zum Hauptinhalt
Zahirat „Hassan“ Juseinov, Co-Trainer der Flüchtlingsmannschaft "Welcome United 03".

© Oliver Mehlis/dpa

Zahirat „Hassan“ Juseinov: Potsdam will Abschiebung prüfen: Ein Härtefall sorgt für Empörung

Zahirat „Hassan“ Juseinov, Co-Trainer und Spieler der Flüchtlingsmannschaft Welcome United 03, soll abgeschoben werden. Nun prüft die Stadt Potsdam den Fall.

Potsdam - Nach heftiger Kritik an der drohenden Abschiebung des Co-Trainers der mehrfach prämierten Vorzeige-Flüchtlingsmannschaft „Welcome United 03“ will die Potsdamer Stadtverwaltung den Fall noch einmal überprüfen. Das sagte Stadtsprecher Stefan Schulz am Sonntag auf PNN-Anfrage. „Wir werden uns die rechtlichen Rahmenbedingungen am Montag noch einmal genau anschauen.“ Ähnliches hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bereits am Samstag am Rande des Brandenburg Balls angekündigt.

Die mögliche Abschiebung – der Mazedonier Zahirat „Hassan“ Juseinov lebt mit seiner Frau und vier Kindern seit 2010 in Potsdam und hatte Asyl beantragt – war eines der wichtigsten Gesprächsthemen bei dem Fest. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte in seiner offiziellen Ansprache deutlich gemacht, dass für ihn die Abschiebung nicht nachvollziehbar wäre. „Ich glaube, wir sind alle gut beraten, alles zu tun, dass Hassan hierbleiben kann.“ Juseinov und seine Familie seien gut integriert, der Mazedonier mache „gute ehrenamtliche Arbeit“ und helfe mit, „andere in unsere soziale Kultur zu integrieren“. Fernsehreportern sagte er, eine Abschiebung wäre widersinnig. Zuletzt schon hatte Woidke im PNN-Interview gesagt, je länger Asylbewerber in Deutschland seien, umso mehr stelle sich die Frage, warum man diese Menschen abschieben soll. Daher müssten die Asylverfahren deutlich beschleunigt werden.

Viele unterstützen Online-Petition für Zahirat „Hassan“ Juseinov

Bis zum Montag hatten mehr als 2300 Unterstützer die Onlinepetition „Hassan bleibt“ unterschrieben. Bei dem 2014 vom SV Babelsberg 03 ins Leben gerufenen und bundesweit beachteten Projekt „Welcome United 03“ ist er auch Spieler. Zahirat Juseinov sagte den PNN am Sonntag, er habe nicht mit so viel Solidarität gerechnet. Ein Mitarbeiter der Potsdamer Ausländerbehörde habe die Abschiebung mündlich damit begründet, dass die Balkanstaaten als sichere Herkunftsländer gelten. Seine bisherige Duldung werde daher nicht verlängert. „Ich muss mir bis Dienstag überlegen, ob wir freiwillig das Land verlassen. Ansonsten kommt die Polizei und schiebt uns ab“, erklärte Juseinov. „Wir wissen nicht mehr ein noch aus. In Mazedonien haben wir kein Haus, keine Arbeit, nichts.“ Der Zuspruch von Ministerpräsident Woidke sei „echter Seelenbalsam“, sagte er. Noch am Montag wolle er mit Hilfe der Diakonie einen Antrag bei der Härtefallkommission des Landes stellen – die im Einzelfall prüft, ob „dringende humanitäre oder persönliche Gründe“ gegen eine Abschiebung sprechen, wie es in ihrer Selbstbeschreibung heißt. Ein Votum der Kommission hatte zum Beispiel 2011 die Abschiebung eines Nigerianers aus Potsdam verhindert.

Stadtsprecher Schulz sagte, im Zweifelsfall werde auch die Stadt diese Kommission einschalten. Beim Brandenburg Ball äußerten sich einige Gäste, darunter CDU-Politiker, verwundert über die deutlichen Worte von Woidke: Problematisch sei, so die Kritik, dass er sich direkt in einen herausgehobenen Einzelfall einmische – trotz klarer Regelungen zu sicheren Herkunftsländern, zu denen Mazedonien zählt. Auch aus dem Rathaus hieß es hinter vorgehaltener Hand, es bestehe die Gefahr, dass nun ein Präzedenzfall geschaffen werde.

SVB-Chef Horlitz: „Wenn Hassan gehen müsste, wird uns das Herz rausgerissen“

Unterstützung erhielt Juseinov am Wochenende von vielen Seiten. „Wenn Hassan gehen müsste, wird uns das Herz rausgerissen“, sagte Babelsberg-03-Chef Archibald Horlitz. Dem rbb sagte er, dass der zuständige Bearbeiter der Ausländerbehörde gewechselt habe und der neue diese Entscheidung getroffen habe. Auch der Schauspieler und Erfolgsproduzent Til Schweiger unterstützt das Flüchtlingsteam, er war Ehrengast beim Brandenburg Ball. Auf die drohende Abschiebung reagierte Schweiger entsetzt. „Das wäre ein fatales Beispiel.“ (mit Sabine Schicketanz und Alexander Fröhlich)

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Zur Startseite