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© Andreas Klaer

Wohnungsnot: Potsdams Mieten steigen weiter an - 2011 wurden nur 558 neue Wohnungen gebaut

Der Befund ist wenig überraschend, beunruhigend aber allemal: Die Mieten in Potsdam steigen unaufhörlich an – und zugleich bleibt die Stadt hinter selbst gesteckten Zielen zurück, für genügend neue Wohnungen zu sorgen.

Das geht aus dem Wohnungsmarktbericht für das vergangene Jahr hervor, den Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos) nun vorgestellt hat. Das Fazit der Dezernentin klang ernüchternd: Allein werde die Stadt die steigenden Mieten nicht bremsen können – doch massive Hilfe von außen ist nicht zu erwarten.

Die Faktenlage ist eindeutig: Mindestens 1000 neue Wohnungen benötigt Potsdam pro Jahr, um dem steigenden Zuzug Herr zu werden – doch erhöhte sich die Zahl der Wohnungen 2011 nur um 558. Insgesamt sei das Angebot in den vergangenen fünf Jahren um rund 3300 auf knapp 84 800 Wohnungen gewachsen. Zugleich stieg die Zahl der Potsdamer um rund 8000 auf jetzt 158 000.

Vor allem durch das Bevölkerungswachstum steigen laut dem Bericht die Mieten. Die durchschnittliche Kaltmiete für den Quadratmeter habe sich seit 2006 von 4,56 auf 5,74 Euro erhöht. Für Neuvermietungen würden im Schnitt sogar 6,26 Euro für den Quadratmeter genommen. Damit stehe Potsdam inzwischen auf dem dritten Platz der ostdeutschen Städte mit den höchsten Mieten – knapp hinter Rostock und Jena. Spitzenreiter in Deutschland ist laut dem Bericht München mit Mieten bei 9,60 Euro pro Quadratmeter.

Um besondere Härten für Potsdamer mit wenig Geld zu vermeiden, setzt die Stadt auf ein bundesweit bisher einmaliges Vorhaben, mit dem das früher starre Modell der Sozialwohnungen ersetzt werden soll. So können einkommensschwache Haushalte seit 2011 eine flexible Mietenbindung beantragen, wie Müller-Preinesberger erklärte: Wird das bewilligt und eine neue Wohnung bezogen, zahlt die kommunale Bauholding Pro Potsdam den Ausgleich zwischen der eigentlichen Miete und dem 5,50-Euro-Richtwert der Stadt für einen sozialverträglichen Mietpreis. Nach frühestens drei Jahren müssen die Mieter dann nachweisen, dass sie weiterhin Unterstützung benötigen – bei den klassischen Sozialwohnungen war dies nicht vorgesehen. Dadurch sei mit der Zeit auch Menschen geholfen worden, die laut Müller-Preinesberger diese Hilfe gar nicht mehr benötigten. Mit dem neuen, flexiblen Modell würde zudem vermieden, dass Wohnblocks nur mit Sozialwohnungen entstehen. Rund 300 Haushalte würden das Modell inzwischen in Anspruch nehmen, hieß es weiter. Ausgelegt sei das Projekt für maximal 1200 Haushalte. Müller appellierte an das Land Brandenburg, das Programm auszuweiten. Zugleich sagte sie, dass die Zahl der klassischen Sozialwohnungen in Potsdam von jetzt rund 1250 in den nächsten Jahren wegen der auslaufenden Belegungsbindung bis 2014 auf unter 500 sinken werde.

Weitergehen soll der Bau von Wohnungen. Unklar blieb am Freitag, inwiefern in den kommenden Jahren die 1000er-Marke bei neuen Wohnungen erreicht werden kann. Laut Stadtverwaltung könnten insgesamt 6500 neue Wohnungen im Bornstedter Feld, am Hauptbahnhof und an der Heinrich-Mann-Allee sowie in Eiche und Golm entstehen. Kürzlich hatte allerdings auch Baudezernent Matthias Klipp (Bündnisgrüne) darauf verwiesen, dass Neubauprojekte für mehr als 1700 Wohnungen durch Proteste von Anwohnern blockiert würden oder zumindest umstritten seien. HK

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