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Alex kam mit seiner Mutter aus Kiew nach Potsdam.

© Andreas Klaer

Wohnraum für Geflüchtete gesucht: Potsdam will Vermittlung verbessern

Immer mehr Menschen aus der Ukraine brauchen neue Unterkünfte. Was die Stadt jetzt plant.

Potsdam - Potsdam will die Vermittlung von Wohnraum für Geflüchtete aus der Ukraine verbessern. Zusammen mit der Arbeiterwohlfahrt, der Wohnungstauschzentrale und ehrenamtlichen Helfern sollen Anbieter und Wohnungssuchende beraten, begleitet und unterstützt werden. Hintergrund ist, dass Hunderte Geflüchtete in Potsdam nur vorübergehende Unterkünfte haben. Teilweise sind sie in Hotels untergebracht worden, die aber mit Beginn der Saison die Zimmer wieder an Touristen vermieten wollen.

Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung sei noch immer sehr groß, sagte Potsdams Sozialbeigeordnete Brigitte Meier (SPD) am Donnerstag, auch die Bereitschaft Geflüchtete bei sich zu Hause aufzunehmen. „Das ist wirklich großartig.“ Zuletzt hatte man im Rathaus geschätzt, dass mehr als 1000 Geflüchtete auf diese Weise untergekommen sind. Allerdings eigne sich so manche Unterkunft auch nicht längerfristig. 

Potsdams Sozialbeigeordnete Brigitte Meier (SPD).
Potsdams Sozialbeigeordnete Brigitte Meier (SPD).

© Andreas Klaer

Bei der Stadt melden sich laut Meier zunehmend bisher privat untergebrachte Geflüchtete, die eine neue Bleibe suchen. Sollte eine Unterbringung in privaten Unterkünften nicht mehr möglich sein, egal aus welchem Grund, bitte die Stadt die Geflüchteten, in das FrontOffice 39 in der Behlertstraße 3a zur Beratung zu kommen.

Unterbringung der Geflüchteten ist eine Herausforderung

Klar ist, dass die Unterbringung eine Herausforderung wird. In den existierenden Gemeinschaftsunterkünften hatte es zu Beginn des russischen Angriffs auf die ganze Ukraine nur freie Plätze im niedrigen zweistelligen Bereich gegeben. Aktuell sind nach Rathausangaben 571 ukrainische Geflüchtete in Hotels, Pensionen und Jugendherbergen untergebracht, 59 Menschen in der Metropolishalle und 110 in der Biosphäre.

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Um längerfristig geeigneten Wohnraum zu vermitteln, hat sich die Stadt nun Partner gesucht. „Mit einem standardisierten Fragebogen haben wir die Angebote sondiert, die tatsächlich für längerfristige Unterbringung in Potsdam in Frage kommen“, so Meier. Von den mehr als 500 Mails, die zum Thema Unterbringung bei der Verwaltung eingegangen seien, habe es knapp 200 positive Rückmeldungen gegeben. Intern arbeite man bei der Koordinierung nun mit einer digitalen Lösung des Potsdamer Beratungs- und Designunternehmens D-Labs.

Koordinierungsstelle berät Anbieter

Die Koordinierungsstelle Wohnungstausch ist mit Vermietern von Einliegerwohnungen und ganzen Häusern in Kontakt. Ziel sei es, dass die Anbieter:innen mit ihren Fragen nicht allein gelassen und beraten werden. Bisher habe man Kontakt zu 60 privaten Anbieter:innen, so Anne Käding von der Koordinierungsstelle. Teilweise seien in diese Wohnungen bereits Geflüchtete eingezogen.

„Wir bekommen immer wieder die Rückmeldung, dass den Menschen, die Wohnraum zur Verfügung stellen können, der persönliche Austausch sehr wichtig ist. Viele Fragen, Unsicherheiten und auch Sorgen lassen sich im Gespräch häufig aufklären“, so Käding weiter. In den nächsten Wochen und Monaten können wohl auch einige Wohnungen aus Beständen der Potsdamer Wohnungsgenossenschaften vermittelt werden.

Anne Käding.
Anne Käding.

© Andreas Klaer

AWO hat Koordinierungsbüro Ehrenamt aufgebaut

Geht es nicht um ganze Wohnungen, sondern um Zimmer, ist die AWO im Spiel. Der AWO Bezirksverband Potsdam hat im Auftrag der Stadt ein Koordinierungsbüro Ehrenamt aufgebaut. Aus dem Pool der inzwischen über 500 registrierten Ehrenamtlichen für die Ukrainehilfe konnten 30 Freiwillige gewonnen werden, die die Zimmervermittlung organisieren. 

Bisher seien bereits gemeldete Zimmer inspiziert worden, sagte Vorstand André Saborowski. Die eingesetzten Ehrenamtlichen seien bereit, auch Einzug und Einleben zu begleiten. Man stelle sich das wie eine Patenschaft vor. Ab der nächsten Woche sollen die ersten Geflüchteten einziehen. Für jeden gibt es dabei auch mehrsprachiges Infomaterial.

AWO-Vorstand André Saborowski
AWO-Vorstand André Saborowski

© Andreas Klaer

Wer geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer mittel- und langfristig in Potsdam unterbringen möchte, kann sein Angebot über die Webseite der Stadtverwaltung in einem Formular eingeben. Dort sind auch weitere Informationen für die Unterbringung von Geflüchteten zu finden. Um die Kosten zu decken, wolle die Stadt eine Richtlinie des Landkreises Havelland sinngemäß übernehmen, so Meier. Darin sei auch Unterstützung für Miete und Nebenkosten geregelt. Das Brandenburger Sozialministerium müsse dem aber noch zustimmen.

Seit Russland den Krieg gegen die Ukraine am 24. Februar auf das ganze Land ausgeweitet hat, sind nach Rathausangaben in Potsdam 2563 aus der Ukraine geflüchtete Menschen bei der Ausländerbehörde registriert worden. Oft handele es sich dabei um Frauen mit Kindern, aber auch um ältere Menschen. Mittlerweile seien 2500 Krankenkassenkarten ausgestellt worden, so Meier. Es seien 1643 Anträge auf finanzielle Hilfen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz gestellt worden, über 1000 davon seien bereits ausgezahlt worden.

Angebote für die Unterbringung können unter https://egov.potsdam.de/umfrage/l/Unterkunft4Ukraine abgegeben werden

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