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Update

Villa Kellermann: Zu Tisch bei Tim Raue

Sternekoch Tim Raue hat am Freitagabend zum ersten Dinner in die Villa Kellermann geladen. Serviert hat er unter anderem Kopfsalat, Entenleber Sanssouci, Makrele, Gulasch und Joghurtmousse. 

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Potsdam - Das erste Dinner am Heiligen See: Am Freitagabend hat Tim Raue die Villa Kellermann vorab für die Presse geöffnet. Auf der Karte für den Abend stehen als Vorspeisen unter anderem Entenleberterrine Sanssouci, Makrele Hausfrauenart und Kopfsalat an Petersilie, Zitrone und grünem Pfeffer. Als Hauptgang serviert Raue Gulasch mit Süßkartoffelpüree, als Nachtisch Joghurtmousse mit weißer Traube und Holunderblüte.  

Das am Freitagabend und auch künftig gebotene Menü für 56 Euro heißt "Der gedeckte Tisch". Den ersten Gang serviert der Sternekoch selbst. Es gibt einen Garnelencocktail mit Endivie und Mandarine (im Bild zu sehen), außerdem Kopfsalat mit Petersilie und Petersilienwurzel, Zitrone und grünem Pfeffer, Entenleber Sanssouci mit Feldsalat, Traube und Haselnuss und Makrele Hausfrauenart. Der Salat schmeckt säuerlich-würzig. Bei den Garnelen spürt man erst dem fruchtigen Geschmack von der Mandarine und Melonen-Bällchen, dann wird es schärfer. Der Hering ist mild, die Entenleber butterzart.

Als zweiten Gang präsentiert Raue klassischen Gulasch, dazu Rotwein - einen Cabernet Sauvignon Réservé. "Das ist mein Lieblingsgericht gerade", sagt Raue, während er aus einem großen Topf serviert. "Nehmen Sie bitte den Löffel, das Fleisch ist so zart!" Das Fleisch wurde 16 Stunden gegart. Dazu gab es Süßkartoffelpüree, Crème fraiche und einen Salat aus Paprika. 

Raue hat Recht: Das Fleisch schmilzt auf der Zunge. "Eine Offenbarung", vermeldet ein Restaurantkritiker, der jeden Gang in sein Diktiergerät spricht. Eine andere Journalistin dagegen findet das gleich strukturlos, ihr gefällt es nicht, dass heute so viele Köche so weiches Fleisch servieren. Am Tisch entbrennt dabei so manche Diskussion entbrannt. Zwischen "es hatte fast etwas orgiastisches" bis "mir war das zu matschig" gehen die Geschmäcker auseinander.

Zum Nachtisch gibt es süße Joghurtmousse in Igelform mit Trauben, Holundersud, Sauerampfer und Ingwer an süßem Eis aus Molke.

"Es wurden hier Hochzeiten gefeiert, es wurden Emotionen geboren", sagt Raue bei der Begrüßung der Gäste über die Vergangenheit der Villa. Er habe von  Günther Jauch, dem Eigentümer der Villa  einen klaren Auftrag bekommen: Das Restaurant solle etwas für die Potsdamer und die Brandenburger sein. "Man solle das Gefühl haben, bei seiner reichen Großtante am See zu Gast zu sein. Die richtig Knatter hat, aber das mit Herz macht", so Raue.

Vor einer Woche wurde in der Villa Kellermann bereits eine Hochzeit gefeiert. "Die Polizei weiß jetzt auch, wo sie wegen Lärmbelästigung hin muss", sagt Raue. Und ergänzt: Nein, Scherz beiseite."

Auch Günther Jauch ist am Freitagabend in der Villa Kellermann zu Gast zum Speisen. "Ich fand es sehr schade, dass diese Villa so lange leer stand. Ich wollte sie eigentlich zu einem früheren Zeitpunkt schon einmal kaufen, habe den Arm aber bei der Versteigerung nicht lange genug oben gehalten. Nun hat es geklappt. Mir war es ganz wichtig, daraus wieder zu machen, was es früher einmal war: ein Restaurant", so der TV-Moderators am Abend.

Am 25. September eröffnet der Sternekoch sein Restaurant in der 1914 erbauten Villa. Zwei Jahre lang war sie denkmalgerecht saniert worden. Nun gab es erste Einblicke in das fertige Innere des Hauses. 

Sternekoch Tim Raue.
Sternekoch Tim Raue.

© Andreas Klaer

Wer das Restaurant über die Eingangstreppe betritt, blickt zuerst auf ein Parkett aus verschiedenen Holzarten, oben eine riesige moderne Lampe. Durch eine große Holztür geht es geradeaus in ein in Blautönen gehaltenes Zimmer. Die Wände ziert eine Elefantentapete, ein großes Sofa mit Pfauen und anderen Tieren dominiert den Raum. Durch das Fenster kann man auf die Terrasse und das Wasser blicken. Zu beiden Seiten liegen weitere Räume. 

Rechts liegt ein Raum mit vergoldeter Stuckdecke, an der Wand hängt ein Bild des Alten Fritz. Es herrscht eine gemütliche Atmosphäre mit schummrigem Licht. 

Auf der anderen Seite im größeren Saal herrschen Grüntöne vor. Grün gemusterte Sofas, goldene Flamingos und grün gestrichene Wände.

Der Garten der Villa ist derzeit noch nicht fertig angelegt. Koch Raue schwärmt aber schon von Lage und Blick auf den Heiligen See.

Künftig soll es in der Villa Kellermann „eine von Brandenburg und Potsdam inspirierte, deutsche Küche“ anbieten, wie Raue den PNN verriet. „Bodenständig wird es – aber nicht langweilig“. Auf der Speisekarte sollen etwa Sanssouci Schlemmerkartoffel mit Senfei, Crème Fraîche und Spinat oder Königsberger Klopse mit Roter Bete und Kartoffelpüree stehen. 

Der erste Gang ist serviert - es gibt einen Garnelencocktail mit Endivie und Mandarine (im Bild zu sehen), außerdem Kopfsalat mit Petersilie und Petersilienwurzel, Zitrone und grünem Pfeffer, Entenleber Sanssouci mit Feldsalat, Traube und Haselnuss und Makrele Hausfrauenart.
Der erste Gang ist serviert - es gibt einen Garnelencocktail mit Endivie und Mandarine (im Bild zu sehen), außerdem Kopfsalat mit Petersilie und Petersilienwurzel, Zitrone und grünem Pfeffer, Entenleber Sanssouci mit Feldsalat, Traube und Haselnuss und Makrele Hausfrauenart.

© Sandra Calvez

Mit dem Konzept knüpft Raue an sein längst geschlossenes, aber extrem erfolgreiches „La Soupe Populaire“ im Prenzlauer Berg in Berlin an. Auch dort gab es modernisierte deutsche Küche. Die Villa Kellermann soll ein gedeckter Tisch für Potsdam sein – wie früher, bei Oma. „Bei meiner Oma gab es am Wochenende Vorspeisen, einen Hackbraten, eine Schüssel mit Kartoffelpüree“, sagt der Koch. So soll es auch in der Villa werden. „Wer hierher kommt, soll sich umarmt fühlen.“ Das Design richtet sich am Vintage-Chic der 1900/1920er Jahre aus. Plüschig nennt Raue das. Parkettböden, Teppiche, Samt auf den Möbeln, es wird gemütlich.

Als Hauptgang gibt es butterzarten Gulasch. 
Als Hauptgang gibt es butterzarten Gulasch. 

© Sandra Calvez

Die Geschichte der Villa Kellermann ist wohl eine der spannendsten, die ein Gebäude in Potsdam zu bieten hat. 1914 wurde sie für den königlich-preußischen Zeremonienmeister W. von Hardt mit den damals modernsten technischen Raffinessen errichtet. Dazu gehörten ein Speisenaufzug und ein Fahrstuhl und sogar eine Tankstelle samt 750-Liter-Tank im Garten.

In der Weimarer Republik gehörte das Haus dem jüdischen Bankier Emil Wittenberg, der von den Nazis enteignet wurde. Danach zog die Heeresleitung der Wehrmacht dort ein. Nach 1945 gehörte die Villa dem DDR-Kulturbund und blieb bis zum Mauerfall öffentlicher Treff von Intellektuellen, Künstlern und Schriftstellern. Ab 1988 traf sich unter dessen Dach auch die Arbeitsgemeinschaft für Umweltschutz und Stadtgestaltung, kurz Argus, der unter anderem Carola Stabe, Wieland Eschenburg und Matthias Platzeck angehörten.

Ab der Eröffnung soll das Restaurant von Mittwoch bis Sonntag abends sowie samstags und sonntags auch am Mittag öffnen. Reservierungen nimmt das Restaurant unter www.villakellermann.de entgegen.

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