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Landeshauptstadt: Wünsch dir was

Warum die Perseiden so heißen – und wo man sie an diesem Wochenende in Potsdam am besten beobachten kann

So schön kann Staub aussehen: Wenn in den kommenden Nächten ganz besonders viele Sternschnuppen den Himmel durchpflügen, dann ist das zwar romantisch aber zunächst ganz plausibel zu erklären. Die Erde fliegt auf ihrer Bahn einfach durch eine kosmische Staubstraße. Sobald ein Staubpartikel, die im All ein paar Kilometer groß sind, in der Nähe der Erde verglüht, sieht man einen Moment lang einen leuchtenden Schweif am Nachthimmel „Wünsch dir was“ für alle, die diese Sternschnuppe sehen.

Mehrere Tage dauert der Flug der Erde durch diese kosmische Staubwolke. In der Nacht von Sonntag auf Montag ist die Chance, welche zu sehen, besonders groß, sagt Simon Plate, Leiter des Potsdamer Urania-Planetariums. Wer sich gut positioniert, am besten im dunklen Umland und auf einer kleinen Anhöhe, der kann in der Stunde bis zu 80 oder gar 100 Sternschnuppen sehen. Auch im Dezember und Januar gibt es solche Sternschnuppennächte, dann allerdings ist das Beobachten weniger gemütlich als im warmen Sommer. Sternegucker haben dieses Jahr noch besonders viel Glück, denn es ist Neumond, der Mond also noch sehr klein, sodass sein Licht nicht stört.

Die Kometen, denen dieser Sternchenregen zu verdanken ist, sind Sonntagnacht schon längst wieder weg. Sie stammen vom äußersten Rand des Sonnensystems, wo es ziemlich kalt ist, „aus dem Tiefkühlfach des Alls“, sagt Plate. Von diesen kilometergroßen Klumpen aus Gesteinsmaterial und Eis existieren Milliarden. Wenn das Sonnensystem nun an einem anderen Stern vorbei zieht und die Schwerkräfte durcheinander geraten, kann es sein, dass sie in Mengen der warmen Sonne zu nahe kommen und langsam auftauen. Dabei verlieren sie Bröckchen oder zerbröseln sogar komplett. Wenn solch ein Gesteinsbrocken, ein Meteor, dann von der Schwerkraft der Erde angezogen wird und in der Erdatmosphäre verglüht, wird er zur Sternschnuppe. „Was wir heute sehen, hat seinen Ursprung viele Jahre zurück.“

Völlig unwissenschaftlich klingt der Name des Sternschnuppenregens Mitte August: Perseiden nach dem Sternbild Perseus, aus dessen Richtung sie zu kommen scheinen. Der griechische Held Perseus durfte nach vielen Heldentaten seine Andromeda heiraten. Es soll eine glückliche Ehe mit vielen Nachkommen, vielen kleinen Perseiden, gewesen sein.

Weniger Glück hatte der Heilige Laurentius – auch nach ihm beziehungsweise seinen Tränen sind diese Sternschnuppennächte benannt. Der römische Diakon wurde, weil er dem Kaiser das Kirchenvermögen nicht zum Verprassen rausgeben wollte, übel gefoltert und am 10. August 258 hingerichtet. Deshalb werden die Sternschnuppen auch als Laurentiustränen bezeichnet.

Sternebeobachter wird das nicht davon abhalten, eine schöne Nacht zu verbringen. „Viele tun sich zusammen und veranstalten kleine nächtliche Picknicks.“, sagt Simon Plate. Es gibt sogar Vereine oder Initiativen sogenannter Meteor-Zähler, die ganz genau zählen und ihre Ergebnisse in eine Datenbank einpflegen. Im Potsdamer Planetarium in der Gutenbergstraße wird kein gemeinsames Live-Beobachten angeboten. Die Stadt ist einfach zu hell. Plate empfiehlt, der licht-verschmutzten Stadt aus dem Weg zu gehen. Auch ein innerstädtischer Park oder die Nuthewiese hinterm Horstweg ist geeignet – es muss nicht der Sternenpark Westhavelland, einer der dunkelsten Orte Deutschlands, sein. Dann eine nackenfreundliche Haltung einnehmen – und Geduld haben. Zum Fotografieren braucht man Geduld und Glück. Mit Stativ und langer Belichtungszeit kann es passieren, dass man eine Schnuppe einfängt.

Für Schnuppen-Anfänger: Echte Sternschnuppen leuchten nur kurz auf, etwa eine Sekunde. Flugzeuge und Satelliten leuchten länger, blinken oder bewegen sich langsam.

Die beste Zeit ist übrigens nach Mitternacht, sagt Plate. „Dann gucken wir in Fahrtrichtung der Erde, da sieht man automatisch mehr. „Wenn man mit dem Auto durch den Regen fährt, landen auch mehr Tropfen auf der Frontscheibe als auf der Heckscheibe.“

Gefährlich sind Sternschnuppennächte im Übrigen nicht. Nur ganz ganz selten fällt doch mal ein Bröckchen auf die Erde – das wäre dann ein echter Meteorit.

Der Baumkronenpfad in Beelitz-Heilstätten, Straße nach Fichtenwalde 13, ist bereits Samstagnacht zum Sternegucken länger geöffnet. Bis 23.30 Uhr kann man hier über den Wipfeln in den Himmel schauen. Der Verein Sternenfreunde Beelitz bringt Teleskope mit und erläutert, was es zu sehen gibt. Eintritt ab 9,50 Euro.

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