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Die Wohnungstauschbörse befindet sich in der Yorckstraße.

© Andreas Klaer

Wohnungstauschbörse eröffnet: Mit dieser Initiative will Potsdam den Wohnungsmangel bekämpfen

Seit Jahren ist sie geplant, jetzt ist sie da - die "Koordinierungsstelle Wohnungstausch". Die Initiative ist bundesweit einzigartig - und könnte somit zum Vorbild werden.

Von Carsten Holm

Potsdam - Wenn wahr ist, dass endlich gut wird, was lange währt, dann steht der Stadt Potsdam mit der am gestrigen Montag eröffneten „Koordinierungsstelle Wohnungstausch” ein großer Erfolg bevor. Vor vier Jahren hatte die Fraktion der Linken in der Stadtverordnetenversammlung beantragt, eine von der Stadt getragene Wohnungstausch-Zentrale einzurichten – doch die Mühlen der Verwaltung mahlten langsam.

Meier: Einrichtung "bundesweit einzigartig"

Die für die Bürger kostenlose Koordinierungsstelle ist eine von mehreren Komponenten des wohnungspolitischen Konzepts der Landeshauptstadt, der es wie anderen Kommunen erheblich an bezahlbarem Wohnraum mangelt. Sie sei, so pries Brigitte Meier (SPD), Beigeordnete für Ordnung, Sicherheit, Soziales und Gesundheit die Wohnungstauschbörse, „in dieser Form bundesweit einzigartig”. Gregor Jäkel, kommissarischer Fachbereichsleiter der Stadt für Wohnen und Arbeit, sprach denn auch von einer „guten Botschaft” und einem „freudigen Ereignis”.

Geöffnet ist an drei Werktagen

Die Räume der Koordinierungsstelle liegen optimal: Im Haus Yorckstraße 24 warten Mitarbeiter mitten im Zentrum ab sofort dienstags von 9.30 bis 13 Uhr sowie mittwochs und donnerstags von 13 bis 17 Uhr auf Potsdamer, die in eine andere Wohnung umziehen und dabei nicht die Hilfe von Maklern in Anspruch nehmen wollen oder können; eine Voranmeldung ist nicht erforderlich. Das Büro ist telefonisch unter Tel.: (0331) 23616471 oder per E-Mail unter wohnungstausch@kollektiv-stadtsucht.com erreichbar.

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Wohnungsunternehmen sollen zuarbeiten

Die Beigeordnete Meier und Joachim Faßmann vom Cottbusser Planungsbüro „kollektiv stadtsucht”, das von der Stadt mit der Organisation der Tauschbörse beauftragt wurde, trugen vor, wie die Stelle im Idealfall arbeiten könnte: Eine Familie braucht mehr Platz, als in ihrer Zweiraumwohnung vorhanden ist, gleichzeitig ist einer Witwe ihre Vierraumwohnung, in der sie seit Jahrzehnten lebt, zu groß geworden. Beide Mietparteien melden sich bei der Koordinierungsstelle und lassen sich darüber beraten, wie ein Tausch funktionieren könnte. Ein Augenmerk wollen die Koordinatoren darauf richten, dass Wohnungsbaugesellschaften ihnen zuarbeiten. Manche haben eigene Tauschbörsen, untereinander gibt es aber keine Abstimmung.

Börse berät zu Vorzügen eines Tauschs

Die Koordinierungsstelle findet etwa für ältere Potsdamer heraus, welche Vorzüge der Umzug in eine kleinere Wohnung hätte, selbst wenn sie nicht oder nicht viel billiger ist als die bisherige – ob es etwa eine günstigere Anbindung an den ÖPNV gibt oder ob die neue Bleibe zum Beispiel barrierefrei ist.  Wer seine Wohnung tauschen möchte, kann sich in der Koordinierungsstelle aber auch in finanziellen Fragen beraten lassen: Bis zu welcher Miethöhe etwa staatliche Mittel fließen können.

Einrichtung hat sich bereits herumgesprochen

Die Planer vom „kollektiv stadtsucht” haben immerhin schon 28 Kooperationspartner geortet, bei denen sie für ihr Anliegen werben können, darunter befinden sich die Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaften ebenso wie das Studentenwerk, die Unternehmen des Arbeitskreises Stadtspuren und die Wohnungsvermittlung der Stadt.

Bereits vor der offiziellen Eröffnung hatte sich unter manchen Potsdamern herumgesprochen, dass da am Stadtkanal eine Einrichtung entstehe, die Wohnungssuchenden helfen könnte. „Einige kamen einfach so zur Tür herein und erkundigten sich, andere kannten schon unsere E-mail-Adresse und schrieben uns”, sagte Projektmitarbeiterin Katharina Osbelt.

Finanzierung für die nächsten zwei Jahre gesichert

Aus dem Haushalt wird das Projekt in diesem Jahr mit 75 000 Euro gefördert, für 2021 stehen 130 000 Euro bereit, aber auch für 2022 gilt die Finanzierung als gesichert. Wegen des Mangels an Erfahrungswerten legt die Stadt die Messlatte für den Erfolg nicht allzu hoch.

Eine längere Anlaufzeit, während der die Mitarbeiter etwa auf Stadtteilfesten und in Nachbarschafts- oder Begegnungshäusern für ihr Angebot werben, wird ihnen zugebilligt. Im Juni, als das Projekt vorgestellt wurde, berichtete die Beigeordnete Meier von einer 2013 erhobenen Umfrage, in der die Zahl von tauschwilligen Mietern auf jährlich rund 300 geschätzt wurde. Eine solche Zahl, das weiß man in der Verwaltung, wäre ein sehr, sehr großer Erfolg. 

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