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ZAUNSTREIT AM PFINGSTBERG: An Wochenenden am Pfingstberg nur Zaungäste erlaubt

Im Streit um den Pfingstberg macht die Schlösserstiftung die Vereinbarung mit Döpfner publik: Henckel-Park soll nur wochentags zugänglich sein

Nauener Vorstadt – Nach mehrwöchiger Geheimniskrämerei und massivem öffentlichen Druck geht die Schlösserstiftung im Zaunstreit am Pfingstberg nun in die Offensive: In einer Presseerklärung machte Generaldirektor Hartmut Dorgerloh am Donnerstag erstmals Details der Kooperations-Vereinbarung mit Springer-Vorstand Mathias Döpfner publik, der die verfallene Villa Schlieffen am Fuße des Pfingstberges auf eigene Kosten sanieren und dort ein Kunstmuseum einrichten will. Im Gegenzug soll er auch die der Stiftung gehörenden Teile des Parkes der nahe gelegenen Villa Henckel, die ihm gehört, künftig privat nutzen dürfen – und zwar an den Samstagen und Sonntagen. Nach der Vereinbarung sollen Spaziergänger an den Wochenenden nur Zaungäste sein und den Park der Villa Henckel nicht betreten dürfen.

Die Regelung greift, sobald die Sanierung des verwilderten Welterbeareals abgeschlossen ist. Dann werde der überwiegende, im Besitz der Stiftung befindliche Teil des Parks, so steht es wörtlich in der Erklärung Dorgerlohs, „wochentags von 7 Uhr morgens bis zum Einbruch der Dunkelheit für die Potsdamer und ihre Gäste kostenfrei offen stehen“. Damit bleibe der Park öffentlich zugänglich. Auf PNN-Nachfrage bestätige Stiftungssprecher Frank Kalensee, dass dies nicht samstags und sonntags gilt.

Die Erklärung Dorgerlohs steht allerdings im Widerspruch zu Schreiben, die die Stiftung noch vor drei Tagen, am 7. Oktober, an Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und das Landes-Wissenschaftsministerium geschickt hatte. Nach PNN-Informationen hatte Dorgerloh darin versichert, dass Art und Umfang der Zugänglichkeit des Parks der Villa Henckel noch nicht festgelegt sind, sondern erst einvernehmlich mit Döpfner geregelt würden, sobald die mehrjährigen Sanierungsarbeiten von Park und Villa abgeschlossen sind. Der Wahlpotsdamer hat das sechs Hektar große Gelände begonnen zu sanieren – es gehört der öffentlich finanzierten Schlösserstiftung, der aber das Geld zur Wiederherstellung des verwilderten Areals fehlt.

Die geplante Absperrung des Parkes an den Wochenenden ist in mehrfacher Hinsicht ein Politikum. Im geltenden Bebauungsplan für das Gelände, das zum Unesco-Welterbe gehört, ist das Areal um die beiden Villen als „öffentliche Parkanlage“ ausgewiesen. Die Potsdamer Rathausspitze pocht auf tägliche Öffnungszeiten, wie jüngst der Baubeigeordnete Matthias Klipp (Grüne) bekräftigte. Die von Stiftung und Springer-Vorstand Döpfner ausgehandelte Zugangseinschränkung ist nach PNN-Recherchen ohne Zustimmung der Stadtspitze erfolgt. Vergeblich hatte sich in den vergangenen Tagen selbst Jakobs um die Vereinbarung bemüht. Offen ist auch, ob der Stiftungsrat von Dorgerloh über die Einschränkungen informiert war. Die Potsdamer SPD-Landtagsabgeordnete Klara Geywitz hat deshalb dazu eine Anfrage an die Landesregierung gestellt.

Schon der Maschendrahtzaun mit einbetonierten Pfählen, mit dem das Areal am Pfingstberg für die Bauarbeiten weiträumig abgesperrt ist, hatte die Wogen hochschlagen lassen. Eine Bürgerinitiative hat sich gegründet, eine Online-Petition gegen „einen privaten Park für Springer-Vorstand Döpfner“ fand bereits mehr als 1250 Unterstützer – etwa die Hälfte davon aber nicht aus Potsdam. Für den heutigen Freitag ist ab 16.30 Uhr eine Protestkundgebung angekündigt.

In der besagten Erklärung argumentiert die Stiftung, dass nur mit dieser „wirtschaftlich verantwortlichen“ Lösung und Vereinbarung mit Döpfner die marode Villa Schlieffen und das Gartenkunstwerk um beide Villen gerettet werden könne. „Ich freue mich, dass ich dabei helfen kann, die Villa Schlieffen und den einzigartigen Park der Villa Henckel und damit ein kleines Stück Unesco-Welterbe wiederherzustellen“, wird Mäzen Döpfner zitiert, der mindestens eine siebenstellige Summe investieren will. „Die Villa Schlieffen wird nach der Instandsetzung überhaupt erstmals öffentlich zugänglich sein.“ Geplant ist auch, die Gärten der angrenzenden Villen Lepsius und Quandt einzuzäunen – und zwar später mit einer „Einfriedung nach historischem Vorbild“. Dies alles verteidigt die Stiftung damit, dass auch der Park Sanssouci, der Neue Garten und der Park Babelsberg eingefriedet und öffentlich zugänglich seien. Diese Parks sind allerdings an den Wochenenden offen.

Bekannt ist aber auch, dass Döpfner als Chef des Springer-Medienkonzerns als gefährdete Person eingestuft ist. Für ihn sind die jetzt publik gewordenen Öffnungszeiten des Parks nach PNN-Informationen schon der weitestgehende Kompromiss. Sollte auch das nicht reichen, so hat er es in seinem Umfeld ausgedrückt, werde er sich aus dem Projekt zurückziehen.

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