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Virtuos. Pianistin Ksenia Fedoruk spielte im Potsdamer Hospiz auf dem neuen Klavier Stücke von Bach, Chopin und Schumann. Das Instrument wurde der Einrichtung gespendet.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Zarte Klänge aus dem Leben

Margrit Bröhan, ehemalige Museumsdirektorin, und der Rotary Club Potsdam Alter Markt spendeten dem Potsdamer Hospiz ein neues Klavier. Am Dienstag wurde das Instrument bei einem Konzert eingeweiht

Von Birte Förster

Es ist ein bisschen so wie das Leben, das nur noch leise dahinplätschert, vorwiegend aus dem Hintergrund zu vernehmen ist. So ist es auch mit der Musik, die für die im Sterben liegenden Gäste des Hospizes in Hermannswerder nur noch wie aus der Ferne zu hören ist.

Als im stationären Hospiz Potsdam am Dienstag das lang ersehnte neue Klavier bei einem Konzert eingeweiht wurde, blieben die Gäste, wie die Mitarbeiter die todkranken Menschen nennen, in ihren Zimmern. Wenn man sich im Sterbeprozess befinde, sei ein Konzert nicht unbedingt für jeden das passende, sagt Bettina Jacob, die Leiterin des Hospizes. Genau wie sie selbst hätten aber auch sie sich über die Spende gefreut. Schließlich sind die Klänge im ganzen Haus, das freundlich und mit warmen Farben gestaltet ist, zu hören. Die Tür des Konzertzimmers ist offen. Es solle „ein heiterer Ort“ sein, beschreibt Jacob das Hospiz. Das wolle sie auch in die Bevölkerung tragen. In dem Hospiz verbringen derzeit acht Menschen ihre letzten Lebenstage.

Ein halbes Jahr hat es gedauert, bis die Einrichtung ein neues Instrument erhalten hat, nachdem das alte kaputtgegangen war. Das Hospiz hat laut Bettina Jacob viele Zuschriften für Instrumentenspenden erhalten. „Ich war berührt, dass es in der Bevölkerung so ein Echo gefunden hat“, sagt sie. Letztendlich spendete Margrit Bröhan, ehemalige Direktorin des Bröhan-Museums in Berlin, zusammen mit dem Rotary Club Potsdam Alter Markt ein neues Instrument.

Die Pianistin Ksenia Fedoruk und der Violinist Arthur Rusanovsky, beide Stipendiaten des Vereins Yehudi Menuhin Live Music Now, weihten das neue Piano, das bereits zu Anfang des Monats übergeben wurde, mit Stücken von Bach, Schumann, Chopin und Ravel ein. „Ein wunderbares Konzert“, freute sich Margrit Bröhan. Als sie sich bereit erklärt hatte, einen Teil des Geldes zu spenden und sich für den restlichen Betrag an den Rotary Club gewendet hatte, habe es keinerlei Hindernisse gegeben. Die Rotarier seien mit der Spende sofort einverstanden gewesen. Danach sei alles ganz schnell gegangen, sagt Bettina Jacob.

Die Leiterin der Einrichtung denkt dabei an einen Gast, der inzwischen verstorben ist. Er habe fast täglich am Klavier gesessen, war auch bei den Konzerten als Zuschauer dabei. „Der hätte sich sehr gefreut“, weiß sie. Gäste wie er, die gern Klavier spielen, können das Instrument nutzen. Ansonsten dient es auch zur Begleitung des Chores vom Evangelischen Gymnasium der Hoffbauer-Stiftung, wenn dieser ein Konzert im Hospiz gibt. Und vor allem auch für die jungen Stipendiaten von Yehudi Menuhin Live Music Now. In regelmäßigen Abständen kommen immer neue Musiker mit neuen Stücken in die Einrichtung nach Hermannswerder. Seit der Eröffnung des Hospizes im Jahr 2012, das unter der gemeinsamen Trägerschaft des Evangelischen Diakonissenhauses Berlin Teltow Lehnin und der Hoffbauer-Stiftung betrieben wird, habe sich die Zusammenarbeit immer weiter verstärkt, erinnert sich Donata Gräfin von Brockdorff vom Vorstand des Vereins. Das nächste Konzert finde dort am 10. Juli statt.

Unter dem Leitsatz „Musik heilt, Musik tröstet, Musik bringt Freude“ werde so Musik an Orte gebracht, wo sie sonst nicht hinkomme, erklärt von Brockdorff das Ziel des Vereins und dessen Gründers Yehudi Menuhin, der viele junge Musiker förderte. So spielen die jungen Talente außerdem auch in Krankenhäusern, Altersheimen oder für Menschen mit Behinderung. Für das besondere Publikum werden die Musiker besonders sensibilisiert. Es sei wichtig, dass sie lernen, für wen spiele ich eigentlich und was löse ich damit aus, sagt von Brockdorff. „Die Musiker lernen, ihre Sensoren nach außen zu fahren“. Das bedeute, flexibel im Programm zu sein und sich der Situation anzupassen. Birte Förster

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