher Bedarf: Ein Container gilt als favorisierte Lösung für die fehlenden Hortplätze in der Waldstadt. Auf diesem Foto ist ein Provisorium aus Niedersachsen zu sehen.

© dpa

Zu wenig Hortplätze in der Waldstadt: Nachmittags in den Container

Das Problem hat sich schon länger abgezeichnet: In der Waldstadt fehlen Hort-Plätze für 150 Kinder. Sie sollen bald in einem Container betreut werden.

Potsdam - Wegen einer sich abzeichnenden Hortkrise in der Waldstadt schlägt die oppositionelle Linke-Fraktion Alarm: In einem am Montagabend verabschiedeten Dringlichkeitsantrag für die nächste Stadtverordnetenversammlung fordert die Fraktion, „schnellstmöglich“ neben der Waldstadt-Grundschule einen provisorischen Hort-Container für bis zu 150 Kinder zu errichten. Das werde mindestens 140 000 Euro pro Jahr Extra-Mietkosten bedeuten, hieß es weiter. Ohne diese Schritte drohe, dass Potsdam den Rechtsanspruch auf einen Hortplatz nicht mehr erfüllen könne, so die Linke.

Alle bisher geplanten Lösungen für die Betreuung der Kinder seien gescheitert, monierte Linke-Fraktionsvize Stefan Wollenberg, der auch Vorsitzender der Schulkonferenz der Waldstadt-Schule ist. Der auch für den Hortbetrieb in der Stadt zuständige Jugendamtsleiter Reinhold Tölke bestätigte auf Anfrage das Hort-Problem in dem Plattenbauviertel. Seit Monaten habe man mehrere Lösungsvarianten untersucht, diese aber immer wieder verwerfen müssen. Zuletzt hatte die Stadt etwa eine Ausweichlösung im Ginsterweg vorgesehen. Diese biete aber nur eine Kapazität von maximal 80 Plätzen, so Tölke – und sei damit nicht ausreichend.

Angela Basekow: „Die Lage hat sich immer mehr zugespitzt“

Das Problem mit den Hortplätzen habe sich seit Jahren zugespitzt, hieß es bereits Ende vergangenen Jahres in einem Brief der Schule an die Stadtverwaltung. Denn schon im September werde man wieder deutlich mehr Kinder aufnehmen als erwartet. Daher benötige die Schule weitere Unterrichtsräume, die derzeit vom Hort „Rasselbande“ genutzt würden – und zwar schon jetzt nur mit einer Ausnahmegenehmigung. So müssten bereits reguläre Unterrichtsräume am Nachmittag für den Hortbetrieb genutzt werden, obwohl dies nicht den Qualitätsrichtlinien für den Betrieb von Horten entspreche. Dies alles werde aber wegen der steigenden Schülerzahlen schon für das kommende Jahr nicht mehr ausreichen, so die Schulleitung schon damals. „Die Lage hat sich immer mehr zugespitzt“, sagte auch Angela Basekow, die Chefin des Hortträgers, der Potsdamer Arbeiterwohlfahrt (Awo).

Über den jetzt von der Linken in dem Antrag formulierten und nach PNN-Informationen mit der Awo abgestimmten Lösungsvorschlag mit einem Hort-Container hat auch die SPD am Montag beraten. „Wir wissen, dass eine schnelle Lösung benötigt wird“, sagte der SPD-Stadtverordnete und Jugendhilfeausschuss-Chef David Kolesnyk nach der Sitzung seiner Fraktion. Sollte die SPD zustimmen, wäre die Mehrheit bereits sicher.

Container als favorisierte Variante

Laut dem Antrag heißt es auch: Bei einer vertraglich fixierten Refinanzierung habe die Awo bereits angeboten, unverzüglich mit dem Aufstellen des Hortes in sogenannter Modulbauweise zu beginnen. Und nur mit dem Nachweis einer zügigen Alternativlösung werde der Hort noch eine Ausnahmegenehmigung erhalten. Auch Tölke sagte den PNN, die Container-Variante werde nun favorisiert – müsse aber noch mit dem Kommunalen Immobilienservice (Kis) im Detail abgestimmt werden. „Wir gehen aber davon aus, dass das klappen wird.“ Würde der Container errichtet, wäre voraussichtlich auch die kritisierte Doppelnutzung der Räumlichkeiten in der Schule nicht mehr notwendig, so Tölke. Eine dauerhafte Lösung wird nach bisherigen Planungen des Kis frühestens ab 2022 zur Verfügung stehen, hieß es weiter.

Das Hort-Problem in der Waldstadt ist nicht die einzige Schwierigkeit, mit der das Jugendamt derzeit zu kämpfen hat. Unter anderem besteht aktuell ein Engpass bei der Versorgung speziell mit Krippenplätzen, weil unter anderem in Potsdam deutlich mehr Kinder als prognostiziert leben (PNN berichteten).

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Die Stadt muss endlich eine langfristige Strategie entwickeln, die den Bedarf an Plätzen dann deckt, wenn er da ist. Ein Kommentar >>

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