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Wohngebäude in Potsdam-West: Wohnen mit Seeblick

Das "Momper-Center" auf der Zielgeraden: Am Donnerstag wurde Richtfest für die Residenz "Havelwelle" gefeiert. Zu kaufen gibt es nichts mehr, die 102 Wohnungen werden vermietet. Aber es gibt auch Stress am Ufer.

Potsdam - Fast 200 Meter lang und mit unverstelltem Seeblick aus jeder der 102 Wohnungen: Am Donnerstag ist für die Yachthafenresidenz Havelwelle am Hafelufer hinter dem Kaufland Richtfest gefeiert worden. Damit kommt ein Projekt, das vor 23 Jahren geboren wurde, auf die Zielgerade. Im Sommer 2019 sollen die ersten Bewohner einziehen können, sagte der Potsdamer Architekt Rüdiger Flender. Seit Baustart 2017 laufe alles nach Plan, sagte er den PNN.

23 Jahre Vorlauf, immer wieder Verzögerungen

Das kann man von den Jahren davor nicht sagen. Entwickler Walter Momper, der frühere Regierende Bürgermeister von Berlin, erinnerte gestern an die bewegte Geschichte des Projektes auf dem Areal zwischen dem Yachthafen an der Kastanienallee und dem ehemaligen Elektrizitätswerk, auf dem nun bereits der Kaufland-Supermarkt und die Seniorenresidenz der Johanniter stehen – mit der Havelwelle wird die Entwicklung abgeschlossen. Auf rund 80 Millionen Euro beziffert Momper das Investitionsvolumen für alle drei Objekte. Immer wieder habe es unerwartete Probleme gegeben, so Momper: Von Alteigentümern, die plötzlich auftauchten und eine Rückabwicklung und Neuverhandlung der Kaufverträge nötig machten, über Auflagen vonseiten der Stadt zur Größe des geplanten Kaufhauses bis hin zur erfolglosen Käufersuche für die zunächst geplanten sechs Stadtvillen am Ufer.

Der Immobilienvermarkter Engel & Völkers, seit zwölf Jahren mit im Boot, machte schließlich mit Architekt Flender einen Neuanfang – es wurde zu dem Wohnriegel mit sieben Aufgängen umgeplant. Das Gebäude passe zur Umgebungsbebauung, erklärte Flender: „Das Ufer ist geprägt von Großformen“, sagte er mit Verweis auf Persius-Speicher und das Elektrizitätswerk. Momper dankte in seiner Rede dem Stadtplanungschef Andreas Goetzmann und der Linke-Fraktion im Stadtparlament, namentlich Ralf Jäkel, für die gute Unterstützung in allen Jahren.

Den Luxus-Wohnriegel hat ein Unternehmen aus der Oberpfalz gekauft

Der Wohnriegel ist bereits im Komplettpaket verkauft worden, wie Momper sagte: an das oberpfälzische Logistik-Unternehmen Witron. Interessierte können also „nur“ als Mieter einziehen. Auch das hat seinen Preis: Die Quadratmeterkaltmieten werden zwischen 11,50 Euro und 17 Euro liegen, sagte Günter Th. Fischer, der für Berlin Mitte und Potsdam zuständige Geschäftsführer von Engel & Völkers, den PNN. Er ist zuversichtlich, trotzdem Mieter zu finden. Das Objekt sei „so einzigartig“, dass potenzielle Mieter dann eher auf eine Immobilie als Kapitalanlage anderswo ausweichen, um in Potsdam zur Miete wohnen zu können, glaubt er. Es gebe bereits eine Liste von Interessenten, aber auch einige enttäuschte Kaufinteressierte, räumte er ein.

Beeindruckend ist das Haus mit seinen vier Geschossen plus Staffelgeschoss schon allein wegen seiner schieren Größe – rund 9000 Kubikmeter Beton und 1800 Tonnen Stahl wurden verbaut, 11 500 Quadratmeter Nutzfläche sind entstanden. Ein Plus ist die Lage am Wasser. Geplant wurde so, dass jede der 102 Wohnungen – die kleineren sind rund 60 Quadratmeter groß, die größten Penthouse-Wohnungen mehr als 200 Quadratmeter – direkten Seeblick haben wird, in zwei Fällen seitlich, wie Fischer erklärte.

Auch im Inneren soll es besonders edel zugehen, sagte Fischer. Luftige 2,90 Meter Deckenhöhe, Vollholzparkett, Heizung und Kühlung über die Decke und eine luxuriöse Ausstattung in den Bädern seien vorgesehen. Zudem gibt es eine Tiefgarage mit 130 Stellplätzen. Auch ein Steg mit Bootsliegeplätzen und einem sogenannten „Badeloch“ – einer Art Pool in der Havel – soll künftig dort entstehen.

Ordnungsamt und Polizei räumten das städtische Ufergelände

Das indes freut nicht jeden: Die Potsdamer Initiative „Kein Ausverkauf der Potsdamer Mitte“ berichtete im sozialen Netzwerk Facebook von einem Protest gegen den Bootsanleger am Dienstagabend, der Ordnungsamt und Polizei auf den Plan rief.

Ein Stadtsprecher sagte auf PNN-Anfrage, dass das Ordnungsamt am Dienstag um 12.36 Uhr von einem Bürger über Camper am Uferweg informiert wurde. Mitarbeiter des Ordnungsamtes hätten dann dort teils alkoholisierte Jugendliche angetroffen, die einer Aufforderung zum Verlassen des städtischen Geländes bis zum Abend nicht nachgekommen seien. Kurz vor 20 Uhr sei die Polizei zur Verstärkung gerufen worden, 20.30 Uhr ein Platzverweis ausgesprochen und der Platz geräumt worden. Die Polizei bestätigte das den PNN. Man habe zehn campende Personen angetroffen. Dass es sich um einen Protest gehandelt habe, sei nicht ersichtlich gewesen – und hätte auch angemeldet werden müssen, betonte der Stadtsprecher. Einer der Camper sei so alkoholisiert gewesen, dass er „ohne Fremdeinwirkung“ gestürzt und sich am Kopf verletzt habe, sodass ein Krankenwagen gerufen werden musste. Ein anderer sei beim Versuch, sein Fahrrad zu nutzen, gegen ein Ordnungsamtsauto gefahren.

Dieser Darstellung widersprachen die Aktivisten am Freitag. Man habe ein Müllsammel-Projekt durchgeführt, sagte Initiator Florian Marsch den PNN. Dabei habe man zunächst Müll gesammelt und dann mit Kindern gebastelt. Ähnliche Projekte habe er seit etwa einem Monat an der Stelle angeboten und zuvor unter anderem bereits am Luisenplatz und Bassinplatz durchgeführt. Mit der Müllsammel-Aktion wolle man freie Räume beleben, es gehe nicht um einen offiziellen Protest. Auch den aufgetretenen medizinischen Notfall erklärt Marsch anders als die Stadt: Eine Beteiligte habe, möglicherweise aus Stress, einen epileptischen Anfall erlitten, sagt Marsch. Sie sei mittlerweile wieder entlassen worden.

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