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Zeppelinstraße: Gemischte Bilanz

Seit der Einengung der Zeppelinstraße ist die Luft sauberer. Doch es zeigen sich auch negative Folgen des Modellprojekts.

Potsdam-West - Seit einem Monat läuft der Versuch der Stadt, mit einer Einengung die Schadstoffbelastung in der Zeppelinstraße zu reduzieren. Die Bilanz ist bisher zwiespältig: Laut Landesumweltamt hat sich die Luftqualität deutlich verbessert. Allerdings gibt es weiter kritische Stimmen von Pendlern und Anwohnern der Nebenstraßen. Auch Busbetriebe sehen Defizite bei der Umsetzung.

Die vom Landesumweltamt Brandenburg in der Zeppelinstraße erhobenen Messwerte legen zunächst einen Erfolg der auf sechs Monate angelegten versuchsweisen Einengung nahe. So lag der Mittelwert für die Belastung mit Stickstoffdioxid im Monat Juli bei 33 Mikrogramm je Kubikmeter Luft. Zulässig sind 40 Mikrogramm – allerdings im Jahresdurchschnitt. Im Juli 2016 waren es im Durchschnitt noch 43 Mikrogramm gewesen.

Wie beeinflussen Regen und Sommerferien das Messergebnis?

Allerdings lassen sich die niedrigen Messwerte nicht auf das Jahr hochrechnen. Sondereffekte können das Ergebnis in einem kurzen Zeitraum verzerren. So dürfte das Verkehrsaufkommen im Sommer niedriger sein – die Stadtverwaltung geht von etwa 20 Prozent weniger Verkehr aus und rechtfertigt damit, dass in den Sommerferien meist zahlreiche Baustellen eingerichtet werden. Im vergangenen Jahr fanden die Sommerferien im gleichen Zeitraum statt. Die Schadstoffbelastung war jedoch deutlich höher.

Ein Teil des Stickstoffdioxids könnte auch durch Regen gebunden werden. Laut Umweltbundesamt reichen dazu kurze Gewitterschauer nicht aus. Anhaltender Regen, wie es ihn im Juli in Potsdam auch gab, könnte allerdings ein Grund für niedrigere Messwerte sein. In welchem Ausmaß der Regen die Messwerte beeinflusst, sei allerdings spekulativ.

Radfahrer sind bislang die Gewinner des Modellprojekts auf der Zeppelinstraße

Eine offenkundig positive Auswirkung hat der Neuzuschnitt der Spuren auf den Radverkehr. Seit Anfang Juli gibt es nun einen durchgehenden Radfahrstreifen auf der Fahrbahn zwischen Geschwister-Scholl-Straße und Kastanienallee. Der Radweg wird gut angenommen. Zuvor mussten sich die Radfahrer den schmalen Bürgersteig mit den Fußgängern teilen. Dadurch kam es häufig zu gefährlichen Situationen.

Weniger klar sind die Auswirkungen auf die umliegenden Wohnviertel. Anwohner berichten von einer Zunahme von Schleichverkehr durch die Nebenstraßen. Auch die Stadtpolitik beschäftigt sich mit diesem Problem. Bereits jetzt sei feststellbar, dass der Autoverkehr in andere Straßen verdrängt werde, schreibt der Linke-Stadtverordnete Ralf Jäkel in einer Kleinen Anfrage an die Stadtverwaltung. Laut Verwaltung wird die Verlagerung des Autoverkehrs durch mehrere Zählstellen in der Geschwister-Scholl- Straße und weiteren Straßen im Westen Potsdams erfasst. Nach drei Monaten soll es eine Zwischenauswertung des Versuchs geben. Bei Bedarf könnte es noch Anpassungen geben, beispielsweise bei Ampelschaltungen, der Beschilderung, Markierungen, Ein- und Zufahrten sowie Fußgängerquerungen, teilte die Stadtverwaltung mit.

Als problematisch könnte sich allerdings erweisen, dass es zwischen Geltow und Potsdam keine Busspur gibt. Die Busse werden dort vom Rückstau vor dem Potsdamer Ortseingang gebremst.

Zu früh für ein abschließendes Fazit

Für ein abschließendes Fazit sei es zwar wegen der Sommerferien noch zu früh, heißt es von Regiobus. Die Gesellschaft betreibt die Buslinien 580 und 631 über die Zeppelinstraße. Allerdings komme es bereits jetzt in den Stoßzeiten häufiger zu Verspätungen. „Wir erwarten eine weitere Steigerung der Verspätungen nach den Sommerferien, wenn Pendler und Schüler wieder im vollen Umfang unterwegs sind“, so Verkehrsleiter Thorsten Müller.

Auch der Busunternehmer Günter Anger, der auch CDU-Stadtverordneter ist, kritisiert den Versuch. Ein Ärgernis sei zum Beispiel die stadteinwärtige Linksabbiegerspur an der Einmündung der Straße Im Bogen. Autos, die dort von der Zeppelinstraße aus links abbiegen, blockierten regelmäßig die für Busse und Straßenbahnen vorgesehene Spur. Weiter stadteinwärts gebe es zu viele Fußgängerampeln. „Wie soll da der Verkehr fließen?“ Außerdem würden an der engsten Stelle stadteinwärts Autos, Busse und die Straßenbahn auf derselben Spur geführt. „Ich bin schon in halb Europa gefahren. So was habe ich noch nicht gesehen“, sagt Anger.

Hintergrund: Modellversuch und Fahrverbot für Diesel

Seit Anfang 2015 sind die Grenzwerte für gesundheitsschädliches Stickstoffdioxid rechtsverbindlich. In Potsdam wurden sie in der Zeppelinstraße dennoch häufig überschritten. Seitdem wurde über eine Einengung der Einfallsstraße diskutiert. Die Stadtverwaltung will so die Menge von 27 000 Autos pro Tag um 5000 reduzieren. In einem sechsmonatigen Versuch soll sich zeigen, ob es klappt. Wenn nicht, könnten auch in Potsdam Fahrverbote für Dieselfahrzeuge ein Thema werden. Im Juli hatte das Verwaltungsgericht Stuttgart einer Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) auf Diesel-Fahrverbote stattgegeben. Der Fall könnte wie ein ähnlich gelagertes Verfahren aus Düsseldorf noch in diesem Jahr vor dem Bundesverwaltungsgericht landen. Die DUH behält sich auch für Potsdam eine solche Klage vor. 

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