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Das Bild wurde von Manuela Göske-Krajnc und Sabine Baehr (r.) angeboten. 

© ZDF

ZDF-Sendung "Bares für Rares": Krimi um ein Potsdam-Bild

Ein kostbares Ölgemälde wird im Fernsehen versteigert, jetzt kehrt es nach Potsdam zurück. Beinahe wäre es auf dem Müll gelandet.

Potsdam - Beinahe wäre das Bild auf dem Müll gelandet. Dann entschieden sich Mutter und Tochter aus Neuss, das Gemälde, das bei ihnen zuletzt jahrelang in Mülltüten verpackt auf dem Schrank lag, in der ZDF-Sendung „Bares für Rares“ anzubieten. Am 30. Januar war es soweit. Trödelexperte Horst Lichter gefiel die „traumhafte Herbststimmung“, Mutter und Tochter wünschten sich mindestens 300 Euro – und bekamen zuletzt 1650. Neuer Besitzer wurde ein Kunsthändler aus Wiesbaden. Die Wanderung des Ölbilds ist damit aber noch nicht zu Ende. Denn das Gemälde des Historienmalers Max Koch zeigt eine Potsdam-Ansicht und wird aller Voraussicht nach an seinen Entstehungsort Potsdam zurückkehren. Der Förderverein des Potsdam Museums hat es sich bereits gesichert und sammelt jetzt Spenden, um den Erwerb endgültig zu machen.

Das Bild von Max Koch zeigt die Potsdamer Kellertorbrücke und wurde in der TV-Sendung „Bares für Rares“ angeboten. 
Das Bild von Max Koch zeigt die Potsdamer Kellertorbrücke und wurde in der TV-Sendung „Bares für Rares“ angeboten. 

© David Suppes

„Ich gucke die Sendung eigentlich immer, nur an diesem Tag ging es nicht“, sagt Vereinsvorsitzender Markus Wicke. Nur zehn Minuten nach der Ausstrahlung bekam er jedoch eine E-Mail von einer dem Museum verbundenen Kunsthistorikerin aus Berlin. Das wäre vielleicht etwas, er solle sich das mal ansehen.

Koch malte Potsdam und Berlin

Wicke wusste sofort, dass es was war. „Ich bin ein großer Max-Koch-Fan“, sagt er. Max Friedrich Koch, deutscher Historienmaler, lebte von 1859 bis 1930 in Berlin und Potsdam. Er stammte aus einer angesehen Malerfamilie und schuf viele Bilder mit Berliner und Potsdamer Motiven. Das Bild, das im ZDF angeboten wurde, ist etwa 50 mal 35 Zentimeter groß, 1917 entstanden und zeigt die historische und im Krieg zerstörte Kellertorbrücke über den Kanal. Heute endet an dieser Stelle das bislang einzige geflutete Teilstück des Stadtkanals. Der Blick geht vom Wasser aus stadteinwärts. Max Koch muss beim Malen in seinem Hausboot, das er für genau solche Zwecke besaß, gesessen haben, sagt Wicke. Die hohen Laubbäume an den Seiten des Kanals sind herbstlich gefärbt. Die feurig-orangen Laubkronen verdecken sogar den Himmel und es sieht aus, als würde er in Flammen stehen. Die kräftigen Farben spiegeln sich wiederum im Wasser. „Max Koch war ein großer Lichtmaler“, sagt Wicke. Das Museum besitze bereits einige Werke von ihm, es wäre eine gute Ergänzung. Ihm persönlich gefällt das Bild sehr. Unabhängig davon sei es ein Zeitdokument. Auch deshalb gab der Vorstand des Fördervereins schnell grünes Licht für den Erwerb und die Anfrage beim Händler.

Käufer des Bildes war David Suppes. 
Käufer des Bildes war David Suppes. 

© Carolin Auer

Vor dem Dreh ist alles streng geheim

Der Händler ist David Suppes aus Wiesbaden, der seit 2019 in „Bares für Rares“ mitbietet. Für das Bild von Sabine Baehr, das die 75-jährige Dame gemeinsam mit ihrer Tochter präsentierte, wollte er anfangs nicht mehr als 550 Euro zahlen. „Wir sehen die angebotenen Dinge das erste Mal direkt in der Sendung“, sagt Suppes. Keiner soll vorher Absprachen treffen können, alles ist streng geheim. „Verkäufer und Händler werden beim Dreh sogar in verschiedenen Hotels untergebracht, damit sie sich nicht begegnen.“ Erst während des Bietervorgangs habe der Händler die Möglichkeit, auf einem Tablet zum angebotenen Gegenstand zu recherchieren. Dort wurde Max Koch auf etwa 800 Euro geschätzt. Dann aber erzählten die Verkäuferinnen, dass man in Potsdam plane, Kanal und Brücke wiederaufzubauen. Und dass man dafür Ziegelsteine erwerben könne. Das fanden die Experten interessant, es trieb den Preis hoch – und am Ende griff doch David Suppes zu, für 1650 Euro. Es lohnte sich. Er habe sofort mehrere Anfragen bekommen. Am besten gefiel ihm die Idee, dass es in Potsdam öffentlich zu sehen sein wird. Deshalb bekam der Förderverein den Zuschlag.

Der Künstler Max Koch.
Der Künstler Max Koch.

© Wikipedia

Für 2500 Euro. „Das ist immer noch ein sehr guter Preis“, sagt Wicke. Man werde es reinigen und dann hoffentlich einen schönen Platz dafür finden. Auch die Herkunft des Bildes muss noch genauer recherchiert werden. Nicht richtig sei, dass man Ziegelsteine für die Brücke kaufen kann. Aber das habe in der Sendung wohl keiner gemerkt.

Markus Wicke.
Markus Wicke.

© Heidi Jäger

Das Bild erinnerte an schlimme Zeiten

Sabine Baehr ist sehr überrascht, über den Erlös und die viele Aufmerksamkeit, die das Bild jetzt bekommt. Sie wurde 1944 in Potsdam geboren und zog nach dem Krieg mit ihrer Mutter nach Düsseldorf. Eine Tante wohnte weiterhin in Potsdam. Bei ihr hing das Bild, das die Tante von der Schwiegermutter geerbt hatte, im Wohnzimmer. In der Nachkriegszeit seien vermehrt die Russen gekommen und hätten bei den Potsdamern in den Wohnungen geplündert, es wurde immer ungemütlicher. Irgendwann ging deshalb auch die Tante in den Westen. Das Bild nahm sie mit. Es hing auch später im Wohnzimmer, dann habe sie es nicht mehr sehen wollen. „Nimm du es oder schmeiß es weg, mich erinnert es an schlimme Zeiten“, habe die Tante gesagt, so Baehr. Ihr selbst gefällt es aber auch nicht so recht. „Mir ist es zu dunkel.“ Eine letzte Chance sollte es bei der TV-Show bekommen. „Dass es jetzt zurückkommt nach Potsdam, das macht mich glücklich.“

Spendenkonto Förderverein: DE 30160500003503016596, Stichwort Max Koch

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