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Zero Waste: Einkaufen ohne Plastik: Potsdams erster Unverpacktladen ist eröffnet

Ohne Plastik: "MaßVoll“ heißt Potsdams erster Laden, in dem Waren unverpackt verkauft werden. Heute wird er eröffnet.

Potsdam - Bunte Verpackungen, Klarsichtfolien, Plastik-Becher, Pappschachteln – ein gewohnter Anblick in jedem gewöhnlichen Supermarkt. Nicht so bei „MaßVoll“ am Luisenplatz: In Potsdams erstem Laden, der komplett unverpackte Lebensmittel und Hygieneartikel verkaufen wird, hat Plastik nichts zu suchen. Stattdessen kann sich jeder Produkte wie Nudeln, Müsli, Reis, Nüsse, Kaffee, Milch, Öl oder Waschmittel einfach aus Körben, Kanistern oder großen durchsichtigen Spendern abfüllen, die an den Wänden hängen. „Die Kunden können ihre eigenen Behälter mitbringen oder hier welche kaufen und dann einfach die von ihnen gewünschte Menge hineinfüllen“, sagt Carolin Schönborn, Inhaberin von „MaßVoll“.

Die 28-jährige Gründerin hatte die Idee für einen Unverpackt-Laden schon vor zwei Jahren: Damals hatte sie eine kurze Reportage über das erste Geschäft in Kiel gesehen, das unverpackte Lebensmittel verkaufte. „In dem Moment wusste ich: Das ist es! Ich habe noch am selben Abend beschlossen, auch so etwas zu machen.“ In den Jahren davor war sie viel im Ausland unterwegs gewesen, unter anderem in Indien und Lateinamerika. Dabei war ihr immer wieder aufgefallen, wie viel Plastikmüll im öffentlichen Raum herumlag. „Das hat mir vor Augen geführt, was wir auch in Deutschland täglich an Müll produzieren – er wird zwar abgeholt und verschwindet dadurch aus dem öffentlichen Raum, aber produziert wird er trotzdem“, sagt Schönborn. „Aus den Augen ist eben nicht aus dem Sinn.“

Quark und Frischkäse ohne Plastik?

Eine Zeitlang hat sie selbst versucht, möglichst ohne Verpackungen einzukaufen und Produkte wie Aufstriche selbst herzustellen, ist dabei aber an ihre Grenzen gestoßen: „Gewisse Dinge bekommt man einfach nur in Plastikbehältern, zum Beispiel Quark oder Frischkäse“, so Schönborn. Eigentlich hätte sie sich gefreut, wenn es in Potsdam damals schon einen Unverpackt-Laden gegeben hätte, sagt sie. „Aber, wenn es niemand anderes macht, dann mache ich es eben.“

Die Idee für „MaßVoll“ kam für Schönborn gerade richtig, denn das Lehramtsstudium für Englisch und Geschichte, wegen dem sie vor sieben Jahren von Eisenhüttenstadt nach Potsdam gezogen war, war nicht das, was sie wirklich wollte. „Ich habe mich die ganze Zeit nach Alternativen umgesehen“, sagt Schönborn. Trotzdem schloss sie das Studium ab und widmete sich danach umgehend der Umsetzung ihrer Idee: In Mainz besuchte sie einen Workshop bei einem Unverpackt-Laden, anschließend holte sie sich das Know-how zur Geschäftsgründung bei der Potsdamer Gründungswerkstatt „Enterprise“.

Das nötige Kapital trug sie selbst zusammen, unter anderem durch einen Familienkredit und durch Geld, das sie seit der Jugendweihe angespart hatte, insgesamt ein fünfstelliger Betrag. Ausreichend für eine rund 100 Quadratmeter große Räumlichkeit in der Zeppelinstraße 1, in der sich bis Ende letzten Jahres noch ein Reisebüro befunden hatte. Neben der Verkaufsfläche soll es auch Möglichkeiten zum Sitzen und Kaffeetrinken geben. 

„Die Zeit für so einen Laden in Potsdam ist überreif.“

Für die Zusammenstellung des Sortiments musste sie viel recherchieren, denn nicht jedes Produkt bekommt man in 25-Kilo-Säcken ohne unnötiges Plastik. „Sachen wie Kondome gibt es natürlich nicht unverpackt“, sagt sie. „Aber man findet nach gewisser Zeit für fast alle Produkte eine Lösung.“ Und nicht nur auf die Verpackung achtet Schönborn, 95 Prozent ihrer Waren haben Bio-Qualität, Obst und Gemüse sollen vor allem regional und saisonal angeboten werden, Fisch und Fleisch ist nicht im Sortiment enthalten. Mittlerweile ist sie schon mit 30 Lieferanten in Kontakt, darunter die Hofkäserei Töplitz, die Schokoladenmanufaktur Felicitas oder die Seifenhersteller Sauberkunst aus Werder. 

Schönborn glaubt an ihre Idee und daran, dass sie in Potsdam zünden wird: „Die Zeit für so einen Laden in Potsdam ist überreif.“ Die Zeichen dafür stehen gut, denn obwohl sie keinerlei Werbung für „MaßVoll“ gemacht hat, erhalte sie schon jetzt enorm viel positives Feedback: „Es ist eigentlich ein Selbstläufer – schon bevor ich die Facebook-Seite eingerichtet hatte, wussten es alle.“

Zunächst will Schönborn den Laden allein führen, die ersten Geschäftszahlen werden zeigen, ob es möglich sein wird, Mitarbeiter einzustellen. Sie hofft, mit „MaßVoll“ einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, das Müllproblem zu verringern. „Es geht darum, ein Bewusstsein für das Problem zu schaffen und einfach das zu tun, was viele denken“, sagt Schönborn.

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